Olga Benario (1908-1942)

Vor 57 Jahren, im April 1942, wurde die deutsche Kommunistin Olga Benario in einem deutschen Vernichtungslager bei Bernburg ermordet. Im Auftrag der Komintern kämpfte sie an der Seite ihres Lebensgefährten Carlos Luis Prestes (1899-1990) in Brasilien, wurde dort verhaftet und 1936 an die Nazis ausgeliefert. Die Geschichte Olga Benarios ist die Geschichte einer großen Kämpferin unserer Zeit, sie ist die Geschichte von der Brüderlichkeit der Völker und die der blutigen Zusammenarbeit ihrer Henker.

Olga Benario wurde am 12.2. 1908 in München geboren. Sie war siebzehn Jahre alt, als die Polizei der Weimarer Republik sie als "kommunistische Agitatorin" in ihren Listen führte. Damals kämpfte sie im Zentralkomitee des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD), der Jugendorganisation der KPD, in der Weimarer Republik gegen den aufkommenden Nazismus und gegen die regierende Sozialdemokratie, gegen den deutschen Imperialismus. Sie war Delegierte auf dem 5. Kongress der Jugendinternationale in Moskau. Im April 1928 war sie führend an einer erfolgreichen bewaffneten Aktion zur Befreiung eines bis zu seiner Verhaftung illegal lebenden KPD-Genossen aus dem Berliner Polizeipräsidium beteiligt.

Olga Benario flüchtet vor dem deutsche Polizeiapparat in die Sowjetunion, wo sie eine der wichtigsten Mitarbeiterinnen der Kommunistischen Internationale wurde. In deren Auftrag ging sie 1935 nach Brasilien um den Aufbau der KP Brasiliens zu unterstützen. Nicht lange darauf begegnete sie dem Mann, mit dessen Kampf, Leiden und Ruhm ihr Name für immer verbunden bleibt. Luis Carlos Prestes war damals schon der Held seines Volkes. Drei Jahre lang hatte er seine revolutionäre Kolonne desertierter Offiziere über sechsundzwanzigtausend Kilometer kämpfend durch die Urwälder und Sümpfe Brasiliens geführt. Luis Carlos Prestes schloß sich der KP Brasiliens an und wurde vom Volk "Ritter der Hoffnung" genannt.

In dieser Zeit formierte sich einer der gewaltigsten Massenbewegungen, die Brasilien bis dahin gekannt hatte. Die Front der Nationalen Befreiung vereinte eineinhalb Millionen Menschen. Die Regierung antwortete mit ungeheuerlichem Terror. Prestes führte den Aufstand des 27. November 1935. Die revolutionären Regimenter bis schossen bis zur letzten Patrone. Doch der Plan war verraten worden und schon am nächsten Tag war der Aufstand niedergeschlagen. Über Brasilien lag wieder die tiefe Finsternis des Terrors der von deutschen Nazis dirigierten Totschlägerkolonnen. Während sich die Gefängnisse füllen, versucht Prestes die revolutionären Kader neu zu organisieren, er stellt die abgerissenen Verbindungen wieder her und bereitet sein Volkk neu auf den Kampf gegen die Unterdrücker vor.

Im Januar 1936 verhaftete man Olga Benario und Luis Carlos Prestes eines Nachts in ihrem Versteck.. Ihre beste Freunde, die deutschen Revolutionäre Arthur Ewert und Elisabeth Saborowsky-Ewert waren schon im Dezember 1935 in die Hände der faschistischen Geheimpolizei gefallen.

Am 23 September 1936 warf man die hochschwangere Olga in den Laderaum eines Frachters und brachte sie nach Deutschland. Mit ihr verschleppte man auch Elisabeth Saborowsky-Ewert, die die Polizei vorher vergewaltigt und verstümmelt hatte. Arthur Ewert selbst, bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen, war wahnsinnig geworden, nachdem er die Leiden seiner Frau hatte mit ansehen müssen. Elisabeth Saborowsky-Ewert wurde 1939 im Konzentrationslager Ravensbrück zu Tode gequält. Trotz Folter und Kerkerhaft hatte keiner von ihnen Aussagen gemacht weder bei der Polizei des reaktionären brasilianischen Regimes noch bei der Gestapo. Sie retteten dadurch viele Genossen.

Olga brachte ihr Kind im Gefängnis in Berlin zur Welt. Vierzehn Monate war sie mit dem Kind allein in der Zelle. Man gab ihnen einen Krug Wasser täglich. Prestes' Mutter war nach Berlin gekommen, um das Kind zu retten. Es gelang ihr wirklich, die kleine Anita nach Mexiko zu bringen. Aber die Nazis sagten Olga nicht, daß Anita bei ihrer Großmutter war, - sie nahmen ihr das Kind einfach fort. Erst viel später erfuhr sie durch einen Brief von Leocadia Prestes, daß ihre Tochter in Sicherheit war.

Später wurde Olga Benario nach Ravensbrück gebracht. Olga war Blockälteste des Blocks 11. Sie organisierte dort trotz schwerster Repression Vorträge, Kurse, literarische Abende. Sie veranstaltete Diskussionen über die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und über das Wesen des Faschismus. Es wird erzählt, daß sie immer wieder von der Roten Armee sprach, dem ersten Heer der Arbeiter. und Bauernmacht. Olga bestand auch in der Zeit der Anfangserfolge der faschistischen Wehrmacht in der Sowjetunion darauf, daß die Rote Armee unbesiegbar und allen kapitalistischen Armeen überlegen sei. Olga Benario ist allen Überlebenden von Ravensbrück im Gedächtnis geblieben als eine junge, energische Frau, die ihre Stellung als Blockälteste benutzte, um ihren Mitgefangenen ihr schweres Leben ein wenig leichter und heller zu machen. Sie war gütig zu allen, teilte alles, was sie besaß und setzte sich bei den faschistischen Aufsehern mutig für die Aufhebung von Strafen ein. Sie führte ihren konsequenten antifaschistischen Kampf unter den schlimmsten Bedingungen in einem faschistischen KZ.
Zu Anfang des Jahres 1942 begannen die Transporte in die Vernichtungslager. Mit einem der ersten Transporte wurde Olga Benario verschleppt. Sie ging auch diesen Gang fest und ruhig. Keiner hat sie wiedergesehen. Im April 1942 wurde Olga Benario in der Gaskammer von Bernburg von den Nazis ermordet.
Ihr Name steht für militanten und bewaffneten Kampf der kommunistischen Kräfte für die proletarische Revolution und praktizierten Internationalismus.

Luis Carlos Prestes blieb zehn Jahre lang gefangen. Der Sieg über Hitler zwang die brasilianische Diktatur, ihn freizulassen. Ein ganzes Volk begrüßte ihn. Die kommunistische Partei wurde innerhalb von Monaten zur stärksten Kraft im ganzen Land.



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