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Die Junge Freiheit setzt verstärkt auf Anti-Antifaschismus. Felix Krautkrämer ist schwer empört. »Eigentlich«, schreibt er in der Jungen Freiheit, »ist die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) von Gesetzes wegen zu einer ›politisch ausgewogenen Haltung‹ verpflichtet«. Eigentlich! Aber, man ahnt es schon: »Die Praxis«, triumphiert Krautkrämer, die ausgekochte Spürnase, »die Praxis sieht anders aus«. »Da empfiehlt man«, schreibt der findige Rechercheur, der bei seiner Studentenverbindung, der K.D.St.V. Hohenstaufen zu Freiburg, eben nicht nur das Biertrinken gelernt hat, »linksextreme Internetseiten und Zeitschriften und preist das Engagement von gewaltbereiten ›Antifaschisten‹ im ›Kampf gegen Rechts‹«. Ist, was Krautkrämer im von der Bundeszentrale herausgegebenen »Buch gegen Nazis« lesen muss, etwa »politisch ausgewogen«? Na also.
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Den Anti-Antifaschismus hat die Junge Freiheit in den letzten Jahren zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. Findet sich in einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung ein Text einer Autorin, die Krautkrämer und Konsorten für »linksextrem« halten? Auf sie mit Gebrüll! Erhält das AJZ Bielefeld möglicherweise irgendwo öffentliche Mittel? Krautkrämers Kollege Lars Pohlmeier ist zur Stelle und enthüllt: »Im AJZ werden Radiobeiträge zu Themen wie Hausbesetzungen, RAF, Antifa, Einwanderung und der Anti-Atom-Bewegung produziert. Diese Beiträge werden über den Bürgerfunk gesendet.« Ist die KTS Freiburg immer noch nicht geschlossen worden? Wieder ist es Krautkrämer, der raffiniert bei der Polizei nachfragt und die aufrüttelnde Antwort erhält: »Es ist bekannt, welche Gruppen sich in der KTS aufhalten. Die Einrichtung dient bundesweit als Anlaufstelle für linksorientierte Personen.« Wer sich die Mühe macht, halbwegs regelmäßig die Junge Freiheit durchzusehen, stößt immer wieder auf Texte dieser Art.
Sind die Anti-Antifa-Recherchen der Jungen Freiheit meist auch recht platt – ganz konzeptlos sind sie nicht. »Wer sich mit der linksextremen Szene beschäftigt«, schreibt Krautkrämer, »weiß, daß eines ihrer zentralen Aktionsfelder der Antifaschismus ist.« Dabei »nutzen Linksextremisten das Thema Antifaschismus, um über Bündnisse mit gutgläubigen Politikern und Parteien aus dem bürgerlichen Lager selbst gesellschaftsfähig zu werden.« Das ist fatal, glaubt man bei der Jungen Freiheit: Anstatt sich von der Linken spalten zu lassen – in gemäßigte und rechte Kräfte –, müsse vielmehr das Bürgertum geschlossen gegen den staatsfeindlichen »Linksextremismus« vorgehen. »Der innere Frieden kann nur gerettet werden«, schrieb vergangenes Jahr Michael Paulwitz in der Jungen Freiheit, »wenn der antifaschistische Konsens aufgekündigt wird, der linksextreme Bürgerkriegszündler bislang unter Artenschutz gestellt hat.« Krautkrämer spricht weniger blumig von der »Gefahr, welche die antifaschistische Bündnisstrategie der Linksextremisten in sich birgt.«
Kaum jemand in der deutschen Rechten hat die Anti-Antifa-Strategie so geprägt wie der langjährige Junge Freiheit-Autor Hans-Helmuth Knütter. Knütter, ein 1997 emeritierter Politik-Professor an der Universität Bonn, unterhielt Anfang der 1990er Jahre einen Arbeitskreis »Publizistische Aktivitäten gegen Links« und wurde 1993 mit seinem Buch »Die Faschismus-Keule« bekannt. Darin beklagt er, die deutsche Rechte lasse sich mit dem Faschismus-Vorwurf von der Linken immer wieder spalten. Dies sei unbedingt zu vermeiden, befindet Knütter; vielmehr müsse die gesamte Rechte gemeinsam gegen den »Linksextremismus« vorgehen. »Fünf Finger sind keine Faust«, mahnte Knütter in einer Rede, die die Junge Freiheit 1997 abdruckte: »Schließen Sie sich zur Faust zusammen und gehen Sie offensiv, nicht defensiv, gegen die Feinde ... des deutschen Volkes, der Freiheit, also den linksextremen Feind vor.« »Vom Gegner lernen, heißt, ihn besiegen lernen!«, fügte Knütter an – mit Blick auf antifaschistische Recherchetechniken, denen seine Adepten in der Jungen Freiheit immer noch hoffnungslos hinterherhinken.
Dabei geben sich Krautkrämer, Pohlmeier und andere – etwa Claus-Martin Wolfschlag, der bereits 2001 ein Buch mit dem Titel »Das ›antifaschistische Milieu‹« publizierte – durchaus Mühe. Zu ihren Zielen gehört es vor allem, einen Keil zwischen die SPD und alles links von ihr zu treiben. So war die Junge Freiheit zur Stelle, als Franziska Drohsel 2007 zur Juso-Bundesvorsitzenden gewählt worden war und sogleich wegen ihrer Mitgliedschaft in der Roten Hilfe attackiert wurde. Mit Erfolg: Drohsel trat aus der Roten Hilfe aus. In gleicher Weise griff die Junge Freiheit die SPD-Politiker_innen Ute Vogt und Stephan Braun an, die 2007 ein Buch über sie herausgegeben hatten. An der Publikation hätten »mindestens elf Autoren mitgearbeitet, die nachweislich in linksextreme Zusammenhänge verstrickt sind«, schimpfte das Blatt. Selbstverständlich gehört zu den bevorzugten Angriffszielen der Jungen Freiheit auch die unter der Schirmherrschaft von Ute Vogt stehende Zeitschrift »blick nach rechts«. Über diese heißt es in der Jungen Freiheit in einer Rezension, sie weise »keine Berührungshemmungen gegenüber linksextremen Kreisen auf«. Das rezensierte Werk, eine ausführliche Analyse des »blick nach rechts«, ist übrigens eine Dissertation, die von Hans-Helmuth Knütter in Bonn betreut wurde.
In jüngster Zeit sieht sich die Junge Freiheit mit ihren Anti-Antifa-Aktivitäten etwas im Aufwind – nicht zu Unrecht. Man könne mittlerweile immerhin eine »zaghafte Auseinandersetzung mit dem Linksextremismus durch die schwarz-gelbe Koalition« erkennen, insbesondere in Form einiger »Absichtsbekundungen von Ministerin Kristina Schröder«, schrieb Felix Krautkrämer im April. Auch in den Bundesländern zeichnen sich Fortschritte in Sachen Anti-Antifaschismus ab. Anfang 2010 konnte die Junge Freiheit erfreut vom »Entzug der Gemeinnützigkeit des Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsarchivs (Aida) in München« berichten. Grund: »Aufnahme der Einrichtung in die Liste der ›linksextremistischen und linksextremistisch beeinflußten Organisationen‹ des bayerischen Verfassungsschutzes«.
Selbst zum nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz, der die Junge Freiheit noch vor wenigen Jahren beobachtet hat, entwickelt die Zeitung ein positives Verhältnis. »Die linksextreme Szene Nordrhein-Westfalens trifft sich von diesem Mittwoch an zu einem sogenannten ›Antifa Camp‹ im Rheinland«, berichtete das Blatt Mitte August und gab dann Auszüge eines Gesprächs mit dem VS NRW wieder. »›Wir haben das im Blick und sind sensibilisiert‹, sagte eine Sprecherin der Behörde der Jungen Freiheit«, war da zu lesen. »Zum genauen Ort des Camps konnte der Verfassungsschutz keine Angaben machen«, hieß es weiter: »In der Vergangenheit habe ein solches Antifa-Camp aber bereits in Leichlingen im Rheinischen-Berg-Kreis stattgefunden. Es sei daher nicht auszuschließen, so die Sprecherin des Verfassungsschutzes, daß es diesmal wieder dort stattfinde.« In Sachen Anti-Antifa gehen VS NRW und Junge Freiheit inzwischen Hand in Hand.
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