Gegen
Abschiebung von Flüchtlingen –
Gegen Ausgrenzung
und Sicherheitsstaat
Die Ausländerbehörde
der Stadt Osnabrück hat seit Anfang des Jahres damit begonnen Flüchtlinge
abzuschieben. Davon sind über 200 Flüchtlinge, darunter besonders
viele kurdische und tamilische Flüchtlingsfamilien mit Kindern betroffen,
die seit Jahren in Osnabrück leben. Die Stadt Osnabrück, die
in diesem Jahr mit viel Aufwand ihr Friedensjahr feiert, setzt eine Vertreibungspolitik
fort, die im Landkreis schon seit Jahren intensiv mit allen zur Verfügung
stehenden Zwangsmitteln gegen Flüchtlinge praktiziert wird. Betroffen
sind Flüchtlinge, die vor Bürgerkriegen in ihren Herkunftsländern
fliehen müssen, um zu überleben.
Die BRD produziert die Fluchtgründe
Sie liefert Waffen in Bürgerkriegsgebiete...
... an das Folterregime Türkei,
dessen Menschenrechtsverletzungen international unstrittig sind. Das türkische
Militär erhält seit Jahrzehnten aus der BRD Kriegsmaterial für
seinen Vernichtungskrieg gegen die kurdische Bevölkerung. Die Türkei
setzt damit die planmäßige Zerstörung kurdischer Gebiete
und Dörfer um und erhält die politische Rückendeckung für
seine Vertreibungspolitik. Das zuständige Verwaltungsgericht Osnabrück
hat sich bislang einen traurigen Namen bei der Leugnung dieser Tatsachen
zur Erlangung politischen Asyls gemacht. Besonders der Verwaltungsrichter
Niermann hat Urteile gesprochen, die einem Schreibtischtäter in der
Kontinuität deutscher Geschichte alle Ehre machen, da bedrohte Flüchtlinge
wissentlich ihren Folterknechten ausgeliefert werden.
...durch die Aufspaltung Jugoslawiens
- militärisch und politisch
Die einseitige Anerkennung Kroatiens
durch die BRD hat zur Anheizung des Bürgerkrieges ebenso beigetragen,
wie das militärische Eingreifen der BRD im Rahmen der NATO die Aufspaltung
Jugoslawiens zementiert. Ziel des deutschen Vorgehens, das erstmals seit
Kriegsende aktive Außenpolitik und bewaffnete Auslandeinsätze
einschließt, ist die Durchsetzung und Absicherung der Einflußinteressen
auf dem Balkan. Dies hat zu der großen Zahl von Flüchtlingen
aus Jugoslawien geführt, die nach einer kurzen Verschnaufpause nun
wieder in die zerstörten Gebiete zurückgeschickt werden. Im Sommer
diesen Jahres soll damit begonnen werden, Frauen abzuschieben, die im jugoslawischen
Krieg, wie in allen anderen Bürgerkriegen, durch Vergewaltigung und
Folter besonders traumatisiert worden sind. Noch immer sind frauenspezifische
Fluchtgründe, wie sexuelle Verstümmelungen und systematische
Vergewaltigungen, nicht als Asylgrund anerkannt. Zusätzlich wird verheirateten
Frauen nur selten ein eigener Aufenthaltsstatus zugebilligt, so daß
sie in der Abhängigkeit von ihren Ehemännern gehalten werden.
...mittels ökonomischer
Erpressung
Über diese Fälle des
direkten Eingreifens der BRD hinaus greift die bundesdeutsche Politik und
Wirtschaft als eine der größten Exportnationen massiv in die
sozialen Grundlagen vieler Länder ein und ist deshalb für das
Entstehen von weltweiten Migrationsbewegungen mitverantwortlich, weil den
BewohnerInnen vor Ort ihre Existenzgrundlage entzogen wird. Um die Folgen
dieser Politik zu beherrschen hat der Bundestag das Grundrecht auf Asyl
ausgehebelt. Die EU-Staaten unterzeichneten auf europäischer Ebene
das Schengener Abkommen, das die Außengrenzen für Nicht-Europäer
nur selektiv überwindbar macht. Somit ist die Frage der Abschottung
und Durchlässigkeit der Grenzen auch ein innenpolitisches und innereuropäisches
Problem.
"Innere Sicherheit" braucht falsche
Unsicherheit
Dieses Jahr ist unter dem Vorzeichen
mehrerer Landtagswahlen und der Bundestagswahl vom Bundesinnenministerium
zum "Sicherheitsjahr" erklärt worden. Das Wahlkampf-Top-Thema ist
die sogenannte "Innere Sicherheit". Sie ist ein Produkt immer neuer Bedrohungsszenarien,
die seit Jahren in der BRD Hochkonjunktur haben. Der Ruf nach "Sicherheit
und Ordnung" dient jedoch zu allererst der Rechtfertigung von Herrschaft
und Repression eines Systems, das immer mehr sozial Schwache produziert
und gleichzeitig den Reichen und Wohlhabenden zuarbeitet. Reale Unsicherheit
resultiert aus den Bedingungen einer umfassenden Umstrukturierung der Gesellschaft
auf allen Ebenen. Enorme Profite der Großkonzerne und Banken bedeuten
nicht mehr Beschäftigungszuwachs und steigende Kaufkraft für
die Bevölkerung wie zu "Schönwetterzeiten" des Kapitalismus (sogenannter
Wohlfahrtsstaat), sondern gehen mit zunehmender Arbeitslosigkeit und Armut
einher. Damit der soziale Abstieg vielen Deutschen erträglicher wird,
werden Minderheiten und Randgruppen zu Sündenböcken gemacht.
Flüchtlinge als Sündenböcke...
Die reale Angst vor dem Entzug
der Existenzsicherung wird nicht nur kanalisiert, sondern im Zusammenspiel
von PolitikerInnen und Medien durch verschiedenste Horror- und Bedrohungsszenarien
weiter geschürt. PolitikerInnen und ihre Sprachrohre behaupten im
Chor, die "Innere Sicherheit" sei in Gefahr, weil "kriminelle Ausländerbanden"
deutsche Städte einnähmen, weil "Flüchtlingswellen" das
Land "überschwemmen", weil "Linksradikale" die Demokratie aushebeln
wollen oder weil "Jugendkriminalität" ungeahnte Ausmaße erreiche.
Diese Argumentation ist so alt wie falsch und seit Jahren aus Parteiprogrammen
neofaschistischer Parteien wie NPD, DVU, Reps und in abgewandelter Form
auch bei der CSU oder dem "Bund freier Bürger" zu finden.
...nach Meinung der Mehrheit?
Neu ist lediglich,
-
Daß PolitikerInnen nahezu aller
Parteien diese Hetze aufgenommen haben und in die Debatten über die
Verschärfung des Asylrechts und die Einschränkung von Sozialleistungen
tragen und
-
Daß der "law-and-order"–Staat
mit allen Überwachungsmöglichkeiten (Lauschangriff u.a.) von
nahezu allen gefordert wird.
Neben der CDU hat sich Kanzlerkandidat
Schröder mit der Aussage "Kriminelle Ausländer raus und zwar
schnell" als Kandidat für den rassistischen Mob präsentiert.
Bei solchen Äußerungen, oder wenn es um Gesetzesverschärfungen
und den Abbau demokratischer Grundrechte geht, zeigt sich, wie weit der
gesellschaftliche Konsens nach rechts gerückt ist.
Das ist erst der Anfang!
Die herrschende Politik nutzt
die geschaffene "Sicher und Sauber"–Stimmung aus, um neue Gesetzesverschärfungen
zu verabschieden und weitere Grundrechte, wie Versammlungsfreiheit, uneingeschränktes
Aufenthaltsrecht usw. abzubauen. In der großen Koalition der Innenminister
besteht Einigkeit über die Umsetzung des Konzepts "Innere Sicherheit".
Nachdem MigrantInnen fast keine Chance mehr haben in die BRD zu fliehen
und hier geduldet zu werden, wird auch gegen andere "Randgruppen" rigoros
vorgegangen. Da alle "überflüssigen" Kosten eingespart werden
sollen, werden soziale und demokratische Rechte und arbeitsrechtliche Schutzregelungen
eingeschränkt oder abgeschafft. Davon sind zuerst Menschen betroffen,
die aus den Arbeits- und Lebensbedingungen einer ausschließlich an
Profit orientierten Gesellschaftsform herausgedrängt werden.
Im Kern läuft diese Politik
auf die Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsschichten, die Vertreibung
von obdachlosen Menschen, Drogensüchtigen, BettlerInnen, Sprayer aus
den Innenstädten und die Errichtung eines Polizei- und Überwachungsstaates
hinaus. Dabei arbeiten Innenministerien, Sozialbehörden und Polizei
mit der Justiz zusammen und streben die Einbeziehung der BürgerInnen
an. So schafft sich die herrschende Politik die Rechtfertigung für
die Initiierung von "Sicherheitspakten", die sowohl Polizei, Bundesgrenzschutz
und Justiz als auch private Sicherheitsdienste sowie die Bevölkerung
als Blockwart umfassen soll. Mit dieser Funktion hat die deutsche Bevölkerung
ja große Erfahrung...
Osnabrück ist auch dabei!
SPD-Bürgermeister Fip hat
sich mit Zustimmung der Osnabrücker "Die Grünen/Bündnis
90"-Fraktion für eine flächendeckende "Sicherheitspartnerschaft"
in allen Osnabrücker Stadtbezirken ausgesprochen. So ist z.B. die
Bereitschaftspolizei in Osnabrück mit einer mobilen Wache am Neumarkt
präsent und führt mit vermehrten Streifen Personenkontrollen
und Platzverweise durch.
Bleiberecht für alle
Flüchtlige! Kein Mensch ist illegal!
Unterstützt Flüchtlinge
gegen bürokratische
Willkür und rassistische
Angriffe!
Gegen rassistische Mobilisierung!
Gegen Privatisierung und
Sicherheitswahn!
Demonstration
|
11.7.98
- 1130
|
Osnabrück
|
Hauptbahnhof
|
Kontakt: Infoladen/Alte
Münze 12/49074 Osnabrück/Tel 0541-29606/Fax 0541-25 80 96
http://www.Demonstration.Haupfbahnhof.Osnabrueck.de:11798
[is'n scherz!]
KEIN MENSCH IST ILLEGAL!!!