K A M P A G N E
Am 29. September 2005 startet »Paradise Now« in den
deutschen Kinos. Auf den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in
Berlin wurde der Film des israelisch-arabischen Regisseurs Hany Abu-Assad
gleich dreifach ausgezeichnet. Er erhielt den Preis für den besten
europäischen Film, den Publikumspreis sowie den Amnesty
International-Filmpreis. Die Prämierungen gelten Unfaßlichem: Dieser Film
inszeniert Judenmord und Selbstopfer ohne jede Allegorisierung; sein
Antisemitismus verbirgt sich nur schlecht hinter einem opportun
erscheinenden Antizionismus.
Am Ende des Streifens sprengt sich ein palästinensischer
Selbstmordattentäter in einem israelischen Bus in die Luft. Seine
jüdischen Opfer bleiben unsichtbar, die Tat erscheint als verzweifelter
Widerstand gegen einen übermächtigen Feind. Dem kunstsinnigen Publikum
wird Verständnis und Einfühlung ermöglicht: Erst zünden anti-israelische
Monologe wie Sprengsätze, dann kommt es zum Suicide Attack als moralisch
legitimiertem Erlösungsakt.
Stehende Ovationen für den in Szene gesetzten Judenmord
beendeten die Berlinale-Aufführung. Die Kulturstaatsministerin Christina
Weiss, die den deutschen Verleih des Filmes fördert, konnte sich zufrieden
zeigen. Inzwischen besorgt Deutschlands Schicksalsexperte Bernd Eichinger
mit seiner Firma »Constantin-Film« den Vertrieb des Judenmörderdramas.
Die Kampagne Paradise NO wendet sich gegen diese ästhetische Rehabilitierung des Selbstmordattentats.
U P D A T E : Unter dem Menüpunkt Veranstaltungen sind die Vortragstexte der Diskussionsveranstaltungen in Hamburg, Berlin, Wien und Frankfurt/Main dokumentiert. Unter dem Menüpunkt Kundgebungen sind vergangene Aktionen dokumentiert. Ein Nachbereitungspapier und weitere Neuigkeiten zur Kampagne folgen demnächst an dieser Stelle.
nach oben
|
V E R A N S T A L T U N G E N
Vom Mythos des Selbstopfers
Der Kulturkampf zwischen Wagner und Heine, zwischen opferwahnsinnigem Mythos, der im Tode die Erlösung wähnt, und der erbitterten Kritik, die doch für die Sinnlichkeit des Lebens streitet, tobt noch immer.
Von Leo Ginster. 22. September 2005
Richard Wagners Oper »Der Fliegende Holländer«, einer Satire von Heinrich Heine abgeschaut, soll als Beispiel für den Mythos des Selbstopfers, die Vernichtung um seinen selbst willen, dienen. In diesem frühen und doch anhaltend prominenten Musikdrama wird die »Frage und die Suche nach Erlösung«, wie sie heute noch Eichinger und seine Parteigänger umtreiben, inszeniert. Das Theater liegt heute längst in Trümmern, aber das Stück geht weiter. Nun werden die alten Motive auf die Leinwand gebracht: Paradise Now.
mehr
Die »post-israelische Ära« als Kinoversprechen
»Paradise Now«, Europa und die Ethik des Opferwerdens.
Von Tobias Ebbrecht. 22. September 2005
In Deutschland wird, unterstützt u. a. von der Staatsministerin für Kultur Christina Weiss, als Unterhaltung mit Kunstanspruch konsumiert, was in Israel furchtbarer Alltag ist: die willkürliche Ermordung von Menschen, die unabhängig von Herkunft, Glauben oder politischer Einstellung aus antisemitischem Hass auf Israel als Israelis und Juden zum Tode verurteilt werden.
mehr
Symptom
Das antisemitische Judenmörderdrama »Paradise Now« kommt am 29. September 2005 in die deutschen Kinos. Wozu können Veranstaltungen zur Kritik des Filmes nützen?
Von Tjark Kunstreich. 22. September 2005
Man hat es in Deutschland nicht einmal nötig so zu tun, als setze »Paradise Now« sich aufklärerisch mit dem antisemitischen Terror auseinander – der Regisseur kokettierte während der Berlinale mit seinen Innenansichten der Vorbereitung und Durchführung solcher Attentate, von denen er sich keinesfalls distanzieren wollte.
mehr
nach oben
|