Bonn: Aktion "Taube" gegen die CDU-Unterschriftensammlung
Herzlichen Glueckwunsch nach Bonn!
Die Kommunikationsguerilla ist richtig, weil sie wahr ist!
meint Frau Sonja Bruenzels
http://www.contrast.org/KG
DOKUMENTATIONSPAGE DER KAMPAGNE GEGEN DIE DOPPELTE STAATSHOERIGKEIT:
http://www.kulturserver.de/home/ep
Dokumentation:
Mit einer ungewöhnlichen Aktion haben am heutigen Samstag (6. Februar
1999) etwa 50 Menschen auf dem Bonner Münsterplatz die
Unterschriftensammlung der Jungen Union und der CDU gegen die
doppelte Staatsbürgerschaft massiv behindert.
Bereits an den vergangenen beiden Samstagen hatten die
Christdemokraten ihre rassistische Kampagne nicht ungestört
durchführen können. Nachdem vor zwei Wochen Unterschriftenlisten
entwendet und die Stände der Jungen Union umgekippt worden waren,
konnten die Nachwuchskonservativen am vorigen Samstag ihre
Hetzpropaganda nur in einem abgesperrten und von der Polizei scharf
bewachten Areal unter das begehrte Volk bringen. Beide Male
begleiteten lautstarke Proteste die Unterschriftenaktion.
Heute nun ließen sich die GegendemonstrantInnen etwas Neues
einfallen. Wiederum war um den Stand der Jungen Union und der CDU
eine Absperrung errichtet worden, die von einer Hundertschaft der
Bonner Polizei abgesichert wurde. Zunächst wurde nur gepfiffen und
gerufen. Plötzlich jedoch kippte die Stimmung: Die
GegendemonstrantInnen begannen die Christdemokraten und ihre
staatlichen HelferInnen zu verhöhnen. Unter der Parole "Deutsch-,
Deutsch-, Deutschländerwürstchen!" (skandiert wie "Nie, nie, nie
wieder Deutschland!") prasselte mehrfach ein Regen aus Bock- und
Siedewürsten auf Junge Union, CDU, Polizei und unterschreibende
BürgerInnen hernieder. Die OrdnungshüterInnen griffen nicht ein,
wohl weil das Werfen von Würstchen noch nicht für eine Festnahme
wegen Landfriedensbruchs ausreicht.
Danach mußten sich der rassistische Pöbel und die ihn beschützenden
Steuergelder auf zwei Beinen weiteren Spott gefallen lassen. Die
Stimmung nahm zuweilen Formen wie im Fußballstadion an. Ein paar
Kostproben der Gesänge und Parolen:
- - "Keiner geht mehr, keiner geht mehr rein!" (als die
GegendemonstrantInnen kurzzeitig den Zugang zum Unions-Stand
versperrten; analog zum Fußball-Gesang "Einer geht noch, einer geht
noch rein!")
- - "Was forder' ich, was forderst du? Das Verbot der C-D-U!"
- - "Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland! Die C-D-U steht an
der Wand!" (der Stand war vor einem Haus aufgebaut)
- - "Ihr seid ein Scheiß-Rassistenpack..." (mehrfach wiederholt zur
Melodie von "Go West" von den "Pet Shop Boys")
- - "Wir haben euch was mitgebracht: 'nen Paß-Paß-Paß!"
- - "Wir sind Atheisten und ihr nur blöde Christen!"
- - "Auf diese Schweine können Sie hauen: C-D-U!" (Zur Melodie der
"Schwäbisch Hall"-Werbung "Auf diese Steine können Sie bauen")
Ihren Höhepunkt erreichte die Gegenaktion jedoch, als die
DemonstrantInnen unter dem Ruf "Brecht das Brot und verteilt es unter
den Armen!" massenweise Brotkrumen vor den Zugang zum CDU-Stand und
in die Absperrung warfen. Das nämlich lockte eine Unzahl von
hungrigen Tauben an, die vorübergehend für ein ziemliches Chaos
sorgten, unterschriftswillige BürgerInnen und Christdemokraten
augenscheinlich unangenehm auf die Pelle rückten, den Zugang zum
Stand versperrten - und die Polizei vor ein Problem stellten:
Verscheuchen nützte nichts, Zertrampeln wäre überzogen gewesen, und
Festnehmen ließen sich die Tauben natürlich auch nicht. Den
BrotwerferInnen wiederum konnte man so etwas wie einen "Verstoß gegen
das Versammlungsgesetz" nicht ernsthaft vorwerfen. Also gaben sich
die Uniformierten endgültig der Lächerlichkeit preis, als sie von
zwei Demonstranten die Personalien aufnahmen - wegen "nicht
genehmigter Taubenfütterung".
Wie ein Prozeß wohl aussieht, der bei einem Widerspruch gegen das zu
erwartende Ordnungsgeld geführt werden müßte?
Grüße aus Bonn
von der
Autonomen Taubenstaffel
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