Eine gute Nachricht
Die ArbeiterInnen des Call Centers Atesia in Caltanissetta "streiken". Sie verlangen Arbeit, weil sie seit Wochen keinen einzigen Anruf bekommen haben (die irgendwohin umgeleitet werden), und ohne Anrufe verdienen sie keine Lira. Viele von ihnen, wenn nicht alle, haben tatsaechlich auf die Aussicht einer festen und sicheren Arbeit vertraut, die ihr Leben als Arbeitslose in einer der aermsten Provinzen Italiens veraendert haette.
Erinnern wir uns an die Konferenzen, die Besuche eines Ministers im immerwaehrenden Wahlkampf, das Gequatsche der Schmocks von der Lokalpresse ueber die "grosse Gelegenheit fuer oekonomischen und sozialen Wandel", die ein Call Center in Caltanissetta bedeutete. Erinnern wir uns an den Neid jenes Staatssekretaers, der seine Machenschaften zur Umleitung dieser Investitions-Mannas in eine andere Richtung durchkreuzt sah.
Und erinnern wir uns an das Laecheln der Sponsoren des freien Marktes: weniger Regeln, weniger Gesetze, weniger Rechte, weniger Vertraege und alle werden Arbeit haben und Wohlstand.
Heute zeigt sich den ArbeiterInnen des Atesia Call Centers, dass ihre Perspektive und die der festen Angestellten prekaer ist, dass ihre Situation als faktische Arbeitslose sich nicht veraendert hat, und dass die "untypischen Arbeitsvertraege" nur eine Art und Weise sind, Ausbeutungsverhaeltnisse wie in der dritten Welt zu schaffen.
Aber ihr werdet nun fragen, wo die gute Nachricht bleibt? Genau darin, dass die ArbeiterInnen aufdecken, was hinter dem Geschwaetz der Bosse steckt, und das sie zeigen, dass sie darueber nachdenken, wie sie sich organisieren und kaempfen koennen.
Und die Telecom - die der einzige Eigentuemer von Atesia ist - kann das nicht erlauben. Die ganze Filosofie der neuen Fliessbaender der Epoche der New Economy geriete in die Krise, und der Versuch der Prekarisierung und der Beschneidung der Rechte der festen ArbeiterInnen des Sektors geriete ins Stocken.
Die ArbeiterInnen von Atesia haben alle das Recht, bezahlt zu werden. Auch wenn keine Anrufe eingehen, auch wenn sie krank werden, auch wenn sie in Urlaub fahren, haben sie das Recht auf eine stabile Arbeit und eine "typischen" Vertrag.
Das ist auch in unserem Interesse, damit sie keine "Ex- und Hopp"-Arbeitskraefte werden, die gegen den Teil der ArbeiterInnen eingesetzt werden koennen, die das Glueck haben, nicht prekaer angestellt zu sein.
Aus: Gatto selvaggio, Nr. 2, November 2001
Email: gattoselvaggio@hotmail.com