nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Cottbus: Abschluss des CrossOver Summercamps

Abschluss des CrossOver Summercamps

Am heutigen Sonntag endete das 1. CrossOver Summercamp in Cottbus. Cirka 350 Menschen aus verschiedenen euopäischen Ländern diskutierten
eine Woche lang über das Zusammenwirken verschiedener Macht- und
Herrschaftsverhältnisse wie Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus etc. In
unterschiedlichen Workshops wurden diese Thematiken auf theoretischer Ebene
behandelt, woraus sich verschiedene symbolische Aktionen in und um Cottbus
entwickelten.

So beschäftigten sich die TeilnehmerInnen des Camps mit dem rassistischen
Überfall auf einen Kubaner, der am 03.08.02 an einer Cottbusser DEA-Tankstelle
attackiert worden war. Dort treffen sich regelmäßig Gruppen von Neonazis -
auch die mutmasslichen Täter. Freitag Abend wurde die Tankstelle in einer
erfolgreichen Aktion von etwa hundert CampteilnehmerInen besetzt, wobei mit
Flugblättern auf die Hintergründe der Aktion aufmerksam gemacht wurde. Mit der
Besetzung der Tankstelle wurde ein seit zwei Jahren von Neonazis okkupierter und
terrorisierter Raum - symbolisch und temporär- zurückerobert, um gegen die
gesellschaftliche Akzeptanz von Naziorten und rassistische Gewalt zu
protestieren.

Einige Tage zuvor gab es Workshops zum Thema "Konstruktion von
Geschlechtern". Um zu zeigen, dass die Aufteilung in "männlich" und "weiblich" sozial
konstruiert ist und um auf die Geschlechternormierungen, die sich z.B. in
geschlechtsspezifischen Dresscodes ausdrücken, aufmerksam zu machen, wurde am
nächsten Tag bei der Modekette H&M eine öffentlichkeitswirksame Aktion
veranstaltet. Die Frauen- und Männerabteilung wurden vertauscht, indem die Kleidung von
der einen in die andere gebracht wurde. Männer zeigten gegenüber
FachverkäuferInnen Interesse für Frauenkleidung und Frauen für Männerkleidung. Weiterhin
liessen sich bei der Drogeriekette "Müller" nackte Menschen über Parfüm und
Nagellack beraten. Damit wurde einerseits die Sexualisierung menschlicher
Körper angesprochen, andererseits wurde auf die gesellschaftliche Kodierung der
nachgefragten Artikel als weibliche Artikel verwiesen und vorherrschende
Schönheitsideale kritisiert.

Das Camp hatte den Anspruch, Herrschaftsverhältnisse bewußtzumachen und in
die öffentliche Diskussion einzubringen, gerade auch durch kreative,
symbolische Aktionen. Obwohl das Camp von der günstigeren Lage in der Stadt zum
Stadtrand verlegt wurde und somit viel von seiner Aktionsfähigkeit einbüssen
mußte, konnten dennoch viele Aktionen in die Stadt getragen werden. Leider
schienen die Inhalte trotz guter Vorbereitung nicht immer vermittelbar.

Zum Abschluss des CrossOver Sommercamps versammelten sich am gestrigen
Samstag, den 10.08.02, etwa 100 CampteilnehmerInnen auf dem Vorplatz der
Stadthalle zu einer Kundgebung mit dem Schwerpunkt "Arbeit, Gender und Migration". In
einem Redebeitrag wurden nocheinmal die damit verknüpften
Herrschaftsstrukturen und ihr unweigerlicher Zusammenhang thematisiert. Anschliessend zogen sie
demonstrierend durch die Cottbusser Innenstadt und kehrten dann zum Camp
zurück, das anschliessend aufgelöste wurde.

Pressegruppe CrossOver Summercamp

e-mail:  summercamp@squat.net
web:  http://summercamp.squat.net/

 

11.08.2002
CrossOver Summercamp   [Aktuelles zum Thema: Gender & HERRschaft]  [Schwerpunkt: Campen 2002]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht