Seit
dem 15. September 1999 mobilisiert die NPD über ihre Internetseite
zu einem Aufmarsch nach Osnabrück,
unter dem Motto. "Stoppt die antideutsche Hetze". Der
Aufmarsch richtet sich gegen die seit dem 1. September 1999 hier gezeigte Ausstellung
"Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944". Anmelder
für die im Stadtzentrum von Osnabrück am 9. Oktober 1999 geplante Demonstration,
ist der niedersächsische Landesverband der NPD. Mittlerweile wird
auch über das "Freie Info Telefon" der "Freien Kameradschaften" zu
dem Aufmarsch aufgerufen.
Für
die "Friedensstadt Osnabrück" wirken ausserdem der antimilitaristische Schriftsteller
Erich Maria Remarque und der Maler Felix Nussbaum traditions- bildend.
Felix Nussbaum verschleppten die Nazis ins KZ, Remarque wurde vom deutschen
Faschismus ins Exil getrieben.
Um
das Image "Friedensstadt" weiter zu führen, bemühte sich die
Stadt um dieAusstellung "Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944". Von Anfang
an beabsichtigte die Volkshochschule, als Ausrichter des Begleitprogramms,
die Integration der Kritiker und Leugner in die Diskussion um die Ausstellung.
Im
Begleitprogramm werden Aspekte, wie die ökonomische Ausbeutung der okkupierten
Gebiete und die strategische Planung der Wehrmacht, SS und NSDAP,
die Anlass zu aktuellen Bezügen bieten würden, ausgeblendet.
Diese historisierende Herangehensweise
dient dazu, die Gegenwart nicht anhand von historischen
Erfahrungen zu hinterfragen, und zementiert damit den kapitalistischen
Normalzustand. Ins Gegenteil verkehrt wurde die Ausstellung dazu
benutzt, den Krieg in Jugoslawien zu rechtfertigen (z.B. durch Hannes Heer auf
der Eröffnungsveranstaltung).
Die
in Osnabrück verfolgte Strategie der Einbindung der KritikerInnen
der Ausstellung über
die Verbrechen der Wehrmacht nahm dem möglichen konservativen
Protestpotential die Spitze. Während CDU, Landsmannschaften, Reservistenverbände
der Bundeswehr sich mit ihrer revisionistischen Propaganda öffentlich
bedeckt hielten, verfolgt die Stadt Osnabrück das Ziel die faschistische Mobilisierung
gegen die Ausstellung totzuschweigen und ihr allein polzeistaatlich entgegenzutreten.
Schon frühzeitig wurde die Polizeipräsenz um denAusstellungsort
erhöht und eine Überwachungskamera installiert.
Das
versöhnlerische Konzept prägt auch die Atmosphäre im Vorfeld
des geplanten NPD-Aufmarsches.
Obwohl der Stadt Osnabrück die Anmeldung der Demonstration
schon vor dem 15. September vorlag, ist eine umgehende Unterrichtung
der Öffentlichkeit durch die Parteien im Stadtrat (SPD-Grüne:
Zähl- mehrheit gegenüber CDU, FDP) und die "Neue Osnabrücker
Zeitung" ausge- blieben. im gegenteil wurde bekannt, dass es eine informelle
Absprache zwischen der, die
Region dominierenden, "Neue Osnabrücker Zeitung" und der Stadt
gab, vorerst nicht über den Nazi-Aufmarsch zu berichten.
Das
Stillschweigen widerspricht der einhelligen Begrüßung der Ausstellung durch
die Ratsfraktionen im Vorfeld, weil bei der faschistischen Demonstration, wie
schon in anderen Städten, von einer Verherrlichung von Wehrmacht und Waffen-SS
und ihrer Verbrechen ausgegangen werden kann.
Seit
dem Verbot militanter Nazi-Organisationen Anfang der neunziger Jahre dient die
NPD und ihre Jugendorganisation die JN, als Organisationsstruktur und Auffangbecken
für die "Freien Kameradschaften". In diesem Rahmen wird versucht
Verbindungen von militanten Faschisten und rechtskonservativen Strömungen
herzustellen. Ziel ist es, mit rassistischen und sozialdemagogischen Inhalten
legal in der Öffentlichkeit präsent zu sein, sowie Nachwuchs
in die Organisationsstruktur
einzubinden. Die uniformierten Aufmärsche werden von langjährigen
Kadern der "Freien Kameradschaften" organisiert. In der öffentlichen Präsentation
appellieren sie an deutsche Tugenden, wie Ordnung, Sauberkeit und Disziplin,
womit sie vermehrt Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen versuchen.
Mittlerweile ernten sie das Lob der örtlichen Polizeiführungen
und von Teilen der öffentlichen
Meinung.
Im
Landkreis Osnabrück fanden 1995 vereinzelt Nazi-Skin-Konzerte statt,
die auch überregional
besucht wurden.
In
Lingen betrieb seit 1996, der zur Zeit inhaftierte Jens Hessler einen bundesweiten
CD-Versand für Nazi-Musik. Hessler nahm auch an diversen faschistischen
Aufmärschen, beispielsweise am Rudolf Hess Marsch teil.
In
Georgsmarienhütte bei Osnabrück betreibt Franz Josef Möllenkamp
ein meist verwaistes "NPD-Zentrum".
Möllenkamp gehörte im September 1998 auch zu den Mitunterzeichnern
einer Zeitungsanzeige gegen die Ausstellung "Vernichtungs- krieg. Verbrechen
der Wehrmacht 1941 bis 1944", die damals in Münster zu sehen war.
Die
Polizeiführung in Osnabrück hat mittlerweile über die Presse
mitgeteilt, da× der
faschistische Aufmarsch nicht verboten werden könne, da keine Sicherheits-
bedenken vorliegen würden.
Antifaschistische
und antirassistische Gruppen, die schon nach dem Bekanntwerden
der Mobilisierung durch die NPD im Internet über dieHintergründe
informierten, haben sich mit Gewerkschaftsgruppen und anderen linken
Organisationen zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Sie mobilisieren zu
einer Gegenkundgebung und einer Platzbesetzung des faschistischen Treffpunktes
am 9. Oktober 1999 mit dem Ziel den Faschisten und ihren menschenverachtenden
Parolen nicht die Straße zu überlassen.
Platzbesetzung
Ledenhof 9.00 Uhr
Gegenkundgebung
Theatervorplatz, Ecke Domhof ab 10.00 Uhr
Infotelefon
bis Sa. 7.00 Uhr: 0541-29 606