Berlin: Silvio-Meier-Demo am 21. November 1999
Weg mit Naziläden und rechter "Kultur"! - Smash the "Two Flags Store"!
Nachdem 1998 durch eine breite Antifa-Kampagne maßgeblich dazu beigetragen
wurde, daß die Nazikneipe "Cafe Germania" schließen musste, das diesjährige
Ziel der Kampagne, die Kneipe "Baum" in Friedrichshain, bereits im Vorfeld
der Silvio-Meier-Demo aufgrund des Druckes von AntifaschistInnen verkündet
hat, Nazis in Zukunft nicht mehr in ihren Räumen zu dulden, ist das Ziel
der diesjährigen Silvio-Meier-Demo der Naziladen "Two Flags Store" im
Prenzlauer Berg.
Nichts ist vergessen und niemand...
Am 21. November 1992 wurde am U-Bahnhof "Samariterstraße" der
Friedrichshainer Hausbesetzer und Antifaschist Silvio Meier von Nazis
ermordet. Silvio und seine Freunde waren auf eine Gruppe jugendlicher
Rechtsextremisten getroffen, von denen einer einen Aufnäher mit der
Aufschrift "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" trug. Aus der
Aufforderung, den Aufnäher abzunehmen, entwickelte sich ein Handgemenge,
in dessen Verlauf die Nazis Messer zogen, und auf die Antifas einstachen.
Silvio starb noch am U-Bahnhof, zwei seiner Begleiter wurden schwer
verletzt.
In der Folge wurde von Behörden und Medien wie so oft versucht, den
politischen Hintergrund des Mordes wegzureden, und statt dessen von einer
"Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Jugendlichen" zu berichten. So
wurde dann auch erstmal gegen Silvios Begleiter ermittelt. Als es dann doch
noch zu einem Prozeß gegen die Nazis kam, wurden nur zwei der insgesamt
sieben Beteiligten zu geringen Haftstrafen verurteilt, einer nur auf
Bewährung.
Als Reaktion auf den Mord kam es sofort zu Protestdemonstrationen, die
seitdem jedes Jahr wieder aufgegriffen werden. Bei diesen Demonstrationen
werden jeweils die aktuellen Nazistrukturen in Friedrichshain thematisiert
und angegriffen, z.B. 1998, als der Schwerpunkt der Demo der Nazitreffpunkt
"Café Germania" war, welches nach einer antifaschistischen Kampagne,
mehreren Anschlägen und der Silvio-Meier-Demo, mit über 2000
TeilnehmerInnen, schließen musste. Auch diese Jahr ist das Ziel der Demo
wieder, den Nazis ihre Treffpunkte und ihre Strukturen in streitig zu
machen.
Geschäfte, die Naziaccessoires verkaufen, wie die Kette "McTrend", der
Laden "Eastside" in Friedrichshain oder aber auch der "Two Flags Store"
sind wichtiger Bestandteil der Naziszene in Berlin. Von hier aus werden
Aktivitäten koordiniert, wie z.B. die Busfahrt zur NPD-Demonstration in
Leipzig am 1.Mai 1998, hier statten sich die Faschos mit den nötigen.
Artikel, Kleidung, Aufnähern, Waffen, Musik, Propagandaartikeln etc. aus.
So wird versucht die Schnittstelle zwischen rechter Jugendkultur, die sich
erstmal in Kleidung und Musik ausdrückt, und organisierten Nazis
darzustellen.
Nazis? No way!
Nazis sind Vertreter einer extrem reaktionären Ideologie, damit stehen sie
in direktem Widerspruch zu allen emanzipatorischen, antiautoritären Zielen,
die wir als autonome AntifaschistInnen vertreten. Sie sind die verschärfte
Variante von dem, was als "Rechtsextremismus der Neuen Mitte" bezeichnet
werden kann: Nämlich eine Gesellschaft, die geprägt ist von
unterdrückerischer Ideologie, von Rassismus, Antisemitismus, patriarchalen
Strukturen und einer nie aufgearbeiteten NS-Vergangenheit. In
Wechselwirkung dazu steht die offizielle Politik, auch unter Rot/Grün:
Rassistische Ausländergesetze, aggressive Außenpolitik, repressive
Innenpolitik gegen alle, die aus der kapitalistischen Verwertungslogik
heraus fallen. Und vor allem: Das oberste Prinzip der freien
Marktwirtschaft, das "jeder gegen jeden" - also das Recht des Stärkeren. So
stimmt es nicht weiter verwundert, wenn Faschisten das ausführen und
propagieren, was sie als Volks!!willen wähnen: Nämlich das radikale
Vorgehen gegen alles "undeutsche", MigrantInnen, Obdachlose, Schwule und
Lesben, Behinderte, Punks, alternative Jugendliche.
Die Behauptung, daß Nazis Opfer sozialer Notlagen oder
Modernisierungsverlierer sind, ist vielfach widerlegt worden und somit
Unsinn. Sie dient einzig und allein dazu, die Täter zu Opfern zu machen.
Die Entscheidung, Faschist zu sein, Menschen zu verprügeln, anzuzünden, zu
ermorden, ist eine individuelle, und muß somit auch von jedem Täter selbst
verantwortet werden.
Die Anziehungskraft der Nazibanden beruht hauptsächlich auf der
Ausstrahlung der vermeintlichen Überlegenheit als "Herrenmenschen", als
weiße, deutsche, heterosexuelle Männer, auf der Ausstrahlung von Macht,
Stärke und Gemeinschaftsgefühl und auf der Bereitschaft diesen Anspruch
auch mit Gewalt durchzusetzen.
Dem kann nur schlecht mit Argumenten beigekommen werden.
Die beste Strategie gegen Rechts...
Statt auf Verständnis und entschuldigenden Erklärungsversuche für die
Täter, setzen wir auf eine Strategie der Ausgrenzung. Auf dieser Welt ist
kein Platz für uns beide. Nazis muß die Unerwünschtheit ihres Tuns mit
aller Deutlichkeit vor Augen geführt werden; es muß klar sein, wer sich
öffentlich dazu bekennt, Nazi zu sein, bekommt Probleme. Den Nazis muß der
öffentliche Raum streitig gemacht werden: Ihre Treffpunkte, ihre Kneipen,
Jugendclubs müssen weg, ihr Auftreten auf den Schulhöfen, auf der Straße,
an den Arbeitsplätzen muß unmöglich gemacht werden. Denn dort, wo dies
nicht mit Nachdruck passiert, ist es ihnen möglich die Subkultur zu
dominieren, vorzugeben welche Kleidung angesagt ist, welche Musik im
Jugendclub läuft und vor allem: Wer an diesen Orten eine Existenz- bzw.
eine Aufenthaltsberechtigung hat, und wer nicht. Es geht uns also um eine
Ausgrenzung von Nazis auf allen Ebenen, sowohl in der öffentlichen
Diskussion als auch auf der Straße.
...ist immer noch linke Politik!
Ergänzt werden muß diese Strategie der Ausgrenzung durch eine linke,
antiautoritäre Jugendbewegung. Es müssen Räume geschaffen werden, an denen
sich Jugendliche treffen können, die keinen Bock auf Nazis haben, die sich
mit anderen zusammen tun wollen, um gegen Rechts aktiv zu werden. Und
gleichzeitig müssen natürlich auch die gesellschaftlichen Bedingungen und
die offizielle Politik, die autoritäre und reaktionäre Ideologien
begünstigen, angegriffen werden. Dem um sich greifenden Rassismus,
Nationalismus, der Ellbogengesellschaft und ihrem Arbeitsethos muß der
Boden entzogen werden und die Vorstellung einer solidarischen,
emanzipierten Gesellschaftsform entgegengestellt werden. Nur durch eine
grundlegende Umwälzung der hiesigen Verhältnisse,ausgehend von der
Abschaffung des Kapitalismus, kann das Problem Rechtsextremismus gründlich
beseitigt werden. Für den Sozialismus!
Smash the "Two Flags Store"!
Der "Two Flags Store" steht für uns exemplarisch für alle Naziläden in
Berlin. An ihm wollen wir aufzeigen, welche Funktion diese Läden in der
Naziszene haben, und, daraus folgend, dass hier antifaschistischer
Widerstand ansetzen muss. Wenn wir darauf hinarbeiten, dass diese Läden
wegkommen, wollen wir damit den Nazis den öffentlichen Raum wegnehmen, und
somit auch die Möglichkeit nehmen, ihre Propaganda zu verbreiten.
Erfolg gibt es nur in der Offensive!
Kommt zur Demo!
Silvio-Meier-Demo
21/11/99
15:00 Uhr U-Bahnhof Samariterstraße
Antifaschistische Aktion Berlin [AAB]
Infotelefon: 030 / 2 756 0 756
http://www.antifa.de oder http://www.nadir.org/aab
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