antwort auf hbv-brief vom 19.11.


(08.12.00)

Hallo H.,
zu deinem Brief von vor einigen Wochen hier ein paar Anmerkungen. Einen genaueren Text zu Betriebsraeten und Selbstorganisation stellen wir demnaechst auf die Website. Es gab ja noch andere Diskussionsbeitraege dazu. Wir werden ihn dir aber auch direkt mailen.
Wir glauben gerne, dass einzelne ArbeiterInnen von Medion um Unterstuetzung bei der hbv nachgefragt haben. Wenn man sich isoliert und schwach vorkommt, macht man sowas. Es ist aber auch so, dass grosse Teile der ArbeiterInnen sich keine Illusionen ueber Betriebsraete machen - und das nicht erst seit unserem Flugblatt. Nachdem bekannt wurde, dass Team- und Schichtleitung kandidieren, haben noch mehr Abstand vom Besuch der hbv-Versammlung genommen.
Unsere Kritik an Betriebsraeten ist grundsaetzlich. Fuer uns besteht die Alternative nicht zwischen einem BR, der aus der Schichtleitung besteht, und einem Hotliner-BR. Dass von einem gelben BR nichts als Weihnachtsbaeume zu erwarten sind, duerfte klar sein. Aber auch ueber einen BR, der sich kaempferisch gibt, sollten wir keine Illusionen haben. Die Leute meinen es sicherlich gut, aber sie lassen sich auf einen institutionellen - gesetzlich geregelten - Rahmen ein, der ihnen die Haende bindet. Sie werden VertreterInnen, die abhaengig sind von den Reaktionen der Chefs und der Unterstuetzung der ArbeiterInnen. Sie duerfen gemaess Betriebsverfassungsgesetz ihre Meinung zu bestimmten Dingen sagen und ihre Unterschrift unter gewisse Dokumente setzen - aber nicht "politisch" taetig werden oder zum Streik aufrufen. Und sie spielen sich als Vertreter der ArbeiterInnen auf, die gefaelligst zu ihnen kommen sollen, wenn was nicht stimmt, anstatt dass die sich in den Abteilungen mit den anderen ArbeiterInnen zusammentun und die Sachen selbst in die Hand nehmen.
Das ist fuer uns der entscheidende Punkt: Zusammen die Sachen selbst in die Hand nehmen. Diese Prozesse wollen wir unterstuetzen. Wir wollen was mit anderen ArbeiterInnen machen, die von ihrer Situation als Ausgebeutete aus was starten. Uebrigens unabhaengig davon, ob sie nebenbei Gewerkschaftsmitglied sind oder noch im Betriebsrat.
Soweit diesmal
Ciao
prols


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