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Tuerkei: Prozess gegen Eva J. in der Tuerkei

Heute, am 19. 3.98 fand ein weiterer Prozesstag
gegen Eva Juhnke in Van, im türkisch besetzten
Teil Kurdistans statt. Eva wird dort wegen
angeblicher PKK Mitgliedschaft angeklagt. Sie
wurde Anfang Oktober in Südkurdistan, Irak, von
türkischen Spezialeinheiten festgenommen. Eine
11-köpfige Delegation aus der BRD, bestehend aus
Angehörigen, FreundInnen und VertreterInnen von
pwi (prison watch international), sowie zahlreiche
JornalistInnen waren angereist, um den
Prozessverlauf zu beobachten.
Eva Juhnke befindet sich seit 9 Tagen in einem auf
15 Tage befristeten Hungerstreik mit den anderen
politischen Gefangenen in Mus und anderen
türkischen Gefängnissen, die für eine
menschenwürdige Behandlung kämpfen, für ein Ende
der Folter und des Polizeiterrors. Evas
gesundheitlicher Zustand ist sehr kritisch, beim
Prozess konnte sie kaum reden. Seit zwei Wochen
ist sie in Mus in Polizeihaft in Totalisolation,
alleine in einem toten Trakt.
Die Delegation berichtet, daß sie massiv daran
gehindert werden sollten, in den Gerichtssaal zu
gelangen, ebenso die anwesenden Journalistinnen.
Erst nach einstündiger Verhandlung des Gerichtes
mit ProzessbeobachterInnen und Vertetern der
deutschen Botschaft konnte eine Teilnahme
durchgesetzt werden, allerdings wurden Ton oder
Filmaufnahmen nicht zugelassen. Das DGM Van
(Hochsicherheitsgericht) existiert seit 8 Monaten
als Außendienststelle des DGM Diyarbakir
(kurdisch:Amed). Die Delegation berichtet, daß
heute mindestens 18 verschiedene Verhandlungen
angesetzt sind, dh. man kann von
Schnellgerichtsverfahren sprechen.
Im Verhandlungssaal ist schwerbewaffnetes Militär
massiv anwesend, was zum Ausdruck bringt, daß noch
nicht einmal der Anschein eines "demokratischen"
Prozesses gewahrt werden soll.
Der Prozess begann mit der Verlesung der
Anklageschrift, wozu sich Eva mit einer Erklärung
äußern wollte, was vom Gericht nicht zugelassen
wurde. Der Dolmetscher übersetzte falsch und
verkürzt, zB. wurde Evas Aussage, sie sei in
Südkurdistan, (also auf irakischem Gebiet)
festgenommen worden übersetzt mit "in den Grenzen
Kurdistans". Der Richter wies zudem eine Existenz
Kurdistans zurück. Die Verteidigung stellte die
Zuständigkeit des Gerichtes in Frage, da Eva als
Deutsche auf irakischem Gebiet festgenommen wurde.
Dieser Antrag, möglicherweise die letzte
Möglichkeit eine Verurteilung zu verhindern, wurde
abgelehnt, ebenso wie der Antrag auf einen anderen
Dolmetscher. Das Gericht bestimmte einen neuen
Termin, am 30.4.98. Evas Aussage soll bis dahin in
Ankara übersetzt werden.
Eva und ihre Anwälte fordern eine Verlegung nach
Diyarbakir, um ihre Totalisolation aufzuheben.
Heute nachmittag konnten die Mutter, der Hamburger
Pastor Christian Arndt und die
Vorstandsvorsitzende von pwi Eva im Gefängnis
besuchen. Sie berichten, daß Evas gesundheitlicher
Zustand sehr kritisch ist, da sie schon vor dem
Hungerstreik stark abgemagert und entkräftet war.
Die Delegation wird von türkischen
Sicherheitskräften massiv bedroht und gedrängt die
Stadt zu verlassen. Die Stadt befindet sich jetzt
kurz vor Newroz, dem kurdischen Neujahrs- und
Widerstandsfest, im Ausnahmezustand

 

21.03.1998
Kurdistan Solidarität Hamburg   [Aktuelles zum Thema: Türkei/Kurdistan]  Zurück zur Übersicht

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