Demokratischer
Kongress der Völker will Partei werden
Am ersten Tag der
ersten Generalversammlung des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK)
wurde entschieden den Weg zu Parteiwerdung anzutreten. Der Demokratische
Kongress der Völker bleibt weiter erhalten und die entstehende Partei
soll Teil dieses Kongresses werden. Alle beteiligten Gruppen innerhalb
des Kongresses können selbst entscheiden, ob sie Teil der Partei werden
wollen.
Nachdem zunächst die politische Situation der Türkei auf der Generalversammlung
diskutiert worden ist, wurden neben der Entscheidung der Parteiwerdung
auch weitere wichtige Beschlüsse gefasst. So wurde eine Vernetzung und
Zusammenarbeit aller Antikriegsbewegungen im Land beschlossen, um der
kriegstreibenden Politik der AKP-Regierung entschlossen entgegentreten
zu können. Zudem stellte der HDK die Forderung auf, dass für den Frieden
unmittelbar direkte und indirekte Gespräche zwischen der AKP-Regierung
und der PKK und ihrem Vorsitzenden Abdullah Öcalan geführt werden müssen.
Außerdem hat der HDK beschlossen, Arbeiten hinsichtlich der Demokratischen
Autonomie aufzunehmen.
HDK: Die Identitäten
der Völker müssen geschützt werden
Am zweiten Tag der Generalversammlung des HDK wurden die Berichte der
verschiedenen Kommissionen vorgetragen und von der Generalversammlung
abgeändert oder bestätigt. Yildiz Imrek sprach im Namen der Verfassungskommission
zur Generalversammlung und trug die Vorschläge der Kommission für eine
neue Verfassung in der Türkei vor. So wurden unter anderem folgende Forderungen
für eine neue Verfassung durch den HDK diskutiert:
• Recht aller Völker
ihre Sprache und Kultur frei zu entwickeln
• Recht auf Unterricht in der Muttersprache
• Akzeptanz der Demokratischen Autonomie
• Garantie der Gedanken-, Meinungs- und Organisierungsfreiheit
• Recht aller Arbeiter auf Organisierung in Gewerkschaften und Wahrung
des Rechts auf Streik
• Wahrung des laizistischen Staates, bei gleicher Distanz zu allen Religionen
• Gleiche Repräsentanz der Frauen auf allen Ebenen
• Beendigung jeglicher Diskriminierung
• Unabhängigkeit der Justiz
• Vollständige Autonomie für Wissenschaften, Kunst und Kultur
• Ende der Religionsunterrichtspflicht an den Schulen
• Aufhebung der Wahlhürden und ein Ende für politische Betätigungsverbote
• Recht auf Verweigerung des Dienstes an der Waffe
• Recht auf kostenlose Wasserversorgung
• Schutz des kulturellen Reichtums
Nachdem die Vorschläge
durch die Sprecherin der Verfassungskommission vorgetragen worden sind,
wurden sie für die Diskussion eröffnet. In der Diskussion mahnte Gençay
Gürsoy, dass man in der Phase der Verfassungsarbeiten äußerst achtsam
sein müsse. Zu denken „eine kleine Änderung ist besser als nichts“ sei
das falsche Verständnis, so Gürsoy. Tuncel fügte in der Diskussion hinzu,
dass die Demokratische Autonomie nicht nur ein Lösungsmodell für die Kurden
sei, sondern auch ein Modell sei, welches für die anderen Völker der Türkei
eine Lösung darbiete. Nach der Diskussionsphase wurden alle Verfassungsvorschläge
durch die Generalversammlung akzeptiert.
Quelle: ANF, 12./13.05.2012,
ISKU
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