Gegen Kapitalismus
Wir leben im Kapitalismus. Der Kapitalismus
zeichnet sich dadurch aus, daß die Herrschaft von denen ausgeübt
wird, die die Produktionsmittel besitzen oder über sie verfügen.
Dieser Minderheit steht die große Mehrheit gegenüber, die ihre
Arbeitskraft als Ware verkaufen muß, das Proletariat, das sind: Arbeiter,
Angestellte, Jobber, untere und mittlere Beamte. Die Kapitalisten eignen
sich die Arbeitskraft der abhängig Beschäftigten an und damit
den Wert, den sie erwirtschaften. Der Lohn, den die Proletarier für
ihre Arbeit erhalten, macht nur einen Teil des erarbeiteten Wertes aus,
der große Rest verbleibt in den Händen der Kapitalisten (Mehrwert).
Diese Form der Ausbeutung ist die Grundlage der kapitalistischen Gesellschaft.
Aber der Kapitalismus hat nicht nur eine
wirtschaftliche Dimension. Kapitalisten haben durch ihre wirtschaftliche
Macht weit mehr politischen Einfluß als Proletarier. Durch ihre Verbände
(Arbeitgeberverband, Handelskammer), sowie durch Aufsichtsratssitze für
Politiker sichern sie sich einen ständigen Einfluß auf Parteien,
Verwaltung und Regierung. Ganz entscheidend aber ist es, daß sich
gesellschaftlich eine Ideologie nahezu vollkommen durchgesetzt hat, laut
der die kapitalistische Wirtschaftsweise die einzig vernünftig denkbare
sein soll. Politiker oder Journalisten müssen somit gar nicht einmal
von einem finsteren Kapitalisten gekauft werden, damit sie dessen Klassenstandpunkt
öffentlich vertreten. Ihnen ist der Kapitalismus derart selbstverständlich,
daß sie dessen Wünsche und Zwänge unhinterfragt akzeptieren,
verbreiten und in politisches Handeln umsetzen. Im Umkehrschluß bedeutet
das, daß eine sozialistische Alternative immer auch gesellschaftlich
darum ringen muß, die Selbstverständlichkeit der kapitalistischen
Wirtschaftsweise aus den Köpfen zu bekommen, also davon zu überzeugen,
daß es durchaus andere Wege der Ökonomie geben kann, die den
Wohlstand für alle ermöglichen, den der Kapitalismus immer wieder
verspricht und doch niemals herstellen kann.
Im Kapitalismus wird alles zur Ware: Arbeitskraft,
Nahrung, Wohnung, aber auch Kultur und Wissenschaft. Die Menschen betrachten
einander nur noch als Konkurrenten oder potentielle Käufer und Verkäufer,
dies setzt sich bis in den privatesten Bereich fort. Die Menschen haben
keine Beziehung zu den von ihnen hergestellten Waren oder vollbrachten
Dienstleistungen, weil es nicht um den Nutzen (Gebrauchswert) der Leistung
geht, sondern um die Verkaufbarkeit (Tauschwert). Der Mensch entfremdet
sich von seiner Arbeit und auch von sich und seinen Mitmenschen, die als
Konkurrenten und somit als Gegner betrachtet werden. Dies greift auch in
das Privatleben der Menschen ein: Wer während der Arbeit von seinem
Nächsten entfremdet ist, wird nach Feierabend nicht zu einer menschlichen
Beziehung zu ihm gelangen.
Eine freie Gesellschaft kann nur auf der
Grundlage des Gemeinschaftseigentums an Produktionsmitteln aufgebaut werden.
Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen muß beendet werden.
Die marxistische Analyse des Kapitalismus
ist eine der wichtigsten Grundlagen unserer Arbeit.
Gegen das Patriarchat
Ein anderer Widerspruch als der zwischen
den Klassen zieht sich mit seinen Auswirkungen ebenfalls durch alle Lebensbereiche:
Die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen durch Männer. Frauen
unterliegen einer doppelten Unterdrückung - durch Kapitalismus und
Patriarchat. Das Patriarchat unterstützt zwar dort, wo gemeinsame
Interessen des Patriarchen und des Kapitalisten vorliegen, die Herrschaft
des Kapitals, ist aber nicht mit dieser identisch und wird auch folglich
nicht mit ihrer Abschaffung automatisch aufgehoben. Kämpfe gegen Klassengesellschaft
und Patriarchat müssen parallel geführt werden und unterstützend
ineinandergreifen. Wenn aber der proletarische Patriarch Frauen ausbeutet
und unterdrückt, muß sich der Kampf auch gegen ihn richten,
auch wenn er hier nicht auf die Vernichtung des "Feindes Mann" zielt, sondern
auf die Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen, von Bewußtsein
und dem daraus resultierenden Handeln. Das Geschlecht und damit die Geschlechterdifferenz
ist nichts anderes als eine soziale Konstruktion, die Unterschiede zwischen
Mann und Frau behauptet, damit die Unterdrückung der Frau eine Rechtfertigung
findet.
Gegen Rassismus und nationalen Chauvinismus
Dem Rassismus und Nationalismus geht die
Konstruktion von Rassen und Nationen voraus. Rassen und Nationen sind keine
natürlichen Gegebenheiten, sondern Menschen werden erst in diese Kategorien
gepreßt.
Rassismus spaltet die Unterdrückten
und Ausgebeuteten und setzt irrationale Rassen- oder Nationalgefühle
gegen das Klassenbewußtsein. Eine Arbeiterklasse, in der größere
Teile rassistisch denken, ist eine gelähmte Arbeiterklasse, die ihre
Kampfkraft einbüßt und daher ihre Arbeitskraft sehr billig
verkauft. Rassistisch verhetzte Arbeiter sind nicht fähig zu erkennen,
daß ihre Interessen nur im gemeinsamen Kampf aller Arbeiter durchzusetzen
sind, geschweige denn, eine Revolution durchzuführen.
Es bestehen verschiedene Momente rassistischer
Ausgrenzung im Kapitalismus, die ineinandergreifen: Die staatliche Ausgrenzung
und Benachteiligung korrespondiert mit rassistischen Vorurteilen und Gewalt
in der Gesellschaft. Um das zu bekämpfen, bedarf es sowohl einer Bewegung
der rassistisch Ausgegrenzten als auch des Einsatzes der sozialistischen
Linken, um chauvinistisches und rassistisches Denken und Handeln zu durchbrechen.
Der antifaschistische Kampf
Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen
Entwicklung ist es notwendig, dem antifaschistischen Kampf einen besonderen
Stellenwert zu geben.
Im antifaschistischen Kampf müssen
möglichst breite Bündnisse gesucht werden, um die Faschisten
gesellschaftlich zu isolieren. Zum anderen ist es unerläßlich,
überall dort, wo es möglich ist, den Faschisten entgegenzutreten.
Der öffentliche Raum darf den Faschisten nicht kampflos überlassen
werden. Dies schließt die physische Konfrontation mit ein.
Aber eine emanzipatorische Bewegung verliert
ihren Gehalt und ihre Attraktivität, wenn es nur noch um die Bekämpfung
der Faschisten geht. Wir müssen gleichzeitig unsere sozialrevolutionäre
Perspektive im Auge behalten. Wir müssen eine Alternative jenseits
der verschiedenen Arten des Kapitalismus denkbar werden lassen. Im Klartext:
wir müssen daran arbeiten, daß sich die Menschen wieder selbst
bewegen und nicht ihr Schicksal in die Hände der Parteien legen oder
sogar schlimmstenfalls ihre Nachbarn anzünden. Dazu bedarf es der
Intervention in soziale Tageskämpfe und des Aufzeigens einer sozialrevolutionären
Alternative.
Gegen Imperialismus
Die kapitalistische Ausbeutung findet überall
auf der Welt statt, und sie ist international organisiert. Auch der Kampf
gegen sie muß international geführt werden. Die Arbeiterklasse
ist international. Aus diesen Gründen sind wir mit emanzipatorischen,
gegen den Imperialismus gerichteten Befreiungsbewegungen solidarisch. In
der BRD ist es unsere internationalistische Pflicht, den BRD-Imperialisten
das Ausbeuten der Arbeiter anderer Länder so schwer wie möglich
zu machen.
Allerdings ist uns klar, daß mit
dem Sieg von Befreiungsbewegungen noch nicht die befreite Gesellschaft
auf der Tagesordnung steht. Staaten, in denen ehemalige Befreiungsbewegungen
regieren, zeigen dies. Kriterium für die Unterstützung von Befreiungsbewegungen
ist, ob sich durch ihren Sieg die Lebensbedingungen der großen Mehrheit
der Menschen in den betroffenen Gebieten verbessern.
Erst wenn der Kapitalismus in den Metropolen
beseitigt ist, ist eine freie Gesellschaft auch in den Ländern Afrikas,
Lateinamerikas, Osteuropas und Asiens möglich.
Für die soziale Revolution
Die befreite Gesellschaft ist nur durch
eine Revolution zu erreichen. Die Kapitalistenklasse wird ihre Herrschaft
bis aufs Blut verteidigen (lassen). Wenn es für sie drauf ankommt,
d.h. wenn ihre Interessen auf dem Spiel stehen, scheren sie sich nicht
mehr um das, was sie "Demokratie" nennen, um Mehrheiten und Minderheiten.
Sie scheuen sich nicht, überall in der Welt Massaker zu begehen, sie
scheuen sich nicht Millionen Menschen in den "süßen und ehrenvollen"
Tod auf den Kriegsschauplätzen der Welt zu schicken, und sie werden
sich auch nicht scheuen, die "eigene" Arbeiterklasse militärisch zu
bekämpfen. Tatsächlich verschwand noch nie in der Geschichte
eine herrschende Kapitalistenklasse unter Aufgabe ihrer Privilegien freiwillig.
Insofern glauben wir nicht, daß
sich durch Wahlen oder Volksabstimmungen der Kapitalismus abschaffen läßt.
Propagandamaschinerie und vor allem der staatliche Gewaltapparat lassen
sich auf legalem Weg nicht in die Knie zwingen.
Gewaltlosigkeit ist eine Ideologie, die
das staatliche Gewaltmonopol anerkennt. Dabei wird übersehen, daß
die bestehende Gesellschaftsordnung selbst ein Gewaltverhältnis darstellt.
Nicht der Putsch einer kleinen Gruppe,
sondern nur eine breite Massenbewegung von unten wird letztlich den Kapitalismus
abschaffen können. Nur wenn die Menschen selbst, ohne sich von "Stellvertretern"
führen zu lassen, für ihre Interessen eintreten, kann eine befreite
Gesellschaft erreicht werden.
Exkurs: revolutionäres Subjekt
Die Arbeiterklasse erweist sich als diejenige
gesellschaftliche Klasse, die das größte Interesse an der sozialen
Revolution hat, aber auch die günstigsten Voraussetzungen, dies zu
erkennen und einen Kampf erfolgreich zu führen. Sie ist daher das
revolutionäre Subjekt.
Die Arbeiter und Angestellten bekommen
tagtäglich den Schuldigen an ihrer Lage vor Augen geführt. Es
ist Unsinn, daß es der Arbeiterklasse hier gut geht, nur weil die
internationale Arbeiterklasse bedeutend schlechter dran ist.
Arbeitern wird das Ausbeutungsverhältnis,
d.h. die Ausbeutung derer, die produzieren, durch die Besitzer der Produktionsmittel
täglich vor Augen geführt. Irrtümer über die Klassenverhältnisse
kommen bei ihnen daher schwerer auf, als bei all denen, die außerhalb
dieses Grundprozesses einer jeden Gesellschaft stehen, außerhalb
des Produktionsprozesses. Aufgrund dieser Situation ist die Arbeiterklasse
am ehesten in der Lage revolutionäres Bewußtsein zu entwickeln
und zu behalten.
Der Mittelstand wird sich nicht als Gesamtes
auf die Seite der Revolution schlagen, da er gegenüber der Arbeiterklasse
privilegiert ist. Finanzielle Vorteile und höheres gesellschaftliches
Ansehen für Lehrer, Juristen, Ärzte etc., Produktionsmittelbesitz
für Bauern, Kleinhändler, Handwerker etc., denen es häufig
finanziell gar nicht viel besser geht als der Arbeiterklasse. Diese Privilegien
gegenüber der Arbeiterklasse wirken sich auf das Bewußtsein
der Mittelschicht aus. Als gesellschaftliche Schicht fällt es ihr
schwerer, zur revolutionären Bewegung zu stoßen.
Heute erscheint dies als überholte
Theorie, da ja keine Rede davon sein kann, daß die Arbeiterklasse
in Deutschland revolutionäres Bewußtsein hätte. Andererseits
kann auch nicht von einer revolutionären Bewegung die Rede sein. Woran
liegt's? Wir glauben nicht, daß die Theorie an sich, sondern eher
daß ihre mechanische Anwendung falsch ist, denn es wirken Faktoren
auf die Arbeiterklasse in Deutschland, die die Entwicklung revolutionären
Bewußtseins behindern, dazu gehört das Vorhandensein reaktionärer
Ideologien auch in der Arbeiterklasse, vor allem die in Deutschland traditionell
starke Autoritätsfixierung, wie sie mit dem Stichwort "Preußen"
verbunden ist, und Rassismus und Nationalismus. Dies macht es vergleichsweise
einfach, in der Arbeiterklasse weitere Vorstellungen zu verankern, die
sich zu ihrem Nachteil auswirken. wir denken hierbei v.a. an die Standortideologie,
nach der es den "Wirtschaftsstandort Deutschland" gegen ausländische
Konkurrenten zu verteidigen gelte. Im Ergebnis legt sich die Arbeiterklasse
Lohnverzicht zugunsten des Standortes auf, anstatt sich mit den Arbeiterklassen
anderer Länder zusammenzuschließen. Dies funktioniert aufgrund
des im internationalen Vergleich hohen Lebensstandards sowie der fortschreitenden
Differenzierung innerhalb der Arbeiterklasse - durch betriebliche Hierarchien
(Angestellte, Meister, Vorarbeiter, Facharbeiter, Hilfsarbeiter), verschiedenste
Formen von Arbeitsverträgen (Fest-, Zeit- und Teilzeitverträge,
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, illegale Beschäftigung, Aushilfs-
und Leiharbeit, Scheinselbständigkeit) und das Konkurrenzverhältnis
zwischen Menschen, die Arbeit haben und solchen, die keine haben. Hierdurch
entsteht ein relativ bevorzugter Teil der Klasse (Arbeitsplatzsicherheit,
höhere Löhne und Gehälter, Sozialprestige), der sich mit
dem System arrangiert; hierunter leidet das Klassenbewußtsein aller.
Aber auch der große Aderlaß der organisierten Arbeiterbewegung
während des Faschismus schwächte das Klassenbewußtsein.
Ohne der Totalitarismusideologie das Wort zu reden, muß aber auch
festgestellt werden, daß die Stalinschen "Säuberungen" zahlreichen
KPD-Aktivisten im sowjetischen Exil das Leben kosteten. Unter diesen Umständen
fällt es den Massenmedien leicht, die öffentliche Meinung im
Sinne des Kapitalismus zu lenken. Sie sind mit kapitalistischer Ideologie
durchtränkt. Linke Publikationen sind derzeit nicht imstande, dem
etwas entgegenzusetzen, zumal die bestehenden linken Organisationen nicht
den Anschein erwecken, daß es mit ihnen allzu zügig in Richtung
Revolution geht.
Für die Zusammenarbeit von Anarchisten und Kommunisten
Wir glauben nicht, daß wir im Alleinbesitz
aller Weisheit sind. Andere linke Gruppen vertreten Positionen, die unseren
nahe kommen, in Einzelfragen bestehen aber Unterschiede. Diese Meinungsverschiedenheiten
rechtfertigen jedoch kein Gegeneinander. Wir sind für die strömungsübergreifende
Zusammenarbeit aller Revolutionäre.
Wir sind der Überzeugung, daß
die radikale Linke aus den Erfahrungen mit Zersplitterung, Sektierertum
und Parteidominanz inzwischen gelernt hat. Das gemeinsame Interesse an
der Abschaffung des Kapitalismus und Patriarchats, sowie die Errichtung
einer freien Gesellschaft sollte im Vordergrund stehen.
Wir suchen deshalb die Zusammenarbeit
mit allen marxistischen, autonomen und anarchistischen Gruppen und Organisationen.
Organisation
Es ist eine alte Weisheit, daß mensch
gemeinsam mehr erreicht als allein. Es ist daher notwendig, daß Revolutionäre
sich organisieren, um gemeinsam zu kämpfen. Organisation darf aber
nicht einem "Vereinsleben" dienen, sondern der Koordination der Revolutionäre
untereinander. Uns reichen nicht gelegentliche, fast zufällige Treffen,
sondern wir wollen Kontinuität und Verbindlichkeit in der politischen
Arbeit.
Es geht nicht darum, einen Verband zu
bilden, wo die Minderheit das machen muß, was die Mehrheit will.
Die Minderheit muß die Möglichkeit haben, ihre politischen Ansichten
genauso in Handeln umzusetzen wie die Organisationsmehrheit. Dies ist notwendig,
weil 1. eine menschliche Entwicklung zu Toleranz und Akzeptanz anderer
Positionen schon in der eigenen Organisation begonnen werden muß
(wenn nicht hier, wo sonst?), 2. eine Unterordnung der Minderheit
nicht etwa zu gemeinsamem Handeln der Gesamtorganisation führt (wie
viele Verteidiger des "demokratischen Zentralismus" argumentieren), sondern
zur Spaltung der Organisation, wenn der Minderheit Punkte so wichtig sind,
daß sie sich nicht der Mehrheit unterzuordnen bereit ist. Wichtige
Elemente revolutionärer Organisierung sind direktes Mandat und föderalistischer
Aufbau.
Antiautoritäre Traditionen
Zum einen gibt es in der Geschichte nicht
nur die Geschichte der Unterdrückung. Zum anderen gibt es nicht nur
eine Geschichte der autoritär-staatssozialistischen Bewegungen, sondern
es gibt auch eine lange Tradition antiautoritärer Revolten, Strömungen
und Revolutionen, auf die wir uns beziehen. Sogar in Deutschland.
Alle Macht den Räten!
Staaten sind Instrumente zur Machterhaltung
einer ausbeutenden Klasse. Wir lehnen auch für eine nachrevolutionäre
Phase Staaten ab, da diese die Tendenz zur Verfestigung von Machtstrukturen
haben und die Mehrheit der Menschen von der Macht ausschließen. Institutionen
wie Polizei, Justiz oder Verwaltung aber auch betriebliche Hierarchien
bergen die Gefahr in sich, daß sich der einzelne nicht mehr selbst
verantwortlich fühlt, sondern Aufgaben der Institution überträgt.
Gerade aber die Selbständigkeit eines jeden, seine Verantwortung,
d.h. seine Emanzipation von Hierarchien, Abhängigkeiten und Zuständigkeiten
ist unser Ziel.
In einer freien Gesellschaft bestimmen
die Menschen über ihre Angelegenheiten selbst. In vielen revolutionären
und nachrevolutionären Phasen haben sich spontan Räte als das
Instrument der revolutionären Selbstorganisation der Unterdrückten
gebildet (Pariser Kommune 1871, Revolution in Rußland 1917, Revolution
in Ungarn 1918, Revolution in Deutschland 1918/19, Revolution in Spanien
1936, Revolte 1968 in Frankreich usw.). Diese Organisationsform wurde also
von der Arbeiterklasse selbst als die für die aktuellen Aufgaben zweckmäßigste
angesehen. Der Zusammenschluß in Räten ermöglicht die Planung
und Organisierung der Produktion sowie die Organisierung des Austausches
zwischen verschiedenen Gebieten und Regionen, aber auch die Organisierung
der Bekämpfung der Konterrevolution und die Einbeziehung breitester
Schichten in diese Aufgaben.
Direktes Mandat und föderalistischen
Aufbau sehen wir als Grundlage einer befreiten Gesellschaft an. Nur so
ist die Kontrolle der Produktion und gesellschaftlich-politischer Maßnahmen
durch die Bevölkerung gewährleistet.
Deswegen bleibt unsere Parole: Alle Macht
den Räten!
Zur Zeit gibt es keine Gegend der Welt,
von der wir behaupten würden, daß die dort lebenden Menschen
auf dem Weg zu einer befreiten Gesellschaft wären. Alle Versuche in
dieser Richtung wurden entweder von der Reaktion zerschlagen oder durch
autoritäre Parteien im Zusammenhang mit Sachzwängen (v. a. durch
die örtliche Begrenzung der Revolution) zunichte gemacht. Deswegen
gilt es bereits in vorrevolutionären Zeiten die Räteorganisation
zu propagieren.
Autoritarismus, das Gegenteil von Emanzipation,
wirkt auch auf Linke, d.h. eine emanzipatorische Bewegung muß bereit
sein, ständig zu lernen, um autoritäre Tendenzen in den eigenen
Reihen erkennen und beseitigen zu können. Die Räteorganisation
bietet dafür die besten Bedingungen.
Für die Internationale Revolution
Die lokale Begrenztheit von Revolutionen
begünstigt ein Überleben von kapitalistischer Produktionsweise
und das Entstehen von autoritären Unterdrückungsstrukturen in
nominell sozialistischen Gesellschaften. Negatives Beispiel ist hier die
Sowjetunion. Weil nach der russischen Revolution weitere Revolutionen –
vor allem in Europa – ausblieben oder besiegt wurden (wie in Deutschland
und Ungarn), wirkten die ökonomische Unterentwicklung Rußlands
und die ständigen Interventionsdrohungen und tatsächlichen Angriffe
der imperialistischen Armeen auf den Aufbau der Sowjetwirtschaft besonders
fatal. Man sah sich seinerzeit gezwungen, zeitweise zu kapitalistischen
Methoden und zur Auspressung der Bauern zurückzukehren. Diese alten
Methoden einmal wieder in ihre "alten Rechte" gesetzt, verfestigten sich
und wurden – entgegen der ursprünglichen Planungen – nie wieder außer
Kraft gesetzt. Hätten sich 1917 oder in den Folgejahren weitere Gebiete
der Sowjetunion angeschlossen, wären die Chancen für ein Erreichen
eines Sozialismus, der diesen Namen verdient, ungleich größer
gewesen.
Ein "Sozialismus in einem Land" (Stalin)
ist auf Dauer nicht möglich. Die fortgeschrittene, weltweit verflochtene
Produktion und die Aggressivität der kapitalistischen Staaten zerstören
isolierte sozialistische Staatsgebilde. Deswegen ist es erforderlich, daß
sozialistische Revolutionen im internationalen Maßstab, im besten
Falle weltweit stattfinden.
Vor allem ist eine Revolution in den entwickelten
kapitalistischen Ländern (Westeuropa, Nordamerika, Japan) nötig,
ansonsten haben revolutionäre Bewegungen in Afrika, Lateinamerika,
Asien und Osteuropa keine Chance. Solange es imperialistische Staaten gibt,
werden diese keine Gelegenheit auslassen, befreite Gebiete zu destabilisieren
oder sogar militärisch zu intervenieren. Aber auch ohne direkte militärische
Intervention droht der Weltmarkt etwaige befreite Gebiete wieder zurück
in die Abhängigkeit der Imperialisten zu zwingen. Denn auf diesem
Weltmarkt zählt letztlich nur der Preis einer Ware, und hochtechnisierte
Staaten sind in der Lage weitaus billiger zu produzieren, als Länder,
die fast nur über die Ware Arbeitskraft verfügen. So wird den
jetzigen "Dritte Welt"-Staaten wiederum nur der Platz als preiswerter Lieferant
jener Waren bleiben, die andernorts nicht verfügbar sind: seltene
Rohstoffe, einzelne Nahrungsmittel. Zum anderen ist es für die wirtschaftliche
Entwicklung befreiter Gebiete unerläßlich, daß sie auf
entwickelte Technik und modernes Know-how zurückgreifen können,
über die nur die imperialistischen Staaten verfügen.
In einer nachrevolutionären Phase
geht es international darum, die Unterschiede im Produktionsniveau aufzuheben
und eine weltweit gleichmäßige Entwicklung zu erreichen.
Wir suchen Kontakt zu anderen Revolutionären
Wir wollen Vernetzung und Austausch mit
anderen Revolutionären. Insbesondere sind wir interessiert an Kontakten
zu autonomen Gruppen, Rätekommunisten, Anarchisten und antiautoritären
Marxisten sowie zu antifaschistischen Gruppen.
Aber auch andere linke Organisationen,
Gruppen oder Einzelpersonen können sich gerne bei uns melden.
Kapitalismus abschaffen!
Patriarchat überwinden!
Alle Macht den Räten!
Für die klassenlose
Gesellschaft!