bundesweit: Aktionstage: Anti-Atom-Bewegung will sofortigen Atomausstieg
1. PM Aktionstage:
Anti-Atom-Bewegung will sofortigen Atomausstieg durchsetzen.
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Mit bundesweiten Aktionstagen vom 11. bis 20. September an
5 Atomanlagen in Ahaus, Greifswald, Gronau, Lingen und Stade (AKW
Lingen und Stade, Zwischenlager Greifswald und Ahaus,
Urananreicherungsnlage Gronau) sowie an den Grenzübergängen der
Castor-Transporte nach Frankreich und England bei Saarbrücken will die
Anti-Atom Bewegung ihre Forderung nach sofortiger Stillegung aller
Atomanlagen durchsetzen.
Für den Betrieb der Atomkraftwerke sieht die Bewegung keinerlei
Legitimation.
Mit den Aktionstagen reagieren die Anti-Atom Initiativen auf den
Castor-Skandal, der gezeigt habe, "daß es keine wirksame Kontrolle
gegenüber den kriminellen Machenschaften der Atommafia" gebe und der
erneut verdeutlicht hätte, "daß Atomkraft nicht sicher, nicht
beherrschbar, nicht kontrollierbar" sei, heißt es im Aufruf zu den
Aktionstagen.
Die vorgelegten Ausstiegskonzepte der Parteien werden von der
Bewegung als inakzeptabel zurückgewiesen. "Die Interessen von
Atomindustrie und herrschender Politik, Geld und der mögliche Zugriff
auf Atomwaffen", seien "viel zu sehr miteinander verwoben, als daß
hier auf einen zügigen Ausstieg gehofft werden" könne, so der Aufruf.
Die Vorstellungen des "Industrie-Mannes und Preussen
Elektra-Vertreters" Gerhard Schröder, der von "30 Jahren
Restlaufzeit" spreche, ließen überdies den Bau neuer Reaktoren
befürchten, da dieser Zeitraum die Lebenserwartung der bestehenden
Atomkraftwerke bei weitem überschreite.
Die Anti-Atom-Bewegung ist sich sicher, daß nur "gemeinsamer,
entschlossener Widerstand" den Ausstieg durchsetzen kann.
In der Vergangenheit seien die Erfolge der Bewegung schließlich
unabhängig von bestehenden politischen Mehrheiten erzielt worden.
2. Fragen an die Anti-Atom Bewegung
zu den Aktionstagen im September 1998
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Derzeit finden keine Castor-Transporte statt. Sie planen trotzdem
eine bundesweite Aktionswoche im September. Wie passt das
zusammen?
Die Anti-Atom Initiativen haben immer deutlich gesagt, daß es in
erster Linie nicht um die Verhinderung von Castor-Transporten geht,
sondern um die sofortige Stillegung aller Atomanlagen. Wir sehen für
den Betrieb der Atomkraftwerke keinerlei juristische, demokratische,
ökonomische und ökologische Legitimation. U.a. erfordern der fehlende
Entsorgungsnachweis für Atommüll und die eklatante Unterversicherung
der Atomkraftwerke die sofortige Stillegung aller AKW.
Die Castor-Transporte waren in den letzten Jahren
Kristallisationspunkte des Widerstandes. Das hat dazu geführt, daß
die Anti-Atom Bewegung in der öffentlichen Meinung zur Anti-Castor
Bewegung wurde. Mit Widerstand gegen die verschiedenen Standorte des
Atomprogramms wollen wir jetzt unsere Forderungen deutlicher machen
und die sofortige Stillegung durchsetzen.
Warum planen Sie die Aktionen ausgerechnet vor der Bundestagswahl?
Mit der Woche reagiert die Bewegung auf den Castor-Skandal. Vielen
Menschen ist aktuell deutlich geworden, daß Atomkraft eine Technik
ist, die nicht beherrschbar ist und unkalkulierbare Risiken birgt.
Die Politik der SPD geführten Länder schreckt nicht vor dem weiteren
Ausbau beispielsweise der Urananreicherungsanlage Gronau zurück und
straft die zaghaften Bekenntnisse der SPD zum Atomausstieg Lügen.
Sollte mit Schröder ein Vertreter der Preussen Elektra Kanzler werden,
ist nicht damit zu rechnen, daß die Weichen in Richtung Ausstieg
gestellt werden. Mit seiner Option von "30-40 Jahren Restlaufzeit"
würde Schröder gar den Bau neuer AKW legitimieren.
Auch die Grünen verabschieden sich mit ihrem pro-Atom Kurs, der den
Energieversorgern "Restlaufzeiten" für die Atomkraftwerke
zugesteht und damit deren Betrieb legitimiert, aus der Anti-Atom
Bewegung.
Das verdeutlicht, daß uns nur gemeinsamer, entschlossener,
außerparlamentarischer Widerstand zum Ziel führen kann.
Der Ausstieg aus der Atomkraft wird Arbeitsplätze kosten, kein
gutes Thema für den Wahlkampf.
Das Arbeitsplatzargument ist eine der vielen Lügen der Atomindustrie.
Studien haben einen Arbeitskräftebedarf von 2Mio. Stellen in der EU
berechnet, sollte die Energiegewinnung auf Grundlage regenerativer
Energieträger erfolgen.
Strom aus Sonne, Biomasse und Wind ist sehr teuer und die Technik
noch nicht ausgereift.
Beides ist schlichtweg falsch. Gegen den Widerstand von Industrie und
Bundesregierung sind regenerative Techniken marktreif und
konkurrenzfähig. Eine falsche Subventionspolitik, die nach wie vor
veraltete Großtechnologien fördert, verhindert den Durchbruch moderner
Techniken. Ein Schlag ins Gesicht für die Vertreter der "Standort
Deutschland" Fraktion. Für die Atomkraft sind in der Bundesrepublik
bislang 125 Mrd. DM ausgegeben worden. Ein Großteil davon aus
Steuergeldern, 40 Mrd. DM allein für Forschung. Für regenerative
Energien ist nur ein Bruchteil davon in Forschungsgelder geflossen.
Ursächlich für diese Fehlentwicklungen sind die engen Verflechtungen
von PolitikerInnen, Behörden und Atomwirtschaft, die den Begriff der
Atommafia geprägt haben.
Die Reaktoren verfügen entgegen den Bestimmungen des Atomgesetztes
nicht annähernd über ausreichenden Versicherungsschutz. Das Risiko von
z.B. 4 Billionen DM bei einem GAU in Biblis A, das von keiner
Versicherung seriös gedeckt werden könnte, macht Atomstrom zur
teuersten elektrischen Energie.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, durch Widerstand auf der Straße
das Atomprogramm zu beenden?
Das Handeln der verschiedenen Parteien in Bund und Ländern zeigt, daß
von der Wahl so oder so nicht viel zu erwarten sein wird. Es wird an
uns und an hoffentlich immer mehr Menschen liegen, deutlich Widerstand
durch Protest und direkte Aktionen gegen die Atomkraft zu bekunden, um
die Forderung nach dem sofortigen Ausstieg durchzusetzen.
(c) Pressestelle der Anti-Atom-Bewegung für die Aktionswoche im
September 1998
Dieser Text ist zur weiteren Veröffentlichung freigegeben.
Kontakt: aa-presse@free.de
http://www.free.de/aap-do/presse/
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