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Zwei
links – zwei rechts: Ex-Linke verstricken sich im rechten Netz
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Im Zusammenhang mit
Roland Bubik & Co wurde bereits auf das Interesse der Neurechten an
den sogenannten ‚68ern‘ hingewiesen. Ebenfalls erwähnt wurde, daß
die emanzipatorischen 68er Bewegungen und die mit ihnen einhergehende Depression
im rechten Lager den Entstehungshintergrund der Neuen Rechten bildeten,
die seither versuchen, die ‚kulturelle Hegemonie‘ zurückzuerobern.
Dabei sind verschiedene Strategien zu beobachten, die sich gegenseitig
ergänzen. Zum einen die beispielhaft mit dem ‚Wir
89er‘-Buch von Bubik & Co. verfolgte Linie, der rechtsextremen Nachwuchsgeneration
sich selbst zur neuen, künftig richtungsweisenden Generation zu stilisieren,
die nichts mehr mit Emanzipation, Menschenrechten, Solidarität, Marx,
Feminismus etc. am Hut hat, sondern mit Nationalismus, Rassismus, (‚Ethnopluralismus‘),
starkem Staat, ‚konservativer Revolution‘ etc..
Dabei haben sie allerdings mit dem Problem zu kämpfen, daß die
‚68er‘ – obgleich vielfach als ‚erledigt‘ betrachtet – unter Jugendlichen
einen eher positiven Ruf haben und ihre Themen, antiautoritäre Strukturen,
Selbstverwirklichung, ‚sinnlicher Materialismus‘ (Herbert Marcuse) keineswegs
unbeliebt sind. So klagt etwa Wolfschlag
in seinem ‘68er’-Buch: „So, wie Hitler allgemein
als die Inkarnation des Teufels betrachtet wird und die pure Erwähnung
seines Namens im Partykreis eher als etwas unpassende Geschmacklosigkeit
empfunden wird, so wird im Gegenteil der Begriff APO
angenehm aufgenommen“ (S. 5). Um dennoch Anschluß zu finden, häufen
sich seitens der Rechten neuerdings die Versuche, die ‚68er‘ als eigentlich
‚nationalrevolutionär‘ zu vereinnahmen und damit anschlußfähig
für rechte Positionen zu machen. Inhaltlich ist dies zwar völlig
absurd - es sei nur an den internationalen Vietnam-Kongreß von 1968
in Berlin erinnert – aber dennoch gewinnen diese Versuche, bei oberflächlicher
Betrachtung (!), einige Plausibilität dadurch, daß sich in den
letzten Jahren vermehrt ehemalige 68er-AktivistInnen öffentlich mit
rechtsextremen Positionen hervortun.
Daß eine Jugendsozialisation
in einer emanzipatorischen Bewegung nicht davor schützt mit zunehmendem
Alter nach rechts zu driften, ist ja derzeit an Außenminister Josef
Fischer und der Geschichte seiner Partei in größerem Maßstab
zu beobachten. Und auch die Suche nach biographischen Ursachen für
die ideologische Wendung der Ex-Linken ist wenig interessant, da sie letztlich
zu einer (unangebrachten) Personalisierung politischer Probleme führen,
obgleich sie in einigen Fällen auf der Hand liegen, etwa bei Rainer
Langhans dem einfach jedes Mittel recht zu sein scheint, sein Geltungsbedürfnis
öffentlich zu befriedigen.
Produktiv könnte hingegen
eine Aufarbeitung der Gründe sein, die letztlich zum Scheitern der
Bewegungen geführt haben, bzw. eine Analyse der inhaltlichen Schwäche
der Bewegung, etwa ein teilweise ungeklärtes bis positives Verhältnis
zur Nation, das im Nachhinein zumindest die Anschlußversuche von
rechtsaußen nicht schon im Ansatz verhindert. Gleiches gilt für
den Antisemitismus, gegen den Teile der deutschen Linken auch alles andere
als immun waren, hier soll jedoch der Schwerpunkt auf der Strategie und
den StrategInnen der Rechten liegen. Als besonders umtriebig auf diesem
Gebiet zeigt sich Claus Michael Wolfschlag.
Claus-M.
Wolfschlag
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Wolfschlag ist ebenfalls
Autor der JF und hat auch in Bubiks ‘Wir 89er’ einen Aufsatz geschrieben.
Zusammen mit Kositza hat er einen Artikel über die 97er Frankfurter
Buchmesse in der JF verfaßt. Eine weitere gemeinsame Aktion der Beiden
(und weiterer KameradInnen) war die Agitation gegen die Wehrmachtsausstellung
in Frankfurt. Publizistisch hält sich Wolfschlag ohnehin nicht sonderlich
zurück.
Seine Magisterarbeit ‘Hitlers
rechte Gegner’ hat er im rechtsextremen Arun Verlag
veröffentlicht. In ihrem JF-Artikel über ihren Ausflug nach Belgien
mokiert sich Kositza übrigens darüber, daß die belgischen
Beamten dieses Werk des „Historikers Claus Wolfschlag“, das sie gerade
zu Rezensionszwecken las, als rechtsextreme Propaganda einstuften. Ein
weiteres Buch, das Wolfschlag herausgegeben hat, trägt den Titel ‘Bye
bye ‘68...: Renegaten der Linken, Apo-Abweichler und allerlei Querdenker
berichten’. Über dieses Buch wird im Folgenden noch zu reden sein.
Wolfschlag war übrigens, ebenso wie sein Interviewpartner Langhans
in besagtem Buch auch bereits als Referent der Danubia
München geladen, der rechtsextremsten Burschenschaft der BRD. Daß
Wolfschlag Kontakt zum Staatspolitischen
Club, einem neurechten Zirkel aus Frankfurt hat, kann bisher nur vermutet
werden, sichere Belege gibt es dafür nicht.
Doch nun zu Wolfschlags
‘Bye-bye ‘68... ‘, denn es lohnt sich, dieses äußerst aufschlußreiche
Buch einmal genauer zu betrachten. Dabei muß aber vorerst genügen,
die Stellung einiger AutorInnen innerhalb des rechtsextremen Lagers
zu betonen, eine inhaltliche Auseinandersetzung ist nur exemplarisch bei
Rainer Langhans möglich.
Bereits der Verlag, in dem
das Werk 1998 erschien, gibt Aufschluß über seinen Hintergrund.
KundInnen sucht der Stöcker-Verlag aus
Österreich durch Anzeigen in den rechtsextremen Zeitungen
JF, Criticon, Aula und Fakten. In seinem Programm findet sich zum Beispiel
ein Buch von David Irving, einem britischen Rechtsextremisten,
der bekannt ist für die Leugnung des Holocaust und in Deutschland
Redeverbot hat. Weiter wird der Sohn von Rudolf
Hess verlegt, der in seinem Buch behauptet, sein Vater wäre im Knast
ermordet worden. Ebenso findet sich eine Buch des ‘Dark-Wave-Fans’Jürgen
Hatzenbichler, das er mit Haider-Intimus Andreas Mölzer (damals beide
in der JF-Redaktion) herausgegeben hat. Hatzenbichler, ehemaliger Aktivist
der Aktionsfront Nationaler Sozialisten und der Nationalen Front in Österreich,
ist mittlerweile Autor der Zeitschriften Kärntner Nachrichten (FPÖ),
Aula (FPÖ nahe), Nation Europa, wir selbst und Zeitenwende. Er unterhält
zwar immer noch Kontakte ins Lager militanter Neofaschisten, hat aber seinen
Schwerpunkt seit Anfang der 90er Jahre auf die Mitarbeit in der FPÖ
und in neurechten Organen gelegt und gehört zu denjenigen, die (jugend)kulturellen
Fragen eine besondere Bedeutung zumessen. In diesem Zusammenhang hat er
nicht nur die Dark-Wave-Szene für sich entdeckt, sondern ist auch
ein Verfechter der Querfrontstrategie, also
des Versuches, ‘Linke’ für ein ‘nationalrevolutionäres’ Projekt
zu gewinnen. Dies belegen unter anderem zwei Debatten, die er in der Jungen
Freiheit mit Werner Olles und Günther Nenning
geführt hat. Mit Olles debattiert Hatzenbichler 1990 über die
‘Neue Rechte’, wobei es unter anderem um deren Verhältnis zur radikalen
Linken geht, und 1993 folgt die Diskussion mit Nenning unter der Überschrift:
‘Gibt es einen Brückenschlag zwischen >Rechten< und >Linken<?’.
Beide zählen zu den Ex- bzw. Pseudolinken, die in Wolfschlags Buch
zu Wort kommen. Werner Olles, der in den 70ern im ‘Marxistischen
Studentenbund Spartakus’ aktiv war, wird in den 80ern Mitglied des Nationalrevolutionären
Koordinationsausschußes (NRKA) und Autor bzw. (zeitweise) Redaktionsmitglied
von ‘wir selbst’, seit 1994 engagiert er
sich bei der JF und schreibt unter anderem für Nation Europa. Der
Aufsatz des zum katholischen Fundamentalisten mutierten Olles in Wolfschlags
Buch trägt den Titel ‘ZUR RECHTEN GOTTES Studentenbewegung, Rote Garden,
Stadtguerilla - eine späte Abrechnung’. Nenning, ehemaliger Chefredakteur
der Wiener Zeitschrift ‘FORVM’ und mittlerweile ebenfalls
JF-Autor, der berüchtigt ist für seine Versuche ‘Sozialismus’
zu ‘nationalisieren’ (sprich ein Paradoxon zu erschaffen ...), überschreibt
seinen Aufsatz ‘LINKE UND RECHTE ZAUBERKÜNSTE’.
Querfrontstrategie
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Die genannten Debatten, wie
auch das Buch von Wolfschlag selbst, sind Paradebeispiele für die
sogenannte ‘Querfrontstrategie’ der extremen Rechten. Diese bezeichnet
den Versuch, BündnispartnerInnen im Lager der Linken zu finden. Zu
diesem Zweck wird die ‘Nation’ und manchmal auch die ‘Feindschaft zum Liberalismus’
als gemeinsame Ausgangsbasis propagiert. In den Worten der Rechtsextremen
selbst klingt das dann folgendermaßen, wie hier bei dem Nationalrevolutionär Wolfgang
Strauss: „Das Oppositionspotential nationalisieren; die Antikriegsbewegung
nationalisieren. Die Ökobewegung nationalisieren. Die Wertkonservative
Bewegung nationalisieren ... Mit einem Wort: Die Anti-System-Bewegung mit
nationaler Identität impfen, mit nationalistischem Befreiungselan
anreichern, mit nationalrevolutionärem Elan aufladen, mit deutschem
Fundamentalismus indoktrinieren, mit antikapitalistischem und antikommunistischem
Geist erfüllen, für deutsche Alternativen begeistern“ (Neue Zeit
5/1982, nach dem Buch ‘In bester Gesellschaft’, S. 85. Nebenbei bemerkt,
ist zu hoffen, daß dies der Linken endlich unwiderruflich klar macht,
daß eine emanzipatorische Perspektive nur eine (anti- bzw.) internationalistische
und eine antiautoritäre sein kann (Wir bleiben vaterlandslose GesellInnen!).
Historisch geht der Begriff der Querfront auf Pläne der Reichswehrführung
um General Schleicher zurück, eine Präsidialregierung
auf der Massenbasis einer Vereinigung von NSDAP und Gewerkschaften zu installieren
und diesem Zweck nach Bündnispartnern in allen gesellschaftlich relevanten
Gruppen - ‘quer’ zu Parteien - zu suchen. Angeregt war dieser Gedanke übrigens
wiederum durch Theoretiker der ‘Konservativen
Revolution’. Aber auch in der Geschichte der BRD gab es Beispiele für
die Versuche Rechtsextremer, in Linken Bewegungen Fuß zu fassen.
So ging etwa Rudi Dutschke Henning
Eichberg, dem neurechten Ideologen schlechthin, auf den Leim, als er mit
ihm über die ‘nationale Frage’ diskutierte, denn gerade Eichberg griff
als einer der ersten in Deutschland theoretisch wie praktisch auf das Querfrontkonzept
zurück.Ein Beispiel aus den 90er Jahren ist der sogenannte Aufruf
‘Gegen das Vergessen’ der, von konservativen und rechtsextremen Kräften
gemeinsam unterzeichnet, ausgerechnet in der ehemals linken ‘taz’
veröffentlicht wurde und versuchte, anläßlich des 50. Jahrestages
der Befreiung vom deutschen Faschismus am 8. Mai 1995, die Vertreibung
der Deutschen aus Polen, CSSR und UdSSR als das eigentliche Unrecht darzustellen.
Zurück zu Wolfschlags
Buch: Mit dem Aufsatz ‘Offene Türen eingerannt - Rückblick auf
die frühen und späten 60er Jahre’ ist Frank
Böckelmann vertreten. Gemeinsam mit Dieter Kunzelmann und anderen
hat Böckelmann anfangs der 60er Jahre die ‘Subversive Aktion’ gegründet,
eine avantgardistische Gruppe, die Aktionskunst mit radikaler Gesellschaftskritik
verknüpfte und eine Vorläuferin des antiautoritären Flügels
der StudentInnenbewegung war. Am Ende der 60er und in den 70er Jahren hat
sich Böckelmann intensiv mit der Kritischen
Theorie auseinandergesetzt und u.a. das Buch ‘Über Marx und Adorno.
Schwierigkeiten der spätmarxistischen Theorie’ veröffentlicht.
1998 taucht er plötzlich in den Reihen der Neuen Rechten auf, indem
er neben seinem Aufsatz in dem Buch von Wolfschlag das Werk ‘Die Gelben,
die Schwarzen, die Weißen veröffentlicht’, das er als ‘ethnopluralistisch’
verstanden wissen will. Und in der FAZ läßt er dann vollends
die rassistische Sau raus, die hinter den ‘Ethnopluralismus’ steht, wenn
er im Zusammenhang mit der Debatte um die doppelte Staatsangehörigkeit
schreibt: „Streng genommen mangelt es diesen Fremdkulturen vollständig
an Gebräuchen, die man nicht als frauen- oder kinderfeindlich, als
extremistisch oder als Verstöße gegen die Menschenrechte und
Gleichheitsgrundsätze beziehungsweise das Heilpraktikergesetz werten
müßte“ (nach Jungle World 5/1999).
Einen Bruch will Böckelmann (der übrigens die Zeitschrift ‘Tumult’
herausgibt) in seiner Biographie allerdings nicht feststellen, er habe
lediglich das Konzept des Gemeinwesens - gemeint sind Volk, Nation, Ethnie
oder ähnliches - entdeckt. Liegt es nun an der einsetzenden Alterssenilität,
oder wie kommt es daß Böckelmann keinen Gedanken daran verschwendet,
daß solche ‘Konzepte’ von Marx bis Horkheimer,
Adorno und Marcuse und sogar oftmals in der stinknormalen ‘bürgerlichen’
Sozialwissenschaft als das benannt werden, was sie sind, nämlich Ideologien?
Ideologie ist auch das passende Stichwort, um zum nächsten Ex-68er
überzuleiten, der sich in einem Interview mit Herausgeber Wolfschlag
in ‘Bye-bye 68’ ausläßt:
Die
Esoterik-Schiene: Rainer Langhans
Seitenanfang
Einige Jahre nachdem
die Wege von Frank Böckelmann und Dieter Kunzelmann sich bei der ‘Subversiven
Aktion’ getrennt hatten, gründete Kunzelmann mit Fritz
Teufel, Uschi Obermaier, Rainer Langhans und anderen die Kommune K1. Diese
war das Ergebnis von Diskussionen innerhalb der APO (u.a. zwischen Kunzelmann
und Dutschke), die zu der Erkenntnis führten, daß politische
Strukturen (das Öffentliche) und individuelle Lebensweise (das Private)
nicht voneinander zu trennen sind und die Veränderung der Gesellschaft
daher mit einer Veränderung der Lebensweisen einhergehen müsse.
In der Folgezeit wurden Teufel und Langhans zu den Popstars der APO, da
sie durch spektakuläre Aktionen (Pudding-Attentat auf den US-Vizepräsidenten)
und Provokante Flugblätter („Wann brennen die Berliner Kaufhäuser?“)
ins Rampenlicht der Medien gerückt sind. Nebenbei bemerkt, interessierten
sich natürlich auch Polizei und Justiz für die Kommunarden, so
daß sie einen Rechtsanwalt benötigten, einen gewissen Horst
Mahler, von dem auch noch zu reden sein wird. Ob Langhans heutige Spinnerei
mit der geschwundenen Popularität, seiner gescheiterten Karriere im
Musikgeschäft zusammenhängt, oder ob sein Kopf außer Locken
auch zu APO-Zeiten nicht mehr zu bieten hatte, sei einmal dahingestellt.
Fest steht, daß sich die Kritik des SDS an
der Politik der K1 - zumindest auf den weiteren Lebensweg von Langhans
zutrifft.
Der Ausschluß der
Kommune aus dem SDS wird nämlich mit ‘falscher Unmittelbarkeit’, ‘Überschätzung’
und ‘Realitätsflucht’ begründet. Und Langhans gehört „inzwischen
zu den prominentesten Figuren der ökofaschistischem Gedankengut nahestehenden
Esoterikszene“ (Jutta Ditfurth). In ihrem Buch „Feuer
in die Herzen“ zitiert Ditfurth aus einem Brief des österreichischen
Historikers Roman Schweidlenka, der Langhans auf einer Veranstaltung der
„Lernwerksatt“, einem Zirkel der ebenfalls der faschistoid-esoterischen
Szene zugehört, erlebt hat: „Rainer Langhans, durch seine umstrittene
Faschismusinterpretation hinlänglich bekannt, versuchte sich - wenn
er nicht gerade von der wahren Liebe seiner drei platonischen Frauen sprach
- mit einem Alternativangebot: Die Nazis und vor allem die SS hatten ...
eine ‘hohe Sterbekultur’ und waren uns armen Zeitgenossen im Bewußtsein
der ‘Notwendigkeit des Sterbens’ haushoch überlegen. Die SS - nett
wie sie war - wollte ihre hochgeistigen Einsichten lediglich weitervermitteln“
(Seite 299). Zur Faschismusinterpretation von Langhans kann in einem Interview
nachgelesen werden, das die taz (12.04.1989)
mit ihm führte: „Spiritualität in Deutschland heißt Hitler.
Und erst wenn du da ein Stück weiter bist, kannst du jenseits davon
abkommen, bis dahin aber mußt du das Erbe übernehmen ... nicht
im Sinne dieses braven ausgrenzenden Antifaschismus, sondern im Sinne einer
Weiterentwicklung dessen, was da von Hitler versucht wurde“. Das bedeutet:
„Wir müssen also sozusagen die besseren Faschisten werden - die man
als solche nicht mehr bezeichnen kann“. Und im Interview mit Wolfschlag,
der natürlich sehr interessiert ist an Langhans Forderung, es müsse
eine „‘positive’ Faschismustheorie“
entwickelt werden, legt Langhans noch mal nach: „Die Leute im >Dritten
Reich< arbeiteten mit dem Instrumentarium der >Magie<, mit psychischen
Techniken, die uns heute weitgehend unbekannt sind. Sie befanden sich auf
der Suche nach Gott, bemühten sich das >Himmelreich auf Erden<
durch Technik, aber auch durch Magie zu errichten ... Einige Leute im >Dritten
Reich< wollten eine höhere Rationalität, jenseits der platten
Aufklärung, erreichen - ganz entgegen linken Vorwürfen, daß
es darum gegangen wäre, die Leute nur in die Unmündigkeit zurückzubringen.
Der Nationalsozialismus war also ursprünglich ein ehrenwerter Versuch“.
Gegen Kritik wehrt sich Langhans mit der esoterischen Begründung:
„Klettern wir zuerst mal auf einen Baum ... Wenn du weiter oben sitzt,
siehst du den größeren Zusammenhang und du siehst: ES IST GUT“.
Auf Bäume klettern als die höhere Form der Rationalität
... eigentlich höchst amüsant, was der Althippie so alles deliriert,
aber das Lachen vergeht bei einer ‘Faschismusinterpretation’, in der Millionen
Opfer der NS-Vernichtungsmaschinerie und des Krieges keinerlei Bedeutung
haben. Sie sind sozusagen das Abfallprodukt der ‘spirituellen Heilsuche’
der faschistischen Massenbewegung und ihres ‘Gurus’ Hitler. Was soll an
Hitler bzw. dem Faschismus, der ohne seine Opfer gar nicht zu denken ist,
bitte „weiterentwickelt“ werden, wie Langhans fordert?! Aber um diese Frage
kann er sich auch drücken, denn er als Esoteriker muß sich ja
für nichts mehr rechtfertigen, er sitzt „weiter oben auf dem Baum“
und hatte eben - woher auch immer - die Erleuchtung, wie die Welt funktioniert.
Von einer solchen Position aus werden Verschwörungstheorien und andere
irrationale Konzepte, auf denen der Faschismus ideologisch beruht, natürlich
unangreifbar, denn die ‘Erleuchteten’ kennen ja die Wahrheit. Recht bemerkenswert
ist im übrigen auch, was der Erleuchtete so alles über Geschlechterverhältnisse
zu berichten weiß. Er vertritt eine (in der Konsequenz essentialistische
und/oder biologistische) Ideologie in der der ‘Mann’ und die ‘Frau’ bzw.
das ‘Männliche’ und das ‘Weibliche’ als einander entgegengesetzte
‘Wesen’ propagiert werden, wie es wohl selbst zu Hochzeiten des längst
überholten Differenzfeminismus kaum schlimmer hätte formuliert
werden können. Entsprechend lehnt Langhans den heutigen
Feminismus natürlich strikt ab, denn dieser ist „die männliche
Seite des Weiblichen, deshalb auch entsprechend hart und beschränkt.
Das Weibliche aber ist das große Rätsel, mit dem wir uns auseinanderzusetzen
haben“. Wie ist also die heutige Gesellschaft samt ihrer patriarchalischen
Komponente nach Langhans zu analysieren? „Die Frauen haben jetzt dreißig
Jahre Zeit gehabt die gesellschaftliche Führung zu übernehmen.
Aber es ist nicht ansatzweise eingetreten, daß sie ausreichende Aktivität
entwickelt hätten und Führungspositionen bekleiden wollten; und
zwar nicht wegen der ‘bösen Männer’. ... Denn um eine Führungsposition
zu erlangen, mußt du mehr als fünf sechs Jahre volles Engagement
zeigen - und dann ohne Kinder bleiben. Das ist eine elende Quälerei
für Frauen“. So weit so dumm, aber auch für die 68er Bewegung
und seine Beteiligung daran hat Onkel Langhans eine Erklärung in männlich-weiblich
Dichotomien parat. „Es existierten somit zwei Stränge innerhalb der
Studentenbewegung: zum einen war da der aggressive, männliche, kriegerische,
klassisch politische Strang ( ... und zum anderen ) der informelle, private,
vorpolitische weibliche Strang“. Daß Langhans damit genau die Kategorien
wiederaufleben läßt, welche die 68er, nicht zuletzt die Feministinnen,
mit gutem Grund bekämpft haben ist ihm vermutlich nicht einmal klar,
denn 68 hatte er auch anderes im Kopf: „Berlin wollte seinen Krieg, ich
wollte ihn nicht. Ich wollte diese Schönheit, dieses Weibliche, dieses
Weiche. ... Ich persönlich wollte zuerst die Frage nach dem Wesen
der Frau als rätselhaftes Gegenüber, nach dem Lieben-Können
vertiefen“. Womit sich noch eine weitere Kritik aus der Bewegung an der
K1 im nachhinein bestätigt. Denn gemeinsam mit anderen Frauen kritisierte
etwa Gretchen Dutschke-Klotz: Die Kommunarden
schienen hauptsächlich darauf aus zu sein, Frauen zu gemeinsamen Sex-Objekten
zu machen“. Heute lebt Langhans übrigens noch immer in einer sogenannten
Kommune zusammen mit ‘seinen’ fünf Frauen und einigen, er hat ein
Buch namens ‘Theoria Diffusa’ veröffentlicht
und bewegt sich in den Zirkeln des Bereiches New
Age und Ökofaschismus, mit Leuten wie dem einschlägig Bekannten Rudolf
Bahro, der einen ‘Grünen Hitler’ propagiert. Was hatte noch einst
Karl Marx über die Religion gesagt: „Das religiöse Elend ist
in einem Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen
das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur,
das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände
ist. Sie ist das Opium des Volkes“. Tja da wäre doch zu wünschen,
der Rainer wäre bei seiner Blubber geblieben, auch wenn Kameradin
Kositza weiß, daß kiffen dumm macht (s.o.), schlimmer als das,
was Eso-Langhans heute von sich gibt, hätte es wohl kaum kommen können.
Im Januar 99 sollte Langhans
als Stargast bei einer ‘68er-Party’ im Kulturzentrum (KUZ) in Mainz auftreten,
was durch antifaschistische Proteste verhindert werden konnte. Die Plakate
für diese Veranstaltung deuten darauf hin, daß das KUZ nur eine
Station einer ganzen Reihe von ‘Langhans-Partys’ war. Promoted wurde die
Veranstaltung jedenfalls durch eine Agentur aus Koblenz, die sich ‘H2O
Promotions’ nennt und deren Geschäftsadresse mit der Privatadresse
eines gewissen Harry Schulz identisch ist. Ob H2O auf das Promoten von
Ex-68ern á la Langhans oder anderem (neu)rechtem Gesocks spezialisiert
ist, wird sich künftig zeigen.
Weitergeblättert im
‘Bye Bye 68’ Buch stoßen wir auf Günter Maschke, den Wolfschlag
ebenfalls interviewt hat (Überschrift: „Ich war eigentlich von Jugend
an immer ‘dagegen’“). Maschke, ein weiterer ehemals Studentenbewegter,
geistert schon seit einiger Zeit durch den rechtsextremen Blätterwald,
zu finden ist er in der JF, in Criticon, Zeitenwende und Etappe.
Inhaltlich hat er sich zum Carl-Schmitt-Apologeten entwickelt über
den er fleißig publiziert. 1995 hat er einen Band mit Schriften von
Schmitt herausgegeben (‘Staat, Großraum, Nomos’) und mit Einleitung
und Anmerkungen versehen, den er u.a. Julien Freund widmet, einem mittlerweile
verstorbenen neurechten Vordenker, der beispielsweise in der Zeitschrift
‘Elemente’ des Thule Seminars publiziert
hat und sich neben Carl Schmitt auf den französischen faschistischen
Ideologen Georges Sorel bezieht. Da Maschke in Frankfurt lebt, ist es auch
nicht weiter verwunderlich, daß er beim Staatspolitischen
Club anzutreffen ist. Neuerdings macht Maschke durch eine ‘Kanonische Erklärung
zu 1968’ auf sich aufmerksam, die er mit den ehemaligen SDSlern Reinhold
Oberlercher und Horst Mahler verbrochen hat.
Von
der Roten zur Rassistischen Armee Fraktion (RAF):
Der
Mutant Horst Mahler
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Mahler ehemals als der Anwalt
der APO bekannt (u.a. als Verteidiger von Langhans und Teufel) wurde wegen
der Teilnahme an einer nicht genehmigten Anti-Springer-Demo wärend
der Osterunruhen von ‘68 zu 10 Monaten Knast verurteilt, setzte sich mit Ulrike
Meinhof, Gudrun Ensslin und Andreas Baader zur PLO ab und wurde später
wegen Mitgliedschaft in der RAF zu 12 Jahren verurteilt. Später hat
er sich von der RAF distanziert und hatte zeitweilig den damaligen JUSO-Bundesvorsitzenden
Gerhard Schröder als Anwalt (ja genau, der Rotkohl, der sich heute
so viele Sorgen um die deutsche ‘Nation’ und vor allem ihre Wirtschaft
macht). Seit 1988 betreibt er wieder eine Anwaltskanzelei in Berlin. Auf
ideologischer Ebene ist der heutige Herr Mahler von Günther Rohrmoser
inspiriert, dem Philosophieprofessor, Hegelexperten und Chefideologen des
rechtsextremen Studienzentrums Weikersheim. Rohrmosers
philosophische Grundthese ist die von der ‘Krise der Moderne’, der es nach
dem Ableben der Religion an geistigem Fundament und Halt fehle. Diese hat
er wie auch die Linkshegelianer von Marx bis zur Frankfurter Schule von
Hegel übernommen. Wärend aber Hegel die Krise zunächst durch
eine Erneuerung der Religion, später (nicht gerade bescheiden geworden)
durch seine eigene Philosophie und ihre Verwirklichung im Preußenstaat,
lösen wollte, setzten Marx und die Frankfurter Schule auf die diesseitige
Einlösung des religiösen Heilsversprechens. Marx schreibt: „Die
Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste
Wesen für den Menschen sei, also mit dem Kategorischen Imperativ,
alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes,
ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“.
Und wärend bis heute
von Horkheimer/Adornos ‘Dialektik der Aufklärung’
bis zu Habermas ‘Diskurs der Moderne’ an diesem Problem geknabbert wird,
fahren Rohrmoser und Co. die ganz blöde Nummer: Wer hätt’s gedacht?
Die Nation ist’s natürlich, die neuen Halt geben soll, wenn schon
die Religion nicht mehr funktioniert. Politisch heißt das für
Rohrmoser u.a. daß die Republikaner zur „normalen demokratischen
Palette zählen“ usw. usf.. Zu Ehren Rohrmosers 70ten Geburtstages
hat Mahler 1997 eine Laudatio verfaßt, die ebenso vor Nationalismus,
Rassismus und Antisemitismus strotzt, wie seine jüngsten Wortmeldungen:
die bereits erwähnte ‘Kanonische Erklärung’, eine ‘Flugschrift
an die Deutschen, die es noch sein wollen über die Lage ihres Volkes’,
ein JF-Artikel ‘Ein Netz von Aktivisten’ (in Nr. 2/99), das ‘Flugblatt
Nr. 1 der Sammlungsbewegung unser Land’ und schließlich das Interview
‘Ideologisch vermintes Gelände’ im Focus (28.12.98). Markwort &
Co (bekannt durch die 3 F ...) sollten sich ernsthaft überlegen ob
es nicht doch angebracht wäre, ihr Blatt in Locus umzunennen, wenn
sie sich schon wie die Schmeißfliegen auf alles Braune stürzen
müssen, das irgendwo quillt. Bleiben wir aber bei Mahler und führen
uns einige Beispiele seiner publizistischen Ergüsse zu Gemüt:
„Über Staatsbürgerschaftsrechte muß alleine das Volk entscheiden,
nicht die staatstragenden Parteien oder der Zentralrat der Juden“. Der
Antisemitismus ist eine Konstante in der politischen Biographie Mahlers,
war doch auch die Haltung der RAF zu dem Anschlag des Schwarzen
September auf die israelische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen
in München 1972 ebenso wie ihre gesamte Haltung zum Nahostkonflikt
von Antisemitismus durchsetzt. In der Rohmoser Laudatio macht er schließlich
die Juden für ihre Vernichtung im Nazideutschland selbst verantwortlich,
wenn die Ursache des Holocaust im ‘Kampf des jüdischen Monotheismus’
verorted. Aber natürlich hat Mahler aus der Geschichte gelernt, ihm
geht es nur darum das Schlimmste zu verhindern: „Die Deutschen, wenn sie
sich als solche erhalten wollen, müssen, bevor sie der Fremdenhaß
übermannt, parteiunabhängig und parteiübergreifend in Bewegung
kommen“. Eine deutsche Ausländer-Raus-Bewegung wäre sozusagen
eine humanitäre Schutzaktion für AusländerInnen und JüdInnen,
ehe die Deutschen sich mal wieder gezwungen sähen, Lager zu bauen.
Mahler gibt sich aber nicht damit zufrieden, diesen üblen Mist zu
Papier zu bringen, sondern beginnt die geforderte Bewegung um sich zu scharen,
um mit ihr zu demonstrieren. Ausgerechnet die Dialektik von Theorie und
Praxis scheint sich als einziges Element der APO-Zeit (neben dem Antisemitismus)
in seinem Kopf gehalten zuhaben. Ansonsten ist die APO für ihn im
nachhinein zu ‘nationalen Bewegung’ mutiert, die sich vorwiegend gegen
die Amerikaner und die Sowjets als Besatzungsmächte gewehrt habe.
Heute ist Mahler also wieder auf der Straße und zwar initiiert er
- mit der von ihm gegründeten Bürgerinitiative
‘Unser Land’ - regelmäßige Montagsdemos in Berlin (im Anklang
an die Montagsdemos in der DDR, die Ausgangsbasis für deren Anschluß
an die BRD waren). Und sammelt dabei ein illustres Völkchen um sich:
Nach seinen Angaben finden sich in der BI Leute aus PDS, SPD, den REPs,
dem Bund Freier Bürger (BFB) und der NPD. Bei seinen bisherigen Demos
waren jedenfalls mit Sicherheit dabei: Renate Laurien (CDU), Gert Schneider
(früher SDS und SPD, heute rechtsextremer Aktivist in der Deutschlandbewegung
von Alfred Mechtersheimer und im BFB), Torsten Witt (stellvertretender
Landesvorsitzender des BFB Berlin-Brandenburg) sowie Andreas Röhler
und Peter Töpfer (beide von Sleipnir). Ebenfalls unterstützt
wurde Mahler durch den ‘Shanghaier Kreis’ aus Hamburg mit seinem Chef Dieter
Schütt. Der Kreis, der sich ursprünglich als maoistische Gruppe
bezeichnete, ist mittlerweile ein Sammelsurium ehemaliger Kommunisten und
diverser Rechter u.a. Heinz Bömecke Vorsitzender des Kreisverbandes
Hamburg Nord der REPs. Dieter Schütt, in der Vergangenheit in der
DKP und bei den Grünen aktiv, gibt die Zeitschrift ‘der Funke’ heraus,
die in den 70er Jahren ursprünglich marxistisch geprägt war und
mittlerweile bei Esoterik (Inkarnation etc.) und dem Modethema ‘Linke und
Nation’ angekommen ist. Dazu paßt, daß Schütt in einer
Ausgabe von ‘wir selbst’ vertreten ist und mit seinem ‘Shanghaier Kreis’
eine ‘sozialistisch-patriotische Bewegung’ initiieren will.
Es ist schon verwunderlich,
daß Mahler, ebenso wie Oberlercher, nicht in Wolfschlags ‘Bye bye’
mit einstimmen durfte, wo sich doch beide so weit als ‘Renegaten der Apo’
aus dem Fenster hängen. Im Folgenden noch zwei Beispiele altbekannter
rechtsextremer Autoren in Wolfschlags Buch: Baldur
Springmann, Autor der rechtsextremen Blätter ‘Nation Europa’ und ‘wir
selbst’, Gründungsmitglied der Grünen, organisierte die Abspaltung
der konservativen und rechtsextremen Kräfte aus der Gründungsphase
der Grünen in die ÖDP und schließlich deren rechtsextreme
Abspaltung ‘Unabhängige Ökologen Deutschlands’, als die ÖDP
zu Beginn der 90er mehrheitlich gemäßigt konservativ eingestellt
war, u.v.m.. Günter Bartsch, ein Intimus von Springmann ist u.a. Autor
in ‘Criticon’ und ‘wir selbst’, bewegt sich in der sprituell-ökologisch
geprägten Fraktion der rechtsextremen Szene und hat u.a. im rechtsextremen
Verlag Siegfried Bublies aus Koblenz publiziert. Bevor nun kurz auf diesen
Verlag und seine bedeutende Rolle für die rechten Querfront-StrategInnen
eingegangen wird, noch eine letzte Bemerkung zu Wolfschlags Buch: Ein Werbezettel
der dieses als ‘Buch des Jahres zum Thema 1968 und die deutsche Linke’
anpreist, hing kürzlich an einem schwarzen Brett in der Mainzer Universitätsbibliothek
aus, wer den wohl aufgehängt hat ...
‘wir
selbst’ aus dem Siegfried Bublies Verlag
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Die Zeitschrift ‘wir selbst’
wird 1979 durch die ‘Grüne Zelle Koblenz’ gegründet, eine Gruppe
die aus den Jungen Nationaldemokraten hervorgegangen ist. Siegfried Bublies
der Herausgeber, dessen ‘Verlag Siegfried Bublies’ das Blatt vertreibt,
war seit 1974 in der JN aktiv, hat diese aber bei der Gründung von
‘wir selbst’ verlassen, Ende der 80er war er Kreisvorsitzender der REPs
in Koblenz. Die Zeitschrift hat von Beginn an die Querfrontstrategie betrieben,
in dem sie versuchte, nationalrevolutionäre Positionen in die Ökologiebewegung,
aber auch in andere tendenziell linke Bewegungen zu tragen.
Zudem fanden sich schon
früh ehemalige Linke nach ihrer nationalen Wendung bei der Zeitschrift
ein, wie etwa Werner Olles oder Horst Josef Ackermann (ehemals KPD/ML).
Inhaltlich bezieht sich das Blatt auf die historischen Nationalrevolutionäre
wie Ernst Niekisch, kein Wunder, daß Henning Eichberg, einer der
bedeutendsten neurechten Ideologen und Vertreter einer ‘nationalrevolutionären’
Strategie, zum Vielschreiber in Bublies’ Blatt wurde. Im übrigen unterhält
‘wir selbst’ Verbindungen zum libyschen Staatsoberhaupt Muammar Al Gaddafi,
dessen ‘Grünes Buch’ der Bublies-Verlag exklusiv in Deutschland vertreibt.
Mittlerweile zeigen Autoren der JF - u.a. Jürgen Hatzenbichler - verstärkt
Präsenz in den Ausgaben von ‘wir selbst’. Ende 98 kam die neuste Ausgabe
von ‘wir selbst’ zum Thema ‘Globalisierung’ heraus, die von Werner Olles
in der JF (7/99) in den höchsten Tönen gelobt wird. Welch Wunder,
zeigt doch der Artikel von Olles worum sich die ‘Nationalrevolutionäre’
bei Thema ‘Globalisierung’ den Kopf zerbrechen, natürlich um die Auflösung
der ‘rassischen’, ‘völkischen’, ‘nationalen, ‘ethnischen’ (nennt es
wie ihr wollt!) Identitäten, schließlich hat das Blatt auch
den Untertitel ‘Zeitschrift für nationale Identität’. Es finden
sich etliche Bekannte wieder: Claus Wolfschlag plaudert aus dem Nähkästchen
über die „desaströsen Konsequenzen der Zuwanderung in Offenbach“,
also seinem Wohnort, Mahlers ‘Flugschrift an die Deutschen’ ist abgedruckt,
Frank Böckelmann schimpft über die ‘Verwestlichung’ der Welt,
Charles Champetier, Chefredakteur der neurechten französischen Zeitschriften
Éléments und Nouvelle École käut zum x-ten Mal
Versatzstücke ‘ethnopluraler Theorie’ wieder. Und da die Ethnopluralismus-RassistInnen
es auch gerne mal exotisch mögen und sich durchaus nicht nur um ‘ihr
eigenes’ (imaginiertes) ‘Volk’ Sorgen machen, wird Rüdiger
Nehberg interviewt, der Survival-Guru, der früher aller Welt in den
Medien dartun mußte, daß ½ Jahr Wurzeln kauen auch was
Tolles sein kann und der jetzt seine Liebe zu „Regenwaldvölkern ...,
deren Natur- und Stammesverbundenheit er bewundert“ (O-Ton Olles in der
JF-Besprechung) entdeckt hat.
Völker,
Rassen, Ethnien: Halluzination und soziale Realität
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Um nicht mißverstanden
zu werden, selbstverständlich gibt es berechtigte Interessen indigener
Gruppen, die sie vermehrt auch durch Organisationen einfordern, in denen
sie sich organisieren, beispielsweise im Rahmen der zapatistischen Befreiungsbewegung
in Chiapas/Mexiko. Worum es in diesen Bewegungen geht ,ist aber nicht das
Selbstbestimmungsrecht von (archaischen) Völkern, wie das von den
Ethnopluralismus-RassistInnen bis hin zu Teilen der Gesellschaft für
bedrohte Völker propagiert wird. Vielmehr wehren sich die Indigena-Gruppen
gegen soziale und rassistische Ausgrenzung, die sie in der jeweiligen Gesellschaft
erfahren und die ein Ergebnis jahrhundertelanger Kolonialgeschichte und
ihrer Grenzziehungen ist. Selbstverständlich geht es in den Kämpfen
der Indigenas vielfach um kulturelle Autonomie, darum die jeweilige Sprache
zu erhalten, Unterricht in dieser Sprache zu gewährleisten etc., das
bedeutet aber noch lange nicht, daß es um den Erhalt ‘statischer
Kulturen’ geht, wie der moderne Rassismus behauptet. Vielmehr sind indigene,
wie alle anderen Kulturen, in einem ständigen Wandel befindlich, der
zum einen auf Anstößen durch Kontakte mit ‘anderen Kulturen’
beruht und zum anderen durch die Dynamik, die jeder Kultur selbst innewohnt
und die ein ständiges Aushandelnd dessen bedeutet, was diese denn
ausmacht. Dazu noch ein Beispiel, in dem Protokoll einer Frauenversammlung,
in der das zapatistische Frauengesetz besprochen wurde, heißt es
„Wir müssen darüber nachdenken, was an unseren Gebräuchen
erneuert werden muß ... Zum Beispiel sind wir gegen den Brauch, daß
die Dorfautoritäten unter sich ausküngeln, wie das Gemeindeland
verteilt wird ... Es ist nicht gerecht, daß wir gegen Geld in eine
Ehe verkauft werden. Das sind Gesetze und Traditionen von früher,
die geändert werden müssen“. Diese Aussage der indigenen Frauen
macht nicht nur deutlich, daß Kulturen in ständigem Wandel begriffen
sind, sonder zeigt auch sehr genau, daß sich hinter den sogenannten
‘ethnischen Fragen’ ebenso wie hinter der ‘Geschlechterfrage’ ganz handfeste
materielle Interessen verbergen. So hat der Kampf von Indigenas um ihr
Land nichts mit einer ‘Verwurzelung von Blut und Boden’ zu tun, wie die
RassistInnen behaupten, die von der ‘Ursprünglichkeit der Naturvölker’
schwärmen, sondern es geht schlicht um die Existenzgrundlage der Indigenas.
Zurück zu ‘wir
selbst’, wo sich neben denn genannten Rassisten auch Namen wie Hans
Magnus Enzensberger oder Arno Klönne finden, Personen also, die eher
als linke bis linksliberale bekannt sind. Bei dem Kurs-Buch-Gründer
Enzensberger werden mußte zunächst befürchtet werden, daß
dies der Auftakt zu seinem endgültigen rechten Coming out, nach jahrelangen
linksliberaler Profilierung war, hat er doch mittlerweile auch die Rede
von der „Moralkeule Auschwitz“ für sich entdeckt und behauptet entgegen
jeder soziologischen Untersuchung, „daß von einer Schere zwischen
Arm und Reich, die sich immer weiter öffne, keine Rede sein könne“.
Wenn Enzensberger, der noch in den 60er Jahren das Buch ‘Der kurze Sommer
der Anarchie’ über den Kampf der anarchistischen Republikaner im spanischen
Bürgerkrieg gegen die Faschisten geschrieben hat, jetzt die Nation
entdecken würde, wäre auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich
hat sich aber herausgestellt, daß der Beitrag ohne Enzensbergers
Wissen in ‘wir selbst’ abgedruckt wurde. Er sichert zu, daß Ähnliches
nicht mehr vorkommt, sollte sich aber auch mal fragen, warum die extreme
Rechte überhaupt ein solches Interesse an ihm hat. Schließlich
hat er bereits mehrfach Interview-Wünsche der JF abgelehnt und in ‘sleipnir’
wurde ebenfalls ohne sein Wissen ein Beitrag von ihm abgedruckt. Warum
hingegen gerade der Historiker Arno Klönne, ein Spezialist für
die Geschichte der Arbeiterbewegung und für den Rechtsextremismus,
‘wir selbst’ ein Interview gibt, ist wirklich rätselhaft.
Zwar wird er wegen seiner
linken Argumentation von Olles in der JF-Besprechung prompt verrissen,
aber der Strategie der Nationalrevolutionäre, einen ‘Dialog zwischen
der Linken und Rechten’ zu initiieren, ist er aufgesessen. Gerade ihm hätte
klar sein müssen, daß ein solcher Dialog die Rechtsextremen
aufwertet, ihnen nützt und damit klar abzulehnen ist.
Schließlich bleibt
Bernd Rabehl als neuster Star in der Riege der QuerfrontstartegInnen zu
erwähnen. Zwar war sein Beitrag zur Globalisierungsnummer von ‘wir
selbst’ ebenfalls ohne sein Wissen nachgedruckt worden, aber er hat schon
zuvor, wie Mahler, seinen Frontwechsel zur extremen Rechten deutlich gemacht
hatte.
Je
Kalk desto Volk: Opa Bernd rabehlt ‘Ausländer raus’
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Gemeinsam mit Mahler
und dem Alt-68 Peter Furth war Rabehl zu Gast bei der rechtsextremen Burschenschaft
Danubia München, genauer gesagt, bei deren Bogenhausener Gesprächen
im Jahre 1998. Bei der gleichen Veranstaltung waren 1989
bereits Rainer Langhans
und Reinhold Oberlercher aufgetreten. Wohlgemerkt bei der Danubia, die
eine bedeutende Rolle in der Deutschen Gildenschaft spielt, und zum
Härtesten gehört, das die Studentische Verbindungs(un)wesen in
der BRD zu bieten hat. Die Themen und der Klang von Rabehls und Mahlers
Rede sind zum Verwechseln ähnlich. Zwar hat Rabehl sich über
die nicht autorisierte Veröffentlichungen in der JF und in ‘wir selbst’
beschwert, inhaltlich hat er allerdings nichts revidiert und diesem Inhalt
nach gehört die Rede durchaus in derartige Blätter. Der ehemalige
SDSler sieht sich ebenfalls bemüßigt, vor einem völkisch-nationalistischen
Hintergrund vor der ‘Überfremdung’ Deutschlands zu warnen und die
68er Revolte zu einer nationalrevolutionären umzudichten. Auf diesen
Schwachsinn muß nicht zum hundertsten Mal eingegangen werden, wer
sich für das Thema interessiert, kann sich auf den Webseiten der wieder
aktiv gewordenen ehemaligen SDSlerInnen deren Stellungnahmen zur
Position Mahlers und Rabehls besorgen. Dort heißt es unter anderem:
„Eine nationale Frage stellte sich für uns nicht, sei es, daß
wir meinten, der Begriff der Nation lenke von der soziale Frage nur ab,
sei es, daß wir die Teilung Deutschlands als Ergebnis eines von Deutschland
ausgehenden verbrecherischen Krieges akzeptierten. Wir können nicht
verhindern, daß ehemalige Genossen ihre politische Farbe wechseln.
Wir wehren uns aber entschieden dagegen, daß unserem gemeinsamen
Engagement nachträglich ein ‘nationalrevolutionärer’ Charakter
angedichtet werden soll“.
Noch
ein trojanisches Pferd: Sleipnir
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Die aus Berlin kommende
Zeitschrift Sleipnir, benannt nach dem achtbeinigen Roß des Germanengottes
Odin, ist eine weitere Publikation, die sich der Querfrontstrategie widmet.
Zu diesem Zweck u.a. Texte von Linken und Linksliberalen - etwa von Ralf
Giordano - ohne deren Wissen nachgedruckt, um den Anschein zu erwecken,
bei dem Blatt handle es sich um ein gemeinsames Diskussionsforum von Rechten
und Linken. Gleichzeitig fällt das Blatt durch seine Verbindungen
zum Hardcore der Internationalen Revisionistenszene auf, die seit Jahren
in ihren Machwerken die Leugnung des Holocaust verbreiten. So verbreitet
der ‘Verlag der Freunde’ von Andreas Röhler - der auch Sleipnir vertreibt
- ein Buch des französischen Holocaustleugners Serge Thion. Weiterhin
bestehen Kontakte zu den auf diesem Gebiet einschlägig bekannten Deutsch-Kanadier
Ernst Zündel, Michael Koll (Deutschland), Prof. Dr. Reuben Clarence
Lang (USA) und Roger Garaudy (Frankreich). Ein weiterer international bekannter
Revisionist aus Frankreich, Robert Faurisson, verweigert seine Zusammenarbeit
mit Sleipnir, da diese einen Text von ihm unautorisiert und schlecht übersetzt
abgedruckt hatte. Weiterhin bauen Röhler und sein Mitarbeiter Peter
Töpfer Kontakte ins Lager militanter Neofaschisten auf: u.a. zu Manfred
Roeder (verurteilter Naziterrorist), Hans-Christian Wendt, Frank Schwerdt
(beide ehem. ‘die Nationalen’), Christian Worch (Gesinnungsgemeinschaft
der neuen Front) oder Gary Lauck (NSDAP/AO - derz. in Haft). Ebenfalls
interessant ist die enge Zusammenarbeit zwischen Sleipnir und den ‘Unabhängigen
Freundeskreisen, bzw. deren Organ ‘Unabhängige Nachrichten’, an das
Röhler in Berlin Geschäftsräume untervermietet hat. Und
wo die ‘Unabhängigen Nachrichten’ sind, ist auch Josef Klumb nicht
weit, er schreibt mittlerweile auch in Sleipnir und gibt in Briefen an
Röhler mal wieder seinen Antisemitismus zum besten: „Dieser Alfred
Schobert ... lebt und arbeitet nur für bzw. gegen mich ... schätze
er ist ein Mitarbeiter der ADL - der Hund“. ADL
steht für Anti Diffamation League, eine jüdische Organisation,
die sich gegen Antisemitismus einsetzt. Neben Klumb finden sich im Dunstkreis
von Sleipnir aber noch weitere Bekannte, nämlich die Querfrontaktivisten
Horst Mahler und Reinhold Oberlercher. So hat Röhler nicht nur die
Montagsdemo von Mahler unterstützt, sondern teilt ihm auch per Brief
freundlich mit, daß Gary Lauck von der NSDAP/AO aus dem Knast gerne
eine Brieffreundschaft mit ihm pflegen würde. Und Oberlercher, der
übrigens in Berlin im Deutschen Kolleg aktiv ist (einer rechtsextremen
Kaderschmiede, die aus dem JF-Lesekreis-Berlin hervorgegangen ist), betätigt
sich als Vielschreiber in Sleipnir. Schließlich bleibt der Sleipnir-Autor
Michael Koth zu erwähnen, der Vorsitzender der ‘Partei der Arbeit
Deutschlands’ (PdAD) ist, einer Splitterpartei, die das Ziel einer Sammlung
‘nationaler Kommunisten’ verfolgt und sich an der Kommunistischen Partei
Nordkoreas orientiert. Diese Gruppe, die ohne Frage noch nie im Verdacht
stand emanzipatorisch zu sein, nähert sich mittlerweile der NPD an.
Auch Sleipnir scheint mehr und mehr zu einem NPD-Organ zu werden, was beutet,
daß die ursprüngliche Querfrontstrategie gescheitert ist, wenn
sich diese Tendenz durchsetzt. Aus dem NPD Bundesvorstand kommt übrigens
auch Hans Günter Eisenecker, der Anwalt von Andreas Röhler, der
sich zur Zeit wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten muß.
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