Campen am Flughafen
Wer wir sind und was wir wollen
von campzeitung -
- 24.07.2001 15:48
Das Grenzcamp fand schon dreimal statt: bis jetzt immer an der deutschen Ostgrenze. Zuerst in dem sächsischen Rothenburg, danach im Dreiländereck in Zittau und zuletzt im brandenburgischen Forst. Die Idee dabei war, unübersehbar mit Hunderten von Menschen an Orte zu gehen, an denen Grenzen sehr deutlich zu sehen wie auch zu spüren sind. Mit ihnen sind für uns alle existierenden Grenzen gemeint, also Grenzen zwischen dem
Staatenzusammenschluss der EU und sogenannten Drittländern, Grenzen zwischen Ost und West (wobei an der Ostgrenze der BRD der Osten wie der Westen fühlt), Grenzen zwischen arm und reich, Grenzen gegenüber Fremden und Fremdem. Dieses Jahr haben wir uns für das Rhein/Main Gebiet entschieden, weil auch hier, im Landesinneren der BRD, Grenzen verlaufen.
So ist der Rhein/Main Flughafen die wichtigste Schengenaußengrenze und der größte Abschiebeflughafen der BRD. Immer wieder stellt er für Asylsuchende eine unüberwindbare Hürde da, während sich ansonsten Waren aller Art, Geschäftsleute und Touristen (fast) grenzenlos bewegen können. Auch die Frankfurter Innenstadt mit ihren videoüberwachten Plätzen, dem BGS bewachtem Bahnhof, rassistischen Kontrollen und Razzien sind Orte von Ausgrenzung gegenüber Nicht-Deutschen. Wir campen auch, um mehrere hundert Menschen, die antirassistisch aktiv sind, an einem Ort zu versammeln. Das gibt uns die Möglichkeit, untereinander zu diskutieren wie auch zu intervenieren. Wir empfinden das als eine produktive Herausforderung und Provokation. Wir wollen Position beziehen, jedoch nicht weil wir die Guten sind oder wie PoliterInnen von oben herab alles besser wissen. Nein, wir haben sehr viel gegen die oben aufgezählten Grenzen und wollen das lautstark und unüberhörbar kundtun. Wir haben außerdem nicht nur etwas gegen dumpfen Straßen-Rassismus und Deutschtümelei, sondern auch gegen staatlichen Rassismus wie er sich beispielsweise in der restriktiven Asylpolitik und in der Einteilung in nützliche und "uns ausnützende" AusländerInnen äußert oder aber gegen eine Flüchtlinge denunzierende Bevölkerung. Wir freuen uns auf die vielen Auseinandersetzungen,Konflikte, Gegnerschaften wie auch auf gelungene Zusammenarbeit im Rhein/Main Gebiet.