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Nato-Geheimarmeen
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Ein Beitrag von Reiko Pinkert.
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Geschichte
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Nato-Geheimarmeen
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Terror im Namen der Demokratie
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In fast allen westeuropäischen Staaten
gab es nach 1945 eine Geheimdienstarmee,
die jenseits der demokratisch kontrollierbaren
Strukturen aufgebaut worden
ist und häufig Rechtsextreme für ihre
illegalen Aktionen rekrutierte. Diese legitimierten
sich nach offizieller Version auf
Geheimverträge beim Beitritt zur NATO,
die 1949 gegründet worden war. Sie ist
weltweit, vor allem in Italien, unter dem
Namen »Gladio« bekannt geworden, in
der BRD trug sie die Bezeichnung »Stay
Behind« bzw. »Schweigenetz«. Die
deutsche Leitung lag beim Bundesnachrichtendienst,
BND. Gerade in der
Bundesrepublik hatten und haben die
staatlichen Stellen und die großen
Parteien kein Interesse an einer
Veröffentlichung, da sie nicht nur von
deren Existenz gewusst, sondern sie
auch gebilligt haben.
Nato-Geheimdienstarmeen in Europa
Die NATO betrieb von 1947 bis 1991
ein geheimes Terrornetzwerk in Europa
dessen hauptsächliches Ziel der Kampf
gegen den Kommunismus war. Durch
Anschläge dieser zivilen und militärischen
Einheiten, konnten in einzelnen
europäischen Staaten in den 1970ern
das Kriegsrecht ausgerufen und Regierungen
gestürzt werden. Außerdem
dienten sie als als Legitimierung für
unzählige Hausdurchsuchungen und
Bespitzelungen von Linken (Telefone
abhören, Observation, Inhaftierung
etc.) in ganz Westeuropa. Westliche
Geheimdienste die paramilitärische
Untergrundarmeen aufbauen, sie mit
Waffen versorgen, militärisch ausbilden
und dann Terroranschläge ausüben
lassen – was sich liest wie ein Polit-
Krimi mit Hang zu Verschwörungstheorien,
beschäftigte Anfang der
1990er neben dem Europäischen Parlament
so ziemlich alle Parlamente der
damaligen EU-Mitgliedsstaaten. Als im
Sommer 1990 im Zuge von Ermittlungen
gegen rechte Terrororganisationen
in Italien bekannt wurde, dass der
italienische Geheimdienst in diese Aktivitäten
verstrickt war, beschäftigten
sich die meisten JournalistInnen gerade
mit den aktuellen Geschehnissen
in der Bundesrepublik (die angehende
sogenannte Wiedervereinigung) sowie
den Spannungen in Nahost und widmeten
daher den Geschehnissen um Gladio
wenig Aufmerksamkeit. Die entsprechenden
Hinweise im Archiv des
italienischen Geheimdienstes SIFAR
zwangen allerdings den Premierminister
Guilio Andreotti am 3. August
1990, also einen Tag nach dem Beginn
des 2. Golfkrieges, vor italienischen
Senatoren folgendes zu bestätigen: es
gab in Italien und ganz Westeuropa
von der NATO ins Leben gerufene und
gesteuerte Terrornetzwerke. Unter Namen
wie Gladio (Italien), Absalon (Dänemark),
ROC (Norwegen), SDR8 (Belgien)
Stay behind, Schweigenetz (BRD)
wurden sie von den jeweiligen Geheimdiensten
zusammengestellt, ausgebildet
und gesteuert. In allen 16 NATOStaaten
(Island und Kanada können
hierbei vernachlässigt werden) aber
auch in neutralen Ländern wie Schweden,
Finnland, Österreich und der
Schweiz existierten diese Parallelstrukturen
als geheime Streitkräfte
ohne eine parlamentarische Kontrolle.
Ihren Anfang nahmen diese Terrornetzwerke,
als am 19. Dezember 1947
der Nationale Sicherheitsrat (National
Security Council [NSC]) der Vereinigten
Staaten mit der Direktive »NSC 4/A«
beschloss, dass der Direktor der CIA
damit beauftragt werde, »einen kommunistischen
Wahlsieg in Italien zu
verhindern« da dieser die Sicherheitsinteressen
der USA gefährden würde.
Hierfür wurde am 22. Dezember 1947
eine »Special Procedures Group« (SPG)
beauftragt. Der rechte Diplomat George
F. Kennan (damaliger Leiter des
politischen Planungsstabes im Außenministerium)
empfahl im Mai 1948
eine ständige Organisation zu schaffen,
die sich zum einen jeder Mittel
bedienen sollte, um Sozialist_innen
und KommunistInnen zu bekämpfen.
Zum anderen sollte jedoch jede Beteiligung
der USA dementiert werden
können um diplomatische Spannung
mit dem jeweiligen Verbündeten oder
der SU zu vermeiden. In jedem Fall
aber sollten einheimische antikommunistische
Kräfte jeglicher Couleur unterstützt
werden. Anfänglich war der
Grundgedanke, dass im Falle einer sowjetischen
Invasion in Westeuropa sogenannte
»Stay-behind-Netzwerke« gebildet
werden müssen. Diese sollten in
den besetzten Staaten Widerstand leisten
und innenpolitisch Stabilität sichern.
Sie sollten hinter feindlichen
Linien operieren, Sabotageakte ausführen
(z.B. Brücken und Industrieanlagen
sprengen), Widerstandsbewegungen
aufbauen, abgeschossen Piloten sowie
unverzichtbare Wissenschaftler, Politiker,
Industrielle evakuieren aber auch
die außer Landes geschafften Regierungen
mit Nachrichten versorgen. Die
Strategen in Washington und London
sahen allerdings die eigentliche Bedrohung
in den starken kommunistischen
Parteien und linke Bewegungen
in den Demokratien in Westeuropa,
hauptsächlich in Italien und Griechenland.
Diese geheimen Armeen sollten
durch terroristische Operationen
die Linke vor Wahlen diskreditieren und
schwächen sowie Ängste in der Bevölkerung
schüren. Die Bandbreite dieser
so genannten »Strategie der Spannung«
ging von Farbanschlägen und Sprühereien
hin zu Bombenanschlägen (das
bekannteste ist wohl das Bombenattentat
auf den Hauptbahnhof von Bologna
am 2. August 1980 mit 84 Toten
und vielen Verletzten) oder gezielte
Tötungen u.a. von Polizisten. Daneben
wurden im Auftrag der Geheimdienste
Staatsstreiche geplant und
ausgeführt, oppositionelle Gruppen
zerschlagen, Menschen gefoltert und
Medien manipuliert. Jens Mecklenburg
beschreibt diese so genannte
»Strategie der Spannung« als «[...]
ein Konzept, das darauf abzielt, die
politische Linke und Rechte als zwei
sich und die Gesellschaft zerstörende
Extreme darzustellen, die ein Land in
das Chaos stürzen wollen.« Der Staat
wird als Ordnungs- sowie Sicherheitsgarant
dem gegenüber gestellt. Die
langfristige Stabilisierung wird also
durch eine kurzweilige Destabilisierung
angestrebt. Geleitet wurde das
europäische Terrornetzwerk durch die
Abteilung für verdeckte Kriegsführung
der NATO, dem »Allied Clandestine
Commitee« (ACC) auch »Allied
Coordination Commitee« genannt und
dem »Clandestine Planning Commitee
« (CPC) des Supreme Headquarters
Allied Powers Europe (Shape) mit Sitz
in Brüssel. Von dort aus wurden die
heimlich aus den jeweiligen Staatshaushalten
entnommenen Budgets
vergeben und der Aufbau der terroristischen
Kampfgruppen koordiniert.
Dieser Aufbau wurde Anfangs unter
der Leitung des amerikanischen CIA
sowie dem britischen MI6 und SIS,
nach dem Vorbild der britischen Special
Operations Executive (SOE) die im
2. Weltkrieg mit Fallschirmen hinter
den deutschen Linien abgesprungen
waren, vollzogen. Die Netzwerke wurden
aus strikt antikommunistischen
Teilen der Gesellschaft rekrutiert –
von moderat Konservativen bis hin zu
Neonazis, ehemaligen Mitgliedern der
Waffen-SS und Mussolini-Faschisten.
Was den gesellschaftlichen Stand angeht,
waren Mafiosi, Fabrikarbeiter,
Verwaltungsangestellte, Polizisten und
Politiker Teil dieser Einheiten. Die direkte
Ausbildung geschah auf abgelegenen
Anlagen durch Teile der amerikanischen
Green Berets Special Forces
und den britischen SAS-Spezialeinheiten.
Hierbei galt es den strikten Antikommunisten
den Umgang mit Waffen,
Munition, Sprengstoff, Granaten
und Hightech-Kommunikationsmittel
zu vermitteln. Sie lernten Waffenverstecke
in Wäldern und in unterirdischen
Bunkern anzulegen und geräuschlos
zu töten. In Italien wurden
die dortigen so genannten »Gladiatoren
« in einem geheimen Ausbildungslager
auf der Insel Sardinien bei Kap
Marrargiu ausgebildet wo extra ein
kleiner Hafen angelegt, Unterwasseranlagen
für die Ausbildung von Froschmännern
und zwei kleine Start- und
Landebahnen errichtet wurden. In dem
Fall wurden die »Gladiatoren« in getarnten
Flugzeugen mit schwarzen
Fenstern hingebracht, damit sie nicht
sehen konnten, wo ihre Ausbildung
stattfand. Den jeweiligen Parlamenten
blieben diese Aktivitäten, die Struktur,
Aufgaben und Ziele vorenthalten,
allerdings wussten teilweise Premierminister,
Präsidenten, Innenminister
und Verteidigungsminister von der
Existenz dieser Untergrundarmeen.
Nachdem der italienische Premierminister
Guilio Andreotti 1990 seine Aussagen
vor den italienischen Senatoren
tätigte und damit diese Strukturen offen legte, berichteten mehrere Geheimdienstler,
Strategen und Teile des Netzwerkes
offen darüber. Im Zuge dessen
wurde auch bekannt, dass ein letztes
bestätigtes geheimes Treffen des ACC
mit Repräsentanten der europäischen
Geheimdienste am 24. Oktober 1990 in
Brüssel stattfand. Am 22. November
1990 wurde der Gladio-Skandal auch
vom Europäischen Parlament diskutiert.
Nach der Debatte verurteilte selbiges
die »heimliche Schaffung manipulierender
und operativer Netzwerke
« und fordert eine vollständige
Untersuchung der Untergrundarmeen.
Außerdem forderte sie die Mitgliedsstaaten
auf, »alle geheimen militärischen
und paramilitärischen Netzwerke
abzubauen« sowie eine Transparenz
auf allen Ebenen zu schaffen.
Allerdings untersuchten lediglich Belgien,
die Schweiz und Italien ihre geheimen
Armeen mit Untersuchungskommissionen
und veröffentlichten
ihre Berichte. In den anderen westeuropäischen
Staaten ist diese dunkle
Geschichte des kalten Krieges bis
heute nicht aufgearbeitet worden.
Das Netzwerk »Stay Behind« in der Bundesrepublik
Im Frühjahr 1991 schrieb das AIB:
»In der BRD war der eigentliche Skandal
das Ausbleiben des Skandals [bezüglich
der Nato-Geheimarmeen, d.
Autor]. Während in Italien die Regierung
in eine schwere Krise geriet, in
vielen Ländern die vordersten Schlagzeilen
der Presse sich des Themas annahmen
und Untersuchungskommissionen
eingesetzt wurden, blieb eine
ähnliche Entwicklung in der BRD aus.«
Das stillschweigende Einverständnis
der demokratischen Parteien kann hierbei
als exemplarisch angesehen werden.
Lediglich eine Sitzung der für die Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen-
Kontroll-Kommission (PKK)
fand, wie immer unter Ausschluss der
Öffentlichkeit, statt. Weiter heißt es
in dem damaligen AIB Artikel: »Eine
Debatte im Bundestag, beantragt von
Bündnis 90/Die Grünen, wurde mit den
Stimmen von CDU, FDP und SPD abgelehnt.
Die Presse wie auch die PKK
wurde von dem, für die Geheimdienste
zuständigen Koordinator im Kanzleramt,
Lutz Stavenhagen, lediglich mit
ein paar allgemeinen Ausführungen
und wenigen [...] Details informiert.«
Bekannt ist bislang folgendes: Die
stay behinds sollten im Kriegsfall von
einem Sender in Großbritannien geführt
werden. Sie waren nach Zellenstruktur
aufgebaut, d.h. Kleingruppen
mit Zellenführern, die andere Gruppen
nicht kannten. Der 47. Ausgabe des
Magazins der Spiegel von 1990 ist zu
entnehmen, dass der BND für Stay-Behind
ein »Quellennetz« von 50 militärischen,
125 allgemeinen und 25
»Schleusungsquellen«, sowie 75 Stellen
für die »Steuerungsorganisation«
eingerichtet hatte. Als Vorläufer von
Stay Behind ist der rechte »Bund
deutscher Jugend« (BDJ) sowie seine
Tarnstruktur »Technischer Dienst«
(TD) zu nennen. In der Bundesrepublik
waren die chaotischen Nachkiegsjahre
optimal für den Aufbau antikommunistischer
Gruppierungen wie dieser.
Laut New York Times vom 10.
Oktober 1952 wurden diese beiden
Netzwerke vom CIA finanziert. In den
beiden Organisationen sammelten sich
ehemalige Wehrmachts- und SS-Angehörige,
Neonazis und Konservative um
sich für den »Fall X«, also eine Invasion
der Warschauer-Pakt-Armeen,
vorzubereiten. Sie legten z.B. so genannte
schwarze Listen über bekannte
Personen an um diese im »Fall
X« zu eliminieren. Neben Mitgliedern
der KPD fanden sich auf diesen Listen
zahlreiche Sozialdemokraten, wie etwa
Herbert Wehner, der Bremer Oberbürgermeister
Wilhelm Kaisen, oder der
damalige Innenminister Hessen Heinrich
Zinnkann. Diese Listen wurden im
Übrigen nach der offiziellen Auflösung
des TD und dem Verbot des BDJ
nicht etwa vernichtet, sondern, soweit
noch greifbar, vom Verfassungsschutz
übernommen. Desweiteren wurden Depots mit Nachrichtentechnik,
Sprengstoff, Funkgeräten und Waffen
angelegt. Im Jahr 1952 wurden die
Tätigkeiten des BDJ und des TD durch
den ehemaligen SS-Angehörigen und
Mitglied der beiden Organisationen,
Hans Otto, durch seine Aussage im
Frankfurter Polizeipräsidium aufgedeckt.
Die polizeilichen Untersuchungen
sowie die Abgabe an die Bundesanwaltschaft
lösten damals einen
ziemlichen Skandal aus. In der Nähe
von Waldmichelbach (Odenwald /Hessen)
wurde ein Ausbildungslager mit
unterirdischer Schießanlage und Bunkern
etc. entdeckt. Außerdem wurden
bei Mitgliedern des Netzwerkes die
Wohnungen und Grundstücke durchsucht
und dabei neben Waffen und
Sprengstoff auch verschiedene Unterlagen
wie die oben bereits erwähnten
»schwarzen Listen« beschlagnahmt.
In Folge dessen gründete sich zwar
eine deutsch-amerikanische Untersuchungskommission,
allerdings löste
diese sich schnell wieder auf und
konnte keine relevanten Ergebnisse
vorweisen. Durch diesen Flirt mit der
Öffentlichkeit wurde »Stay Behind«
allerdings nicht aufgelöst sondern bestand
weiter. Neben dem BDJ und dem
TD bestanden unabhängig davon auch
Netzwerke wie Kiebitz 15, dass von den
ehemaligen Wehrmachtsangehörigen
Oberfeldwebel Heinrich Hoffman und
Oberstleutnant Hans Rues geleitet wurden.
Bekannt war das lediglich den
Involvierten sowie den östlichen Geheimdiensten
wie dem Ministerium für
Staatssicherheit. Der ehemalige Mitarbeiter
des BND, Norbert Juretzko, beschreibt
es in seinem Buch »Bedingt
dienstbereit« folgendermaßen: Die geheime
Dienststelle am Bonner Platz in
München »[...] wurde von der Gegenseite
(das MfS, d. Autor) permanent
observiert, die Mitarbeiter akribisch
überwacht.« Juretzko selbst war Verbindungsführer
des BND. Er warb
»Quellen« an, bildete sie aus und
führte sie. Bei der Selektion und dem
Vorsortieren wurden Meldeämter, Passstellen
aber auch lokale Behörden,
Polizeistationen und Wehrkreisverwaltungen
zur Hilfe gezogen. Aufmerksam
auf die potenziellen »Gladiatoren«
wurden die BNDler meist durch einen
Tipp. Angeworben wurde die Quelle von
dem AgentInnen, der sie später auch
ausbildete und anleitete. War die so
genannte »Klaransprache« erfolgreich,
begann die Ausbildung. Modernste
Funkgeräte wurden in die privaten
Wohnungen und Häuser geschafft und
Depots in der näheren Umgebung eingerichtet.
In speziellen Fällen fanden
auch gemeinsame Übungen mit Agenten
aus Belgien, Dänemark, Frankreich,
Großbritannien, Italien, Luxemburg,
Norwegen und den USA statt.
Das Oktoberfestattentat
Der Schweizer Historiker Daniele Ganser
vermutet in seiner Dissertation,
dass es bei dem Bombenanschlag auf
das Oktoberfest 1980 in München Verbindungen
zu Gladio-Mitgliedern gab.
Von offizieller Seite wurde der Attentäter
Gundolf Köhler zwar als Einzeltäter
hingestellt, zahlreiche Indizien weisen
jedoch auf die Beteiligung mehrerer
Personen hin. So prahlte u.a. der
Neonazi Stefan Wagner, Mitglied der
rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann
mit seiner Beteiligung an der Tat.
Bei einem mysteriösen Amoklauf kurz
darauf kam er allerdings zu Tode, so
dass er für eine Vernehmung oder ähnliches
nicht mehr zur Verfügung stand.
Der Anführer selbst, Karl-Heinz Hoffmann,
besaß laut AIB-Recherchen sehr
enge Kontakte zu Gladio-Mitgliedern
in Italien, u.a. zu dem hohen Mitglied
der Geheimloge P2, Licio Gelli. Der Geheimdienstler
Elio Ciolini geht sogar
so weit zu behaupten, Hoffmann sei
an der Planung des Attentats auf den
Bahnhof von Bologna beteiligt gewesen.
Im Zuge der Ermittlungen bezüglich
des Attentats auf das Oktoberfest,
stießen die Behörden auch auf ein
Waffenlager des Forstmeisters Heinz
Lembke, der ebenfalls enge Kontakte
zur Wehrsportgruppe Hoffmann pflegte.
Mit Blick auf das Ausmaß der Funde
(laut Lembkes selbst erstellter Liste u.a.
automatische Waffen, 13.520 Schuss
Munition, 50 Panzerabwehrrohre, 156
kg Sprengstoff, 230 Sprengköpfe, 258
Handgranaten, chemische Kampfstoffe
(u.a. Phosphor, Zyankali, Arsen und
Strychnin) sowie Bundeswehrunterlagen
über das Sprengen und Minenlegen
sowie zur Panzerabwehr) erklärte der
damalige Innenminister Egbert Möcklinghoff:
»die Waffen können nicht
aus Diebstählen bei der Bundeswehr
stammen sondern müssen regelrecht
angeliefert worden sein«. Die Herkunft
der Waffen konnte jedenfalls,
laut offiziellen Angaben, nicht festgestellt
werden. Lembke nahm sich im
Gefängnis nach einigen Tagen Haft
das Leben und konnte so nichts mehr
zu dem Fall beitragen. Kurz vorher soll
er allerdings gegenüber einem Beamten
angegeben haben, dass er die Herkunft
der Waffen aufdecken werde.
Was macht eigentlich das Parlament?
Auf die Einbringungen im Bundestag, nach Bekanntwerden der europäischen Geheimarmeen, antwortete die Bundesregierung ausweichend oder sie log. Während sie in der Antwort auf die Kleine Anfrage 11/8452 vom 29.11.1990 noch jegliche deutsche Gladio-Struktur dementierte, gab sie im Sommer 1991 in Drucksache 12/890 bekannt, dass die selbige im Herbst 1990 aufgelöst worden sei. Als der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele im Juni 2008 nochmals nachfragte, wurde ihm eine kurze Erklärung geschickt: »Der Bundesregierung liegen keine Kenntnisse vor.«
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Die bekannt gewordenen Kenntnisse über Nato-Geheimstrukturen in Deutschland führten zu keinem innenpolitischem Skandal.
Der Neonazi Heinz Lembke nahm sich das Leben, bevor er zur Herkunft seines Waffenlagers aussagen konnte. Faksimile aus dem
stern vom 12. November 1981
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