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Thu Jul 27 03:13:30 1995
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Absender : TELEGRAPH@VLBERLIN.comlink.de (telegraph)
Betreff : Re: Skinheads von Rechts
Datum : So 07.05.95, 15:30
Skinheads von Rechts
Kurzer Abriss ueber die Entstehung von Nazi-Skins und ihr Weg bis heute
Noch immer haelt sich in der Bevoelkerung
die Maer von den
ausschliesslich rechtsgerichteten,
gewalttaetigen,kinder-
fressenden Skinheads (engl. f. Hautkopf oder
Glatzkopf)
und selbst in den angeblich so aufgeklaerten, vorurteilsfreien,
solidarischen Linken haelt man auch heute teilweise fest
an dem Bild des
boesen, ausschliesslich faschistischen Skin.
Zu guten alten Vorwendezeiten
galt lange Zeit in der westdeutschen
und westberliner Antifa-Bewegung die
sogenannte 80%-Regel: Jedem,
der eine Glatze hat, auf den Kopf hauhen. 80%
sind dabei Nazis und
die restlichen 20% haben Pech gehabt. Im nachfolgenden
Artikel
moechte ich etwas ueber die Entstehung der Skinheadbe-
wegung
schreiben und ueber den Weg eines Teils dieser Bewegung
nach rechts. Im
letzten Teil gehr es zum die neue Bewegung der
Hammerskins. Dies waere
nicht moeglich gewesen, haetten uns nicht
Journalisten-Kollegen und
Antifaschisten ihr Material zur Verfuegung
gestellt. Dafuer bedenken wir
uns.
Die Urspruenge der Skinheadbewegung
Die Urspruenge der
Skinhead-Bewegung liegen in der Karibik.
Dort entstand
in den 60igern, in
den Armen - Gettos und Elendsvierteln der
Staedte eine farbige
Protestbewegung. Wie jede Bewegung hatte auch
sie ihre eigene Musik -
Reggea und Ska. Westindische Einwanderer
brachten dann diese Musik nach
Grossbritannien.
Auch hier waren es hauptsaechlich schwarze und weisse
arbeitslose Jugendliche aus den Slums, den Docks, den Gettos der
Grossstaedte die sich 1968/69 Skinheads nannten, sich die Schaedel
kahl
rasierten, Werftarbeiterschuhe der Marke Dr. Martens anzogen,
Jeans,
Dunky-jakets oder Bomberjacken trugen. Sie tanzten nach
der Musik der
Einwander von den westindischen Inseln. Es entstand
ein proletarisches
Bewusstsein. Ihr Widerstand und ihre Wut richtete
sich gegen das britische
Establishment. Skins waren ueberall dort, wo
es darum ging Streikposten zu
stellen, Demonstrationen zu schuetzen.
Doch bald verschwanden sie von der
Bildflaeche. Mitte der Siebziger tauchten sie wieder auf. Zur gleichen
Zeit boomtedie Punkbewegung. Oi-Musik entstand. Eigentlich als Binde-
glied
zwischen Punksund Skinheads gedacht, wurde sie jedoch von den
meisten Punks
abgelehnt. Die
beiden Jugendkulturen entfernten sich voneinander. Auf
Konzerten kam
es immerwieder zu Schlaegereien zwischen Punks und Skinheads.
Durch ihre simple Brutalitaet waren Skinhead schnell verpoent
und vonder
Presse diffamiert. Sie wurden zu Aussenseitern der
Gesellschaft.Auch
diebritische Linke wollte nichts von ihnen wissen.
In ihrer Wut richtete
sich dieGewalt der Skins mehr und mehr gegen
die, die noch schwecher und
ausgestossener waren als sie - die aus-
laendischen Zuwanderer. Das
vormalige Klassenbewusstsein verwandelte
sich mehr und mehr zu einem
Rassenbewusstsein.
Viele alte Skins die davon nichts wissen wollten zogen
sich zurueck,
liessen sich die Haare wieder lang wachsen. Einige nannten
sich Red-
Skins um sich abzugrenzen. Mitte der Achtziger dann entstand mit
SHARP
(Skinheads gegen Rassismus) der Versuch einer antirassistischen
Gegen-
bewegung, um die Skinheadswieder zurueck zu den Urspruengen zu
bringen
und den Irrweg von Rassismus und Faschismus zu beenden. Mittlerweile
ist
diese Bewegung weltweit aktiv.
Die Stunde der faschistischen
Parteien
Die ploetzliche rassistische Entwicklung vieler Skinhead weckte
Interessebei den britischen Faschisten. Ploetzlich war da ein
Potential
voller Entschlossenheit, Gewaltbereitschaft, das
auszunutzen sich lohnen
wuerde. Von allen verstossen, griffen
viele Skins nach der scheinbar
einzigen Hand, die ihnen von der
britischen Nazi-Organisation "National
Front (NF)"
entgegengestreckt wurde. Eine traurige Allianz begann, die
die
Skinheadbewegung bis heute vollends diffamieren sollte. Die Urspruenge
galten nun erst recht nicht mehr. Dieser Trend setzte sich in allen
westeuropaeischen Laendern, in denen es Skinheds gab, also auch in
Deutschland, fort. Immer mehr faschistische Organisationen erkannten
das
Potential, welches in der Skinheadbewegung steckte und versuchten
es fuer
sich zu gewinnen.
In Deutschland war es als erster Michael Kuehnen,
Leitbild
der Deutschen Neonaziszene. 1983 in einem Interwiev danach
gefragt,
wo er neue Anhaenger rekrutieren wolle, antwortete er: "Unter
den
Skinheads und Fussballfans, die uns sehr helfen, aber politisch
natuerlich noch nicht ganz zu uns gehoeren." Bereits 1982 wurde
dies
von ihm als neue Strategie im Rundbrief seiner Organisation
"Aktions-
front Nationaler Sozialisten (ANS)", "Die innere
Front", Nr.5 als klar
abgestecktes Ziel formuliert: "Unter den
Fans und Skinhads neue Mit-
kaempfer zu gewinnen." Die Idee war
einfach. Viele Skinheads waren
regelmaessig unter den Fan-Gruppen der
verschiedenen Fussball-Stadien
anzutreffen. Man musste also nur in die
Fan-Kurven einsickern und die
dort vorhandene explosive Stimmung durch
spezielle Fan-Clubs buendeln
und in die gewuenscht Richtung lenken. Wer sich
prugeln kann, konnte
schnell in der Hierachie aufsteigen, den Ton angeben
und andere mit
sich reissen. In den Anfaengen klappte auch alles ganz
wunderbar.
Das Paradebeispiel dafuer enstand in Dortmund. Mit der
beruemt-
beruechtigten "Borussenfront" existierte eine der wenigen
wirklich
geschlossenen FAP-Kammeradschaften. Unter Fuehrung von
Siegfried
(SS-Siggi) Borchert, bis zum Verbot stellvertretender
Bundesvor-
sitzender der FAP, beherrschte die Borussenfront ueber Jahre
hinweg
die Fankurve von Dortmund und praegte das Bild des Borussen-Fans.
In
Berlin waren es die Herta BSC-Fan-Clubs "Endsieg" und "Zyklon
B",
die unter der massgeblichen Fuehrung von Berliner Kadern der
Nationalistischen Front standen. Und so konnte man dann am 30.09.1983
im
"West-Kurier" lesen: "Nach einer kuerzlichen Mitteilung der
Hamburger Innenbehoerde sucht der 1982 aus der Haft entlassene
Neonazi
Michael Kuehnen zur Zeit verstaerkt Kontakte zu Mitgliedern
der
Fussball-Fanklubs und den `Skinheads . Dem Verfassungsschutz liegt
unter
anderem ein `Informationsbrief zur Lage der Nation vor,
indem Kuehnen seine
Anhaenger auffordert, bundesweit unter `Skinheads-
und `Fussballfans aktiv
zu werden.
Zur Europameisterschaft 1988 erlangte die Mobilisierung in den
Stadien ihren Hoehepunkt. Es gelang kurzzeitig
vereinsuebergreifend
deutsche Fans unter einen Hut zu bekommen. Doch nach
der EM war
endguelt ig Ruhe. Viele Skinheads zogen sich aus den Stadien
zurueck.
Ihn en waren die Fanblocks zu lau geworden und zu sehr
ueberwacht.
Viele Fa n dagegen wollten mit Faschisten in ihren Reihen nichts
mehr
zu tun haben. Es kam hin und wieder auch dazu, dass Nazi-Kader von
Fans
und Skins Pruegel bezogen, die keine Lust mehr hatten, fuer ein
paar Kisten
Bier Saalschutz zu spielen. Hinzu kam, dass vielen das
stramme
Parteileben,
Aufmaersche, Flugblattverteilen, Parteivertsammlungen
und vor allem
bedingungslose Disziplin und Gehorsam zu viel waren. Das war nicht ihre
Welt.
Das Auseinanderdriften von Hooligans und Skinheads entzog
den
Naziorganisationen sehr schnell den Boden unter den Fuessen. Zwar
gab es
weiter Nazi-Skin-Gruppen in den Stadien, aber der 1982/83
formuliert e und
erhoffte Mobilisierungserfolg war ausgeblieben. Der
letzte Bundesvorsitzende
der Nationalistischen Front (NF) und jetzige
Fueh rer der
Nachfolgeorganisation Sozialrevolutinaere Arbeiterfront
(SrA), stieg 1988
frustriert aus der Skin-Bewegung aus. In einem
Interview sagte er dazu:
"Zu Skins und Hools halte ich nur dann
Verbindung , wenn sie wirklich
politisch aktiv sind." Pohl war bis zu
seine m Ausstieg, bei den oben
bereits erwaehnten faschistischen
Herta-Fan- Clubs aktiv, trommelte in der
Nazi-Skin-Band "Kraft durch
Froide " und gab das Skin-Fanzine
"Attacke" herraus. Ausserdem bemuehte
sic h Pohl zwischen 1983 und
1985 aktiv um Skin-Anhang des Ostberliner
Fuss ballclubs BFC Dynamo.
Aber
auch die Ideologen der "Neuen Rechten" interessierten sich
in
dieser Zeit fuer die Skinheads. So schrieb der Herausgeber der neur
echten
Nazipostille "Nation und Europa", Peter Dehoust, 1987 im
Vorwort
seines Themenheftes "Skinheads. Buhmaenner der
Jugendkultur": "Wir
muessen u ns dieser jungen Deutschen annehmen
und froh sein, dass es
nich tangepasste junge Deutsche gibt. Unsere Aufgabe
ist es, sie fuer
das Volksganze und einen freiheitlichen Rechtsstaat zu
gewinnen, zu
versu chen, ihnen den Weg dahin zu zeigen." Parallel zum
Versuch,
Skinheads zum Eintritt in faschistische Parteien und
Organisationen zu
bewegen, keimte die Idee, ueber die kulturelle
Identifizierung der
Skinheads faschistisch ideologisierte
Skinhead-Gruppierungen zu
schaffen und durch diese eine mit rechtsextremen
Ideologien verbraemte
Musikkultur innerhalb der Skinheadbewegung zu
schaffen. Sie sollte
massiv in die OEffentlichkeit treten und den Anschein
erwecken,
Skinhead sein, hiesse Rechts sein.
Blood and Honour
Ein schon
laenger bekannter Versuch der Vernetzung rechter Skinheads,
der in den
letzten Jahren des oefteren fuer Schlagzeilen gesorgt hatte,
ist das, in
Grossbritanien beheimatete, europaeische Netzwerk "Blood
and
Honour" (zu deutsch Blut und Ehre) des 1993 durch einen Autounfall
zu
Tode gekommenen Chefs und Saengers der
Nazi-Skin-Cult-Band
"Screwdriver", Ian Start Donaldson. Ausserdem
wird ein gleichnamiges
Fanzine herausgegeben, welches ebenfalls europaweite
Verbreitung hat.
Den offizellen Vorsitz bekleidet das Mitglied der
faschistischen
"British National Party (BNP)". Doch eigentlich
leitete Donaldson das
Netzwerk aus dem Hintergrund. Hauptaufgaben des
Netzwerks sind, die
Organisierung, einer Europaweiten Zusammenarbeit der
verschiedenen
rechten Skingruppen. Dazu dient das vom "Blood And
Honour"
herausgebrachte gleichnamige Fanzine, um, europaweit
rassistische,
faschistische und antisemitische Hetze in die
Skinheadbewegung zu
streuen. Ausserdem wird versucht moeglichst viele
Nazirock-Bands zu
einer Art Konzertagentur zu vereinen. So sind unter
anderem im Blood
and Honour Netz Nazi-Bands wie "No remorse",
"Brutal Attack",
"Skullheads". Deutsche Bands wie
"Endstufe" und "Stoerkraft" stehen
dem Netz seit Jahren
nahe. Ausserdem betreibt das Netzwerk einen
florierenden Vertrieb. Durch
die Produktion von Platten, Cassetten,
CDs, Poster der Waffen-SS, T-Shirts,
Buttons, Aufnaeher und anderem
Zubehoer nimmt der offizielle
Nazi-Musikverlag "Rebelles Europeens
in Brest/Frankreich, Tausende von
Mark ein. Einige Platten werden
auch in Bruehl, Westdeutschland, von
Rock-a-Rama produziert. Den
Vertrieb eines immer mehr wachsenden Marktes
besorgt die Firma Thunor
Services, in London.
"Blood And Honour"
hat guten Kontakt zu Naziorganisationen
weltweit, speziell in Schweden.
Dort baute Ian Stuart Donaldson ab
1988 das Nazi-Netzwerk "Storm"
auf. Zum Storm-Netz gehoert seit Anfang
der neunziger Jahre die schwer
bewaffnete Terrorgruppe "Vit
Ariskt Mostand (VAM)", zu deutsch
"Weisser Arischer Widerstand",
hinter der,bis zu seinem Tod als
Schluesselfigur Donaldson stand.
Weitere Kontakt pflegt "Blood And
Honour" zu Klu Klux Klan-
Gruppen inden USA, aberauch zu
Naziorganisationen in Deutschland.
1991 zetteltedie Securityvon Donaldsons
Band "Screwdrever" vor einem
Konzert der "Deutschen
Alternative" in Cottbus schwere
Ausschreitungen an, Infolge dessen 56
Personen von der Polizei
verhaftet wurden, unter ihnen vier von Donaldsons
Security-Leuten.
Nach Holland gibt es Kontakte zu dem einzigen
Nazi-Skin-Magazin "Hou
Kontakt". Die Macher Martin von der Grind
und Frankie Kattenburg ver-
suchen seit einiger Zeit ueber das Fanzine ein
internes Netz
innerhalb der etwa 350-450 niederlaendischen Nazi-Skins zu
schaffen.
Vor allem versuchen sie das durch die Organisation von Konzerten,
auf
denen auch die "Blood And Honour"- Bands "No
Remorse" und
"Skullheads" spielten. Ausserdem fanden 1992 ein
Skin-Treffen in
Amsterdam und Utrecht statt. Am Randedes ultarechten
Treffens wurden
fuenf Nazi-Skins von der Polizei verhaftet, weil sie am
Bahnhof einen
Schwarzen zusammengeschlagen hatten. Unter den Verhafteten war
"Blood
and Honour" - Chef Donaldson.
In Grossbrittanien
veranstaltet "Blood and Honour"
regelmaessig "Rock Against
Communism". Donaldsons versuchte am 27.Mai
1989 in London ein riesiges
internationales Konzert zu organisieren,
das wie er selbst sagte, eine
Antwort auf die ganze Aggression der Juden
und Roten sein sollte. Das wurde
durch die Gegenaktionen der britischen
Antifaschistischen Aktion verhindert.
Nachdem erreicht wurde,
dass die Londoner Bezirksverwaltung des Stadtteils
Camden den
Veranstaltungsort kuendigte, lieferten sich am Hyde Park etwa
1000
Antifaschisten mehrere Stunden eine Strassenpruegelei mit den aus
ganz Europa zusammengekommenden Nazi-Skin. Der Versuch, zwei Zuege mit
ein
paar hundert Nazi-Skins nach Northfleet zubringen, um das Konzert
dort
durchzufuehren, wurde von der Polizei am Zielort unterbunden.
Die Zuege
fuhren wieder zurueck. Ein beteiligter Nazi aus Hamburg
beschrieb den Tag
so: "Ich habe fuer den Flug Hin und Zurueck bezahlt,
und das
Konzertticket, ich kam zum Hyde Park und die Juden und
Kommunisten haben
mich verpruegelt und ich kann mein Geld nicht
zurueck kriegen. Jetzt haben
sie mich ueber eine Meile vom Bahnhof
weggeschickt um von euren Bullen
gejagt zu werden. Nehmt Ian Stuart
in die Zange.
Hammerskins - Die neue
Bewegung
Wir druckten einen Text ueber tschechische Hammerskins im
"telegraph"
Nr.10/94 ab. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht
bewusst, was
sich dahinter verbirgt.
Die Hammerskin-Bruderschaft ist ein
Netzwerk ganz anderer Art, das
mitlererweile auf der ganzen Welt existiert.
Das Netz vereint
verschiedenste Komponenten der vorher beschriebenen
Nazi-Skin-Netze.
Die Hammerskin-Idee kommt aus den USA. 1986 gruendeten zwei
Maenner
namens Wollin Lange und Scan Tarret in Dallas/Texas diese
Bewegung
mit dem Ziel, alle nationalistisch eingestellten Skinheads der
USA
zusammenzufuehren. Der Name leitet sich angeblich davon ab, dass in
der
USA der Hammer das Zeichen der weissen Arbeiter sein soll. Das
Symbol der
Hammerskins sind zwei gekreuzte Zimmermanshaemmer in einem
auf die Spitze
gestellten Viereck. Es soll nach Richtlinie auf dem
linken Unterarm,
moglichst auf einer Bomberjacke getragen werden.
Um die Ausbreitung unter
Kontrolle zu halten wurden die
Organisation in einen Nordteill und einen
Suedteil aufgegliedert und
zum Verband Northern Hammerskins/Division. Etwas
spaeter weitet sich
das Netz nach Kanada aus. Dort heissen sie
Hammer-Skins/Division
Canada -Amerika/Northern Hammerskins. Im Laufe der
letzten Jahren
breitete sich das Netz weltweit aus. Dabei wurde das Netz
kontinental
ebenfalls in Divisonen, in National, in
Hammerskin-Nations
untergliedert. Bekannt sind derzeit Southern Cross
Hammer
Skinhead/Divison Australia, und eine Hammerskin Division Europa.
In
Europa s ind Hammerskin-Nations bekannt in der Schweiz, in
England,
Frankre ich, Tschechien und natuerlich in Deutschland. Die
einzelnen
nation alen Untergruppen nennen sich Sektionen
In Deutschland
soll es Hammerskins bereits seit eineinhalb bis zwei
Jahren geben. Es sind
zwei Untergruppen bekannt, eine
Berlin/Lichtenberg un d Brandenburg und eine
in Sebnitz/Sachsen.
Interessan t ist, dass der Kontakt der Berliner und
Brandenburger
ueber das Postfach der Partei "Die Nationalen"
laeuft. Hinter den
Nationalen verbirgt sich ein Wahlbuendnis aus Deutsche
Liga,
Nationalistisc he Front, NPD und Wiking Jugend. Schon hier wird
klar,
dass d iese Bewegung eng mit den organisierten
faschistischen
Strukturen zus ammenarbeitet.
Die Richtlinien und
Aufnahmebedingungen der Hammerskins erinnern
eher an die Gebote einer
puritanischen Sekte als an eine rassistischen
Bewegung. Sie sind eine
Mischung aus Raeuberpistole,Maennerbuendelei.
So bet rachten sie sich als
eine weisserassistische Bruder schaft und
fuehlen sich inspiriert durch
den
Glauben ihrer Ahnen. Fuer sie ist Rassismus Mittel zum Erhalt
ihrer
arischen Art, Erbe und Kultur, fuer die sie sich zuerst
einsetzen.
Diese Bew egung sei daher auch ausschliesslich fuer weisse
Skinheads
bestimmt.
Jeder Hammerskin muss sich einer Probezeit unterziehen,
"deren
Dauer von der Persoenlichkeit des Einzelnen abhaengt" Es
ist Bedingung,
dass die Mi tglieder: "ehrenhaft, mutig, selbstbewusst
sind und keine
Drogen- und Psychoprobleme haben. Zu den erklaerten Feinden
der
Hammerskins gehoeren: "Punks, Diebe, Feiglinge, Alkeholiker,
Junkies,
Verruec kte jeglicher Couleur, sexuell Abartige, Maulhelden
oder
Problemfaell e, die sich nicht selbst im Griff haben."
Ausserdem
bezeichnen sie sich als Bruderschaft, was natuerlich heisst
das
diese Bewegung vorrangig fuer Maenner gedacht ist und Frauen,
wenn
ueberhaupt, nur bedingt zugelassen sind: "Was die Rolle der
Frauen
bei den Hammerskins angeht, so haben weisse Rassisten die Frau
stets
mit hoh em Respekt behandelt und in Ehren gehalten, denn
schliesslich
garantieren sie die Zukunft unserer Rasse. Wir haben uns
trotzdem
aus Sicher heitsgruenden gegen eine Teilnahme von Frauen bei
den
gefaehrlichen Aktionen der Hammerskins entschieden, aus den
selben
Gruenden sollten Frauen nie in selbigen eingebunden oder
eingeweiht
werden. Wir bieten ihnen andere, ebenfalls
interessante
Alternativen." Wie diese Alternativen aussehen, das wird
zum
Beispiel in dem saechsischen Hammerskin-Zine "Hass Attacke, Nr.
3"
gezeigt. Dort wird auf Seite 31 ein Interview mit einer Frau von
der
sogenann ten "Skingirl Front Deutschland" abgedruckt Auf die
Frage
"seid ihr EMANZIPIERT? Wenn ja, hoffentlich nicht so viel?"
antwortet
die Fra u brav. "NEIN! Ganz und gar nicht. Viel eher moechte
ich als
voller Partner angesehen werden und verstanden werden. (Dank
meinen
Mann...) . Frau und Mann, sollten sich ergaenzen (ganz
nach
germanischen Vorbild). Wir wollen auch Frauen sein und keine Kerle
mit
Rock. " und auf Seite 61 trauern Kevin und Stefan, dass der
"Renee
und Sk inheadgirl Fotokalender" nun doch nicht erscheinen kann
und man
es noch mal probieren will. Soweit zur Rolle der Frauen bei
Nazi-Skins.
Das
Hammerskin-Netzwerk setzt natuerlich auch voll auf den
propagandistischen
Effekt der Fanzins und der Musik-Kultur. In den
offiziellen deutschen
Hammerskin-Zins "Hammerskin", "Wehrt Euch",
"Hass
Attacke" wird kraeftig die Werbetrommel geruehrt, fuer diverse
Bands
wie "Celtic Warrior", "Bound For Glory", "Nordic
Thander",
natuerlich "Skrewdriver" und der Gitarrenbarde
Frank Rennicke, um nur
einige zu nennen. Ausserdem werden Konzerte
besprochen und Werbung
gemacht fuer Schallplatten, T-Shirts, Aufnaeher,
weltweit. Den
Vertrieb von Platten betreibt unter anderen eine Firma
namens
Hammerskin Records in Bogota/New Jersey-USA, aber auch das
Label
"Resistance Records" in Marseille/Frankreich. Ausserdem gibt
es auch
eine Knasthilfe. Es werden Adressen von inhaftierten
Kameraden
abgedruckt m it der Bitte, diese nicht nur zur Kenntnis zu
nehmen
sondern auch an sie zu schreiben, ihnen Pakete zu schicken.
Noch
ist schwer einzuschaetzen welche Dimension diese Gruppierung
hat und in
Zukunft einnehmen wird. In der USA soll es mitlerweile in
jedem Bundesstaat
eine Sektion geben. Die Boehmischen Hammerskins
sagen von sich selbst, dass
sie 10 Leute in der zentralen
Organisation haben, die in verschiedenen
Staedten wohnen, wo sie
weiter Skinheads um sich scharen. Im letzten Winter
fand in
Lichtenberg eine Hammerskinparty mit ca. 300 Leuten statt. Es
gibt
Informati onen, dass Kader aus verschiedensten Naziparteien zu
den
Hammerskins Kontakt halten oder direkt in Hammerkin-Gruppen aktiv
sind.
Es sollen auch Leute unter ihnen sein, von den man seit
laengeren vermutet
hatte, dass sie sich zur Ruhe gesetzt haben. Es
ist interessant, dass das
Hammerskinmodell in Deutschland gerade in
einer Zeit zu boomen beginnt, in
der eine legale Naziorganisation
nach der anderen verboten wird. Es ist also
gut moeglich das das
Hammerskin- Netz hier in Deutschland zum Auffangbecken
fuer die Kader
und Strukturen der verschiedenen verbotenen Naziparteien
werden koennte.
Fazit: Die Nazi-Skin-Bewegung lebt. Eins ist jedoch klar,
sie ist
nicht natuerlichem Ursprungs. Durch die Ablehnung der
Gesellschaft,
die Verteufelung der Presse und der bornierten Herabwuerdigung
durch
die Linke wurden die Skinheads in die Arme der Naziparteien
getrieben,
die sie bis heute nicht losgelassen haben und alles dafuer
tun werden, dass
das Bild vom Skinhead so bleibt wie es ist. Die
wenigen antirassistischen
und antifaschistischen Skinheadgruppen
werden es da weiter sehr schwer haben
um sich durchzusetzen und das
Bild von Skinheads etwas gerade zu ruecken.
Auch heute ist es mehr
denn je noetig, den Boneheads, wie die Nazi-Skins bei
den SHARPS
heissen, entschieden entgegenzutreten. Doch sollten wir alle
genau
hinsehen wenn wir jemand mit Glatze und Bomberjacke begegnen.
Nicht
jeder Skinhead ist gleich ein Faschist.
Barni Geroellheimer.
(Der Artikel kann mit dem Hinweis "Aus der Ostberliner
ZeitschriftMtelegraph Nr 3/95" nachgedrucktwrden.)