Ich arbeite bei Seeboard (der Elektizitaetsgesellschaft) im Kundendienst in Portslade. Die Call Center-Abteilungen sind ganz schoen beaengstigend, mit staendigem Geschnatter und Gepiepse. Bei Arbeitsanfang musst du einen Platz von einer ArbeiterIn uebernehmen, gleich nachdem die ihren letzten Anruf beendet hat. Es soll keine Zeit verschwendet werden, wenn die ihren Kram zusammenpackt und geht.
Gleich wenn du dich hingesetzt und angemeldet hast, kommen die Anrufe rein. Wenn du einen beendet hast, schickt dir der Computer automatisch den naechsten. Dazwischen gibt es keine Zeit fuer Durchatmen oder Erholung von stressigen und emotional anstrengenden Anrufen. Du bist immer auf Leitung ausser in der 15-minuetigen Pause alle sechs Stunden. Sie machen alle moeglichen Anstrengungen, um die Zeit nachzuhalten und zu kontrollieren. Wenn du auf Klo willst, musst du den Teamleiter um Erlaubnis fragen, der dann rumkommt und den Code eingibt, der die erlaubt, zu gehen. Wenn du deinen Schreibtisch ohne Erlaubnis verlaesst, zieht der Computer die Zeit von deinem Lohn ab. So verfolgen sie alles, was du auf Arbeit tust. In einigen Abteilungen darfst du dich nicht mal mit den anderen unterhalten. Wir werden ziemlich oft wegen Quatschen angemacht.
Die Fluktuation der ArbeiterInnen bei Seeboard ist hoch - nicht verwunderlich bei den Arbeitsbedingungen. Aber das funktioniert auch fuer Seeboard, weil es eine Art “kollektiven Gedaechtnisschwund” produziert: nur wenige ArbeiterInnen erleben die nach und nach stattfindende Verschlechterung der Bedingungen, waehrend die meisten ArbeiterInnen, die den Job gerade fuer eine kurze Zeit bekommen haben, nicht so aussehen, als wuerden sie den Kampf aufnehmen wollen. Aber wir koennen das gegen die Firma einsetzen. Wenn wir nur fuer eine kurze Zeit bleiben wollen, haben wir sowieso nichts zu verlieren...