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Europa: Kommunique der "Reclaim Europe" Konferenz

                          

Kommunique der "Reclaim Europe" Konferenz vom 30.10. - 01.11. in Köln, veranstaltet im Rahmen des "Bündnisses gegen EU- und Weltwirtschaftsgipfel 99" Zum 5.Jahrestag des Maastrichter Vertrages, der ein Europa der Konzerne und eine menschenfeindliche Festung Europa zum Ziel hat, berieten 120 TeilnehmerInnen aus Dänemark, Frankreich, Belgien, Bulgarien, Italien, England, den Niederlanden, Polen, der Schweiz und Deutschland über Aktivitäten gegen den EU-Regierungsgipfel am ersten Juniwochenende 1999, der unter dem Vorsitz der deutschen Regierung in Köln stattfinden wird. VertreterInnen zahlreicher Initiativen und Organisationen (siehe Anhang) einigten sich auf die Durchführung eines europäischen Vorbereitungskongresses am 23/24. Januar, eine Großdemonstration am 5.Juni, auf Märsche gegen Erwerbslosigkeit, ungeschützte Beschäftigung und Ausgrenzung nach Köln, einen Gegengipfel zum offiziellen Regierungsgipfel und ein Aktionscamp zwischen dem EU- und dem Weltwirtschaftsgipfel. Die TeilnehmerInnen der vom "freien zusammenschluß von studentInnenschaften" (fzs) und den "Europäischen Märschen gegen Erwerbslosigkeit, ungeschützte Beschäftigung und Ausgrenzung" organisierten Vorbereitungskonferenz wollen mit ihren Aktivitäten den außerparlamentarischen Druck auf die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten sowie die EU-Gremien verstärken. Trotz der Majorität der sozialdemokratischen Regierungen in der EU werden nach wie vor Konzepte neoliberaler Globalisierung vorangetrieben. Soziale und rassistische Ausgrenzung, Umweltzerstörung, Knechtung und Verelendung der armen Länder sind auch nach den Regierungswechseln in Frankreich, England und Deutschland ungebrochen. Der Januarkongress richtet sich insbesondere gegen die neoliberale "Harmonisierung der Beschäftigungspolitik" in Europa, die europaweit den Kombilohn einführen und den Billiglohnsektor ausweiten will. Dem halten z.B. die Euromärsche Forderungen nach einer europäischen und gesetzlich festgeschriebenen 35-Stunden -Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich (mit der Perspektive einer Höchtarbeitszeit von 30 Stunden in der Woche) und eines garantierten existenzsichernden Mindesteinkommens entgegen. Insbesondere richtet sich das Netzwerk Euromarsch gegen die Ausgrenzung von Flüchtlingen und MigrantInnen vom Arbeitsmarkt und aus dem gesellschaftlichen Leben, gegen Kriminalisierung und Abschiebung. Nicht hinnehmbar sind zudem untertarifliche Löhne bei der Einstellung von Jugendlichen. Statt dessen sollen sozial geschützte und qualifizierte Ausbildungsplätze geschaffen werden. Zum Kongeß am 23./24 Januar werden 700 TeilnehmerInnen aus allen europäischen Ländern und verschiedenen sozialen, antirassistischen und gewerkschaftlichen Netzwerken und Organisationen erwartet. Dort soll ein europaweiter Aufruf für die Aktivitäten gegen den EU-Gipfel erarbeitet werden, der die untrennbare Verbindung zwischen sozialer Frage und Rassismus zur Sprache bringt und die besondere Situation von Frauen berücksichtigt. Die Euromärsche selbst sollen zwei Wochen vor Beginn des Gipfels mit einem Aktionstag zum Auftakt starten, breite Bündnisse auf regionaler Ebene anstreben und bewußt auf Flüchtlings- und MigrantInnengruppen zugehen. Einige entfernter liegende Regionen in europäischen Nachbarländern haben erklärt, schon vorher loszumarschieren. Bisher sind folgende Routen vorgesehen: - Fahrraddemo von Prag nach Köln - Schiffstour über die Mosel von Luxemburg nach Köln - Märsche von Brüssel nach Köln Ferner sind mehrere Sternmärsche auf regionaler Ebene geplant. Weitere Fragen werden auf einem Treffen nach der Wiener Demonstration am 12.Dezember 1998 beraten. Diese internationale Aktion anläßlich des EU- Gipfels mit dem Schwerpunkt "Beschäftigungspolitik" soll ebenfalls für die Mobilisierung zum Januarkongreß und den Gipfel-Aktivitäten in Köln beitragen. Das internationale Netzwerk Peoples Global Action (PGA) plant im Juni 99 eine Tour von 500 indischen Bäuerinnen, Bauern und Landlosen durch Europa, die sich gegen die Politik transnationaler Konzerne richtet. Sowohl von Seiten des Anti-EU-Bündnisses als auch von PGA ist der Wunsch nach gemeinsamen Aktionen, z.B. im Rahmen der Märsche, geäußert worden. Der Gegengipfel vom 3. bis zum 7.Juni soll Alternativen für ein anderes Europa befördern und die Rolle der EU im internationalen Machtgefüge zur Sprache bringen. Er wird sich u.a. mit dem Nachfolgevertrag des Lomé- Abkommens beschäftigen, der nach dem Willen der EU-Kommission die neoliberalen Marktstrategien in die ehemaligen Kolonialstaaten exportieren und sie für diese Länder festschreiben soll. Er wird neben dem deutschen Vorbereitungskomitee von einem internationalen Netzwerk, das bereits die Gegengipfel in Amsterdam und Cardiff vorbereitet hat, organisiert. Der internationale Alternativgipfel soll verschiedene soziale Bewegungen unterschiedlicher Länder zusammenbringen und zur Verknüpfung ihrer Proteste beitragen und will den Opfern des Kapitalismus auch aus nicht- europäischen Ländern eine Stimme geben. Gemeinsam mit anderen Bündnissen ist die Ausrichtung eines Aktionscamps vom 3.Juni bis zum 20.Juni 1999 vorgesehen. Das Camp stellt ein Bindeglied zwischen den Gegenaktivitäten zum EU- und Weltwirtschaftsgipfel dar. Teilnehmende Initiativen und Organisationen: freier zusammenschluß von studentInnenschaften fzs Europäische Märsche gegen Erwerbslosigkeit, ungeschützte Beschäftigung und Ausgrenzung verschiedene GewerkschafterInnen, u.a. der HBV und Betriebsratsopposition Bayer-Leverkusen Kein Mensch ist illegal Internationaler Menschenrechtsverein Bremen (Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen) KAIROS Anti-MAI-Gruppen Erfurter Erklärung Erwerbsloseninitiativen (u.a. Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg, ALSO) französische Erwerbslosenorganisationen AC! und MNCP Play Fair Europe Infopool FFM niederländische Gruppen: Towards a different Europe Towards a feminist Europe Peoples Global Action (PGA)

 

03.11.1998
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