deutsche bank 24/duisburg (3)
(17.12.01)
Crisis, whose crisis?
Deutsche Bank 24 macht Call Center in Duisburg dicht
Ende November 2001 kuendigte die DB24 an, ihr Call Center in Duisburg-Rheinhausen zu schliessen. Von der Schliessung sind ueber 200 Leute durch Kuendigung betroffen, Umsetzung innerhalb des Unternehmens sind nicht vorgesehen. Als Grund fuer die Schliessung werden u.a. zu hohe Mietkosten angegeben, was nicht besonders einfallsreich ist. Nicht nur weil die Deutsche Bank selbst Besitzerin des Gebaeudes ist, sondern auch angesichts der umsichgreifenden Krise nicht nur im Banksektor.
Nachdem nach der Oeffnung des DB24 Centers vor 2 Jahren viele ArbeiterInnen u.a. wegen der hoeheren Loehne von der Citibank ueberwechselten, gehen momentan viele Bewerbungen in umgekehrte Richtung. Aber es wird fuer die Entlassenen nicht einfach werden, Jobs in anderen Bank-Call Centern der Region zu finden. So sind z.B. auch im Kundencenter der Dresdner Bank in Duisburg oder bei der Hypo-Vereinbank Rationalisierungsmassnahmen angekuendigt. In anderen Bereichen sieht es nicht anders aus: AOL hat Entlassungen angedroht, von denen auch das Duisburger Call Center betroffen waere, die Telekom macht Teile ihrer Call Center in der Region dicht...
All das sind Zeichen einer Krise, die sich zunehmend internationalisiert. Von Frankreich bekommen wir aber auch endlich einige Antworten von ArbeiterInnen auf die Krise: Als Mitte November klar wird, dass vier Standorte des Unternehmens Moulinex geschlossen und insgesamt knapp 4000 ArbeiterInnen entlassen werden sollen, besetzen ArbeiterInnen in Cormelles-le-Royal ihren Betrieb und drohen
damit, ihn abzufackeln, falls der Staat nicht ordentlich Abfindungen zahlt. In Suedfrankreich ebenfalls Mitte November besetzen ArbeiterInnen die einzige Fabrik, in denen die franzoesischen Euro-Muenzen gepraegt werden und fordern, dass die Arbeitsplaetze auch erhalten bleiben, wenn der EURO auf dem Markt ist.
Sondereinsatzkommandos der Polizei muessen die Praegestempel aus dem Betrieb retten und nach Paris bringen.
Aber wie ein Typ meinte, den wir vor einem seiner letzten Arbeitstage bei der DB24 in Duisburg trafen: "Eigentlich muessten wir mit Knueppeln nach Frankfurt
[DB-Zentrale] gehen, aber so was gibt es wohl nur in Frankreich".
Vielleicht wuerde es ja auch mehr bringen, mal in die Nachbarabteilung der DB24 im selben Gebaeude zu gehen, um einen kleinen Solidaritaetsstreik zu fordern, muss ja nicht gleich mit Knueppeln sein. Diese Abteilung des DB 24 Call Centers soll naemlich erstmal erhalten bleiben. Leider kam es aber bisher dank des Betriebsrats erst zu einer kurzen Protestkundgebung in dem recht verlassenen
Industriepark, an der die ArbeiterInnen der anderen Abteilung wohl auch nicht teilnahmen. Wie dem auch sei, die Entwicklung der letzten Zeit zeigt deutlich, dass Entlassungen nicht durch Lohnverzicht und Mehrarbeit aufzuhalten sind. Auch diese Schlissung wird locker ueber die Buehne gehen, wenn sich die Betroffenen nur weiter auf die Hilfe von Gewerkschaft und Betriebsrat verlassen. Ansonsten halt mal franzoesisch lernen...
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