nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Oberhausen: Presseerkärung zum Wanderkirchenasyl

                          

UnterstützerInnen-Plenum Kein mensch ist illegal / westliches Ruhrgebiet Fax:0208-851344 E-Mail: k.m.i.i.r@gmx.net Spenden: Kto.-Nr.: 100 568 83 / Blz.: 350 500 00 Stadtsparkasse Oberhausen "Stichwort: k.m.i.i.Ruhrgebiet Presseerklärung der UnterstützerInnen Zum Wanderkirchenasyl Anfang Januar 98 haben kurdische Flüchtlinge zunächst in Köln Schutz vor einer drohenden Abschiebung in die Türkei gesucht und gefunden. Dies war der Anfang einer Protestaktion, die sich in kurzer Zeit über die Grenzen Kölns hinweg ausweitete. Unterstützt und koordiniert wurden die Anliegen der KurdInnen ohne jede formale Institution durch die Kirchengemeinden und der Kampagne kein mensch ist illegal. Anders als das den Gemeinden bekannte Kirchenasyl war an diesem Wanderkirchenasyl, daß hier nicht einzelne Familien in den Kirchen aufgenommen und begleitet wurden, sondern daß die Flüchtlinge Subjekte ihrer eigenen politischen Aktion geworden sind. "Die Rede von einer Instrumentalisierung der Kurden für politische Zwecke ist daher unangemessen", so der Kölner Superintendent Eckart Schubert am 14. November 1998. Mehrfach ist von den KurdInnen gesagt worden, daß sie mit ihrer Person diese Aktion gestalten und sie ihre Interessen nach außen hin selbst vertreten wollen. Sie wehren sich gegen den Umkehrschluß, der in der Öffentlichkeit nur zu oft als Argument genutzt wird, daß sie benutzt werden. Die KurdInnen sind in die Kirchen geflüchtet, weil ihnen spätestens nach der Asylrechtsänderung 1993 kaum eine Möglichkeit bleibt vor einer Abschiebung in die menschenrechtsmißachtende Türkei sicher zu sein.Dort erwartet sie, nur weil sie KurdInnen sind, Armut, Folter, Verfolgung und nicht selten der Tod. Auch die Gemeinden unterstützen die Forderung eines Bleiberechts und eines Abschiebestops und sind damit aus der rein humanitären Hilfe herausgetreten und handeln politisch. Die Aktion wird seither von der Kampagne kein mensch ist illegal in vielen Bereichen unterstützt und handelt somit ebenso politisch indem sie die Forderungen der KurdInnen unterstützt. Das Wanderkirchenasyl zeigt die dringend notwendige Diskussion um die massenhafte Illegalisierung von Menschen auf. Der moralische Aspekt, sich für in Not befindliche Menschen einzusetzen, muß größer sein als die staatlichen Ziele der Ausgrenzung verschiedener ethnischer und kultureller Minderheiten, besonders wenn in der Türkei weiterhin Menschenrechte mit Stöcken geschlagen werden. Die Ausweitung des Wanderkirchenasyls Es ist bekannt, daß nicht nur 400 illegaliesierte Flüchtlinge in NRW leben. Durch die Öffentlichmachung ihrer eigenen Person treten die KurdInnen aus der Illegalität heraus, um das Stillschweigen zu durchbrechen. Nicht zuletzt deshalb müssen diese Menschen unbedingt den Schutz einer Räumlichkeit erfahren, die den moralischen Aspekt an erste Stelle setzt. Und das sind nun einmal Kirchengemeinden, die diesen Schutzraum gewährleisten können. Wenn die Kurdinnen abgeschoben werden sollten, erwartet sie eine Verfolgung ungeahnter Härte. In einer Hürriyetausgabe v. 15.2.98 wird ein direkter Zusammenhang zwischen der PKK und dem Wanderkirchenasyl hergestellt. (Zitat Human Rights Association) Im Zuge des Wanderkirchenasyls kam es im letzten Jahr zu Verhandlungen mit dem Innenministerium NRW, die auch gerade durch die vielen Aktionen der KurdInenn selbst vorangetrieben wurden. Es wird immer wieder ein Bleiberecht für alle und ein sofortiger Abschiebestop gefordert. Da aber durch die Landesregierung entgegen einer bundesweiten Asylrechtgebung diesen Forderungen kein Recht gegeben werden konnte, kam es immer wieder nur zu einer Teilzusage, die nur die im Wanderkirchenasyl befindlichen KurdInnen betraf. Die Kurdinnen wurden immer wieder unter den Druck gestellt, einer erneuten Einzelfallprüfung zuzustimmen, ansonsten gäbe es keinen anderen Lösungsweg. Dieser Druck wurde durch die Inhaftierung von zwei Kurden im nordrheinwestfälischen Abschiebeknast Büren und die Zusage ihrer Freilassung bei Zustimmung zur Einzelfallprüfung untermauert. Aus diesem Grund und aus dem Grund der verständlichen Ermüdung nach einem Jahr Leben in der Kirche haben die Kurden zugestimmt. Zeitgleich wurde durch die bestehende Enge der Räumlichkeiten und als Signal gegenüber der Landesregierung zu weiteren Aktionen als Mittel gegriffen. Es kam zur Ausweitung zunächst in Wuppertal, später in Oberhausen. Bei diesen Aktionen war der Weg, der begangen wurde ein anderer. Hier wurden die Kirchengemeinden vorher nicht gefragt, sondern wurden mit der bestehenden Situation konfrontiert. Das hat nicht nur Zustimmung erfahren. Daß aber den Kurdinnen keine andere Wahl blieb, ist selten beachtet worden. Es gab zu diesem Zeitpunkt keine Gemeinden, die sich bereit erklärten die Räume zu öffnen. Vorherige Anfragen in anderen Gemeinden stießen immer wieder auf Ablehnung. So blieb den KurdInnen keine andere Wahl, bedrängt von der Situation und als Signal über die Grenzen von Köln hinweg, auch andere Gemeinden NRW in die Verantwortung zu nehmen. Die KurdInnen hier in Oberhausen haben mehrfach betont, daß sie sich für die Aufnahme in den Gemeinden bedanken. Sie erbitten insbesondere persönlichen Schutz und Schutz der gesamten Gruppe. Sie hatten gehofft, ihre Aktion würde auf ein wenig mehr Verständnis stoßen. Auch wurde deutlich, daß die Kapazitäten der Kirchengemeinden in Oberhausen-Buschhausen begrenzt sind. Dies wurde in den letzten zehn Tagen immer wieder in Gesprächen von den KurdInnen beachtet und respektiert. Andere Wege der Unterbringung in Kirchengemeinden in Oberhausen und Umgebung werden ebenso akzeptiert Von der Caritas Oberhausen angebotene Lösungen der Aufsplittung der Gruppe und Rückführung in die "Herkunftsorte", d.b. in die Orte der zuständigen Ausländerbehörden, waren keine wirklichen Lösungen der Situation der KurdInnen. Das eigentliche Ziel der Aktion, Öffentlichkeit über die Situation der vielen illegalisierten Menschen am Beispiel von dieser verschwindend kleinen Gruppe, herzustellen, würde damit zunichte gemacht. Im Gegenteil, die KurdInnen würden wieder eine Vereinzelung eingehen aus der sie aus den oben benannten Gründen herausgetreten sind. Daß der Schutzraum Kirche der eigentliche ist und es hier nicht um Einzelunterbringung in privaten Haushalten oder gar Moscheen geht, wird auch dann deutlich, wenn man sich die Verhaftungen in der letzten Zeit vor Augen führt, die auf offener Straße geschehen sind. Hier wurden Menschen, die im Wanderkirchenasyl leben, trotz Zusagen und Empfehlungen vom Innenministerium, diese Menschen wieder in die Kirche zurückzuführen, mißachtet. Daß diese Ereignisse eine verständliche Unsicherheit und Angst bei den KurdInnen hervorruft, ist an dieser Stelle nicht mehr näher zu erläutern. Wir als UnterstützerInenn sehen ebenso die Problematik der Kapazität der Kirche. Auch wir sind nicht untätig geblieben und haben Kirchengemeinden erneut gefragt, ob sie bereit wären, KurdInnen aufzunehmen. Wie in der letzten Zeit so oft, wurde uns aber deutlich gemacht daß es erst vieler Gespräche bedarf, bis einigen wenigen Menschen Schutz geboten werden kann. Daß die angefragten Kirchengemeinden sich erst einmal mit dem Wanderkirchenasyl auseinandersetzen wollen, ist verständlich. Die KurdInnen haben aber aufgrund der äußeren Umstände keine andere Wahl als mit ihrer eigenen Person den Schutz des Wanderkirchenasyls zu erklären. Denn sie sind diejenigen die vor einer Abschiebung in die Kirchen geflüchtet sind. Nicht zuletzt deshalb kam es zu der Situation in Oberhausen-Buschhauen wie sie jetzt besteht. Wir UnterstützerInnen sind ebenso wie die Gemeinden in Oberhausen, Wuppertal, Köln und anderswo, wie auch der Beginn der Kampagne kein mensch ist illegal vor einem Jahr in Köln vor die Situation gestellt worden, illegalisierte Flüchtlinge zu unterstützen. Daß die Selbstverständlichkeit, Minderheiten zu unterstützen und sich mit ihnen zu solidarisieren nicht bei allen Menschen dieser Republik gleich ist, haben wir schmerzlich erfahren müssen. Wir hoffen, daß diese Erklärung ein Anstoß für einige wenige mehr sein wird, sich mit der Situation auseinanderzusetzen, darüber nachzudenken und nicht zuletzt Worte in Taten umzuwandeln. Oberhausen, den 5.Februar 99 - --- Weiterleitung : Ende --- - -------------------------------------------------------------------- jugendantifa gegen den strom c/o fabrik grabenstr. 20 47057 duisburg

 

09.02.1999
Kein mensch ist illegal / westliches Ruhrgebiet    Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht