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Braunschweig: "Discoland" in Nazihand? Kundgebung des Bündnis gegen Rechts

Samstag * 22. Juni 2002 * 14 Uhr * Friedrich-Wilhelm-Platz *
Braunschweig


Seit Monaten gehen zahlreiche Aktionen und Angriffe auf das Konto dieser
Clique, die sich auf ihrer (inzwischen nicht mehr erreichbaren) Homepage
"Kameradschaft Skinheads Braunschweig" nennt. Auf ihrer Homepage
präsentieren sie sich auf Photos mit "Hitlergruß" und
schwarz-weiß-roter Fahne auf einem Spielplatz am Madamenweg.
Verantwortlich ist die Bande für zahlreiche Überfälle nicht nur im
westlichen Ringgebiet. Unterstützt werden sie dabei regelmäßig von
Nazis aus anderen Städten, z.B. aus Magdeburg, Peine und
Wolfenbüttel. Dabei sind besonders die Punks, die sich am Park vor dem
Bahnhof treffen, immer wieder Ziel ihrer Angriffe.

In letzter Zeit ist die Bande auch in der Innenstadt unterwegs. Als
Treffpunkt dient ihnen dabei eine Wohnung in der Wallstraße 41/42.
Jeder, der ihnen in die Quere kommt und dem "Schönheitsideal" dieser
dummdeutschen Nazis nicht entspricht, gerät in Gefahr, von diesen
zusammengeschlagen zu werden.20

15 saufende Nazi-Kids?

Für die Polizei handelt es sich bei der Clique lediglich um "Rechte
Jugendliche", die sich auf einem Spielplatz am Madamenweg treffen,
"meist um Bier zu trinken ... Einschließlich der Mitläufer habe man
es in Braunschweig mit etwa 50 polizeibekannten Rechtsgerichteten zu
tun." (BZ vom 22.12.2001). Noch vor einem Jahr sprach die Polizei sogar
von nur 15 Nazis, die es in Braunschweig gäbe.20

Doch handelt es sich hier nicht um irgendwelche durchgeknallten
Jugendlichen. Zu der Gruppe gehören auch Nazis die seit Jahren in der
rechten Szene aktiv sind und die gezielt versuchen
Organisationsstrukturen aufzubauen bzw. die Anbindung der Jugendlichen
an die NPD und ihre Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN)
voranzutreiben:

- Ingo Zimmermann (18 Jahre) wohnt in der Wallstraße 41/42. Seine
Wohnung dient häufig als Treffpunkt für die Nazis. Von dort aus
ziehen sie immer wieder in größeren Gruppen durch die Innenstadt. Am
30.10.2001 wurde am John-F.-Kennedy-Platz ein Flüchtling von zwei
Männern angegriffen: "Gegen 7.35 Uhr waren die beiden Neonazis auf
einen 32 Jahre alten Asylbewerber aus Zaire losgegangen. "Ich mag
deine Hautfarbe nicht", pöbelten sie den Vater zweier Kinder an, als
er seinen achtjährigen Sohn zu Schule begleitete. Unmittelbar nach den
ersten Beschimpfungen schlug einer der beiden 18-Jährigen, ein
Braunschweiger, zu" (BZ vom 31.10.01). Der 18-jährige Braunschweiger
war Ingo Zimmermann.

- Michael Weinberg (von seinen "Kameraden" zärtlich "Schnecko"
genannt) wohnt am Madamenweg 12, ist Mitglied der NPD und soll von
dieser nach Braunschweig geschickt worden sein, um die am Boden liegende
Parteiarbeit in der Stadt wieder in Gang zu bringen. Nach außen hin
gibt sich der 28-jährige NPD-Mann gerne moderat und versucht sich ein
"Saubermann"-Image zu verpassen: Gegenüber der Braunschweiger Zeitung,
die ihm einen eigenen Artikel widmete, äußerte er, dass er "Adolf
Hitler nicht nachtrauere, der Holocaust nicht zu leugnen sei. Er
schätze arbeitende Ausländer, verachte nur 82Sozialschmarotzer92
... Mit den "Studenten", wie er die Ökoscouts nennt, könne man
ja mal reden. Rechte und Linke reden zu wenig miteinander. Er würde
moderieren." (BZ vom 22.12.2001) Dumm von ihm, daß er sich
ausgerechnet einen Tag nach diesem Interview dabei erwischen ließ, wie
er mit der Clique vom Madamenweg mit "Sieg Heil" Geschrei durch das
westliche Ringgebiet zog. Und auch am 20. April 96 dem Geburtstag von
Adolf Hitler 96 ließ er es sich nicht nehmen zusammen mit zahlreichen
anderen Nazis in der Gaststätte "Gabis Biertreff" in der
Husarenstraße zu feiern. Weinberg selbst hält sich bei
Auseinandersetzungen meist zurück. Dafür hat er ja seine
"Schläger" und "Nachwuchs-Faschisten". Er selbst sorgt lieber für
die entsprechende ideologische Beeinflussung der Gruppe und deren
Anbindung an die NPD. Und so verteilt die Gruppe in letzter Zeit immer
wieder Flugblätter dieser Partei im westlichen Ringgebiet in
Briefkästen und an Autoscheiben. An Aufmärschen, wie z.B. am
01.12.2001 in Berlin gegen die Ausstellung über die Verbrechen der
Wehrmacht sind regelmäßig Personen aus der Gruppe um Weinberg
beteiligt.

- Holger Meier (30 Jahre) ist seit Jahren in der Braunschweiger
Nazi-Szene aktiv. Wegen seiner Kontakte zur (heute verbotenen)
Nationalistischen Front (NF) ermittelte Anfang der 90er Jahre die
Polizei wegen "Bildung einer terroristischen Vereinigung" gegen ihn.
Später war er eine "Führungsperson" der "Nationalpolitischen
Koordination/Freundeskreis Braunschweig" (NPK). Diese sollte eine
Koordination von Gleichgesinnten aus Braunschweig und Magdeburg sein.
Treffen der NPK fanden u.a. im Gartenverein "Lange Wanne" statt. Zur NPK
gehörten u.a. auch Jens Dreyer (jahrelanger JN-Funktionär), Mario
Arnswald (früher bei den inzwischen verbotenen Organisationen FAP und
NF), Uwe Mokry (davor Mitglied der NF). Ziel dieses Zusammenschlusses
war es unter anderem, Nazi-Organisationen wie die "Nationale Liste" (NL)
zu unterstützen. Am 8.5.1993 war Holger Meier (zusammen mit Jens
Dreyer und Mario Arnswald) bei einem Angriff von ca. 100 Nazis auf ein
Fest der Kulturen im Jugendzentrum "Schlachthof" in Aurich beteiligt.
Die Nazis hatten sich zuvor bei einer Versammlung der "Nationalen Liste"
in einer Gaststätte in Oldenburg versammelt. Bei dieser Versammlung
waren Nazis aus dem ganzen Bundesgebiet anwesend, darunter auch
führende Kader, wie z.B. Christian Worch aus Hamburg, der heute als
"Führungsperson" der "Freien Nationalisten" und "Freien
Kameradschaften" gilt. Beim Überfall auf die Diskobesucher vor dem
Tempel X war Holger Meier ebenfalls beteiligt.20

Mit Angriffen gegen alle, die ihrem (Alp-)Traum vom "Großdeutschen
Reich" entgegenstehen, versuchen die Nazis sich als Machtfaktor auf der
Straße zu etablieren. Ob Punks, MigrantInnen, Skater, Rapper,
nicht-rechte Skins, Linke, Antifas, oder eben Besucher einer Discothek
wie des Tempel X, die statt im Gleichschritt zu marschieren lieber
Spaß haben wollen und abtanzen, sie alle sind dabei ihre erklärten
"Feinde". Den Madamenweg haben sie mit Plakaten mit der Aufschrift "Das
ist unser Viertel!" - größenwahnsinnig wie sie sind - bereits zu
ihrem "Gebiet" erkoren. Nun scheint es ihnen darum zu gehen auch in der
Innenstadt, vor allem im Kneipen- und Discodreieck rund um den
Friedrich-Wilhelm-Platz, durch Angriffe ihnen unliebsame Menschen
einzuschüchtern und von dort zu vertreiben. Wenn den Nazis nicht
schnell und deutlich gezeigt wird, daß sie auch hier unerwünscht
sind, werden sicher in Zukunft noch häufiger Disco- und
KneipenbesucherInnen keinen lustigen Abend verbringen, sondern von den
Nazis aufs Maul bekommen. Einfach nur weil ihnen die Hautfarbe, die
Klamotten, die Haarlänge, die Musik oder sonst was nicht passten.
Dagegen hilft nur eins: sich gemeinsam zur Wehr setzen und nicht
wegschauen !!!!

Kein Fußbreit den Faschisten !!!

Bündnis gegen Rechts c/o Carl-von-Ossietzky-Zentrum * Leopoldstr. 23 *
38100 Braunschweig

Samstag * 22. Juni 2002 * 14 Uhr * Friedrich-Wilhelm-Platz *
Braunschweig

 

11.06.2002
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