nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Frankfurt: Wir schaemen uns fuer Deutschland

ERKLÄRUNG AN DIE DEUTSCHE ÖFFENTLICHKEIT

10. Jahrestag Giftgasangriff auf die Stadt Halabja

Wir entschuldigen uns bei den Menschen Kurdistans

Prof. Dr. Roman Herzog - Prof. Dr. Jutta Limbach - Prof. Dr. Rita Süssmuth
- Dr. Helmut Kohl

Egon Bahr (SPD), Martin Bangemann - Gerhard Baum (FDP), Norbert Blüm -
Friedrich Bohl (CDU), Peter Conradi - Rudolf Dreßler - Freimut Duve (SPD),
Joseph Fischer (Bündnis 90/Grüne) Anke Fuchs (SPD), Heiner Geißler (CDU),
Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Gerhardt, Guido Westerwelle (FDP), Gerhard
Glogowski - Monika Griefhahn (SPD), Hildegard Hamm-Brücher - Helmuth
Haussmann (FDP), Peter Hintze (CDU), Burkhard Hirsch - Werner Hoyer - Klaus
Kinkel (FDP), Hans Ulrich Klose - Hans Koschnitz - Oskar Lafontaine (SPD),
Karl A. Lamers (CDU), Otto Graf Lambsdorff - Sabine Leutheusser
Schnarrenberger (FDP), Ingrid Matthäus Maier - Wilfried Penner (SPD),
Friedbert Pflüger (CDU), Johannes Rau - Annemarie Renger (SPD), Günter
Rexrodt (FDP), Volker Rühe, Jürgen Rüttgers (CDU), Rudolf Scharping (SPD),
Wolfgang Schäuble (CDU), Henning Scherf - Herbert Schnoor - Otto Schily
(SPD), Cornelia Schmalz-Jacobsen - Edzard Schmidt-Jortzig (FDP), Renate
Schmidt - Jürgen Schmude - Gerhard Schröder (SPD), Stefan Schwarz (CDU),
Heide Simonis (SPD), Carl Dieter Spranger (CSU), Peter Struck (SPD), Klaus
Töpfer (CDU) Günter Verheugen, Karsten Voigt (SPD), Antje Vollmer (Bündnis
90/Grüne), Richard von Weizäcker (CDU), Heidemarie Wieczorek-Zeul - Hans
Joachim Wischniewski (SPD), Matthias Wissmann (FDP).

Unsere Große Koalition der Schuld und Verantwortlichkeit will nicht länger
leugnen und verdrängen.

Wir wissen und gestehen, daß am 16. März 1988 eine ganze kurdische Stadt
durch chemische Waffen vergast wurde, deren Technologie und
wissenschaftliche Grundlage von Todeskrämern aus Deutschland geliefert
wurde. Daß Frauen und Kinder im Lungenkrampf erstickten. 5 000 Menschen
allein in der Stadt Halabja. Daß ganze Landstriche und Tausende von Dörfern
im Nordirak durch das Giftgas aus deutscher technischer &
wissenschaftlicher Anlagenproduktion entvölkert wurden. Daß im Verlauf
dieses Verbrechens nach heutigen Schätzungen 182.000 Menschen getötet
wurden oder øverschwandenï.

Wir schämen uns in den Boden: Weil keine einzige hochrangige Delegation des
Bundestages, der Parteien oder der Regierung je die Opfer und die Stadt
Halabja besuchten.

Wir sind von tiefer Trauer erfüllt und verneigen uns vor den Toten, weil
von einer finanziellen »Wiedergutmachung« an die Stadt, die Überlebenden
und die Familien der Opfer nie die Rede war.

Es bedeutet große Scham für uns, daß die Hersteller, Produzenten und
Lieferanten der toxischen Chemiewaffen vor deutschen Gerichten nicht
verurteilt wurden.

Voller Reue sind wir zum Geständnis bereit, daß wir in den nachgeborenen 10
Jahren die türkischen Verfolger der Kurdinnen und Kurden mit kostenlos
gelieferten Waffen ebenfalls ausrüsteten. Dies dokumentiert am meisten den
Wertezerfall deutscher Politik in dieser Zeit: Auf das Furchtbarste alles
unternommen zu haben, was Leben, Erde, Felder, Dörfer und Städte kurdischer
Menschen zerstörte, - die dann als Flüchtlinge an den Grenzen von uns
herrisch zurückgewiesen wurden. Es ist dies eine doppelt tiefe Schuld.

Sie gemahnt uns an jene nie zu vergessene historische Tradition unseres
Landes, die von den Giftgasangriffen in Ypern im 1. Weltkrieg über den
Einsatz von Zyklon B in Ausschwitz direkt nach Halabja führt.

WIR BITTEN ALLE KURDINNEN UND KURDEN UM VERGEBUNG

ALLE DEUTSCHEN GRENZSTATIONEN WERDEN VON UNS ANGEWIESEN, KURDISCHE
FLÜCHTLINGE EINZULASSEN

ABSCHIEBUNGEN VON KURDINNEN & KURDEN WERDEN WIR NICHT LÄNGER DULDEN. ES IST
IHNEN, DEN OPFERN DIESES KRIEGES, IN DEN GEMEINDEN UND LANDKREISEN KÜNFTIG
SCHUTZ UND HEIMSTATT ZU GEWÄHREN

REGIERUNG UND BUNDESTAG WERDEN UNVERZÜGLICH SONDERMITTEL ZUM WIEDERAUFBAU
DER ZERSTÖRTEN KURDISCHEN STADT HALABJA BEREITSTELLEN

WIR SCHÄMEN UNS FUR DEUTSCHLAND
___________________________________________________________________

PS:

Tatsache ist der chemische Angriff auf Halabja vor 10 Jahren samt 8
weiteren Giftgasoffensiven gegen Kurdinnen und Kurden. Mit deutscher
Technologie geplant sowie ausgeführt.

Gefälscht ist obige »Erklärung an die deutsche Öffentlichkeit«. Reue und
eine Entschuldigung wurden nie geäußert. Die Todeskrämer & Händler des
Todes wurden nie verurteilt. Es existiert keine Scham für das, was von
ihnen an anderen exekutiert wurde. Der Tod ist und bleibt ein »Meister aus
Deutschland«. Deshalb hat die Vergangenheit noch immer kein Ende gefunden.

AN DIESER STELLE EINE BITTE AN DIE MENSCHLICH EMPFINDENDEN IM LAND um
großzügige materielle Hilfe, um Spenden für den Wiederaufbau und Maßnahmen
»Pro Kurdistan«. Von den oben Genannten ist nichts zu erwarten.

medico international bittet um Ihre Unterstützung bei dem Verlangen für:

- die völkerrechtliche Anerkennung einer kurdischen Realität - eine
UN-Konferenz zu Kurdistan - die Wahrung der Menschenrechte für Kurdinnen
und Kurden - die Beendigung des Krieges in Kurdistan - einen Abschiebestop
für kurdische Flüchtlinge & ein Ende der Verfolgung von Kurden in der BRD

medico international wird am 16. März 1998 (10. Jahrestag des
Giftgasangriffs) in Halabja sein. Da wo die Anderen nicht sein werden. Wir
bieten an: Berichte, Reportagen, Interviews via Satellit und mögliche
Veranstaltungen. Weitere Informationen finden Sie nebenan.


medico international e.V.
Obermainanlage 7
D-60314 Frankfurt am Main
Tel: 069 94438-0 Fax: 069 436002
eMail:  medico_international@t-online.de
 http://home.t-online.de/home/medico.de

Spendenkonten, Stichwort »Kurdistan«:
1800 Frankfurter Sparkasse (BLZ 500 502 01)
6999-508 Postbank Köln (BLZ 370 100 50)

in Zusammenarbeit mit dem Appell von Hannover e.V.

Bestellen Sie die noch immer aktuelle Hintergrundrecherche: »Waffen für
Saddam - die Irak-Connection des BND« (Hrsg. medico international, Bündnis
90/Die Grünen u.a., 1990, 124 S., 6 DM)

Beachten und besuchen Sie auch die von medico international geförderte
Großveranstaltung: »1998 - 10 Jahre Halabja - Ein Menschheitsverbrechen an
den Kurden Iraks«, 27-28. März 1998, Berlin, Haus der Kulturen der Welt.
Sowie wie Veranstaltung in Marburg (Lahn): 7. April 1998, 19:30 Uhr,
KFZ-Kultur- und Freizeitladen, Schulstr. 6, Marburg


 

18.03.1998
Medico International   [Aktuelles zum Thema: Türkei/Kurdistan]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht