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Die Geschichte des Internationalen Frauentages ist gleichzeitig auch ein
Stück Geschichte des politischen Kampfes um soziale und politische Gerechtigkeit.
Der 8. März ist weltweit ein Tag der Solidarität für gleiche und
bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen. Der Internationale
Frauentag erinnert aber auch an die Tradition und Engagement der sozialistischen
Frauenbewegung.
Vom 26. bis 28. August 1919 tagte in Kopenhagen die II. Internationale
sozialistische Frauekonferenz. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das
Thema "Frauenwahlrecht". Die versammelten Frauen in Kopenhagen wissen aus
politischer Erfahrung, daß sie ohne Druck nichts erreichen können. Nach dem
Beispiel der amerikanischen Genossinnen beschließen etwa 100 Frauen aus 17
Nationen auf Vorschlag Clara Zetkins und Kälte Dunckers, künftig jedes
Jahr einen Frauentag mit internationalem Charakter durchzuführen. Während
dieser Jahre war Clara Zetkin, die zeitlebens sehr eng mit Käte Duncker
arbeitete, die Leitfigur der proletarischen Frauenbewegung.
Am 19. März 1911 fand der erste Internationale Frauentag in Dänemark,
Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Allein in
Deutschland nahmen über eine Million Frauen - sie waren weit in der
Überzahl - und Männer an Veranstaltungen und Demonstrationen teil, um ihr
Recht auf volle politische Mündigkeit einzufordern. In den folgenden Jahren
wurde die Idee des Internationalen Frauentages auch in Holland, Frankreich,
Schweden, Rußland und Tschechoslowakei aufgegriffen Die ersten Jahre des
Frauentags waren auch ein Bekenntnis der Frauen zum Sozialismus. Dazu
schreibt Clara Zetkin in der "Gleichheit": "Sein Ziel ist Frauenrecht als
Menschenrecht, als Recht der Persönlichkeit, losgelöst von jedem sozialen
Besitztitel. [...] Wir müssen Sorge tragen, daß der Frauentag nicht nur
eine glänzende Demonstration für die politische Gleichberechtigung des
weiblichen Geschlechts, sondern darüber hinaus der Ausdruck einer Rebellion
gegen den Kapitalismus, eine leidenschaftliche Kampfansage all den
reaktionären Maßnahmen der besitzenden und ihrer willfähigen Dienerschaft,
der Regierung ist."
In den zwanziger Jahren gewann der Internationale Frauentag als Kampftag
immer mehr in vielen Ländern an Bedeutung: In China, Japan, England,
Finnland, Estland, Litauen, Polen, Bulgarien, Rumänien, Türkei und Iran. Wir sollten heute den internationalen Gedanken der Solidarität aufgreifen und neu beleben. Der Frauentag soll den Character eines Kampftages erhalten, an dem die Frauen ihre Forderungen für Gleichberechtigung und gegen Unterdrückung deutlich machen. Das gilt heute wie früher. Die über 100 jährigen Forderungen der Frauenbewegung sind bis auf eine, das Frauenwahlrecht, nach wie vor unerfüllt: Gründe genug, sich als Frau zu angagieren. |