Schwerin: Demo gegen Nazizentrum
am 13. mai findet in schwerin eine antifa- demo gegen den rechten treffpunkt
in der goethestr. 23 statt. wir brauchen eure unterstützung. kommt
massenhaft!
autonome antifa schwerin
Demonstration, Sa 13.05.00, 14 Uhr, Schwerin- Markt
keine freiräume für faschisten ! goethestr. 23 dichtmachen !
schwerin ist schon lange keine stadt mehr, in der ein klima der
gesellschaftlichen toleranz herrscht. faschistische übergriffe und
nazipropaganda sind realität. innerhalb des letzten jahres wurden unzählige
menschen beschimpft, gejagt, zusammengeschlagen oder niedergestochen, ihre
wohnungen überfallen und verwüstet, ihre konzerte und partys von bewaffneten
schlägertruppen heimgesucht.
einen sammelpunkt der rechten szene bildet die goethestr. 23. hinter dieser
adresse verbirgt sich ein selbstverwaltetes zentrum, das von hammerskins,
npd/jn- und ehemaligen svp- (gründungs)mitgliedern genutzt wird. dieser
personenkreis bezeichnet sich selbst als „freie nationalisten
schwerin“. er ist durch plakataktionen, wie etwa im gedenken an rudolf
hess, durch faschistisch motivierte gewalttaten und durch die teilnahme an
bundesweiten npd/jn- demos (wie etwa am 31.01.99 in kiel oder am 27.02.99 in
magdeburg) aufgefallen.
mit dem haus in der goethestr. 23 hat sich die regionale und überregionale
naziszene einen freiraum geschaffen, der sich einer gewissen relevanz nicht
erwehren kann. das objekt dient zum informationsaustausch, zur vernetzung,
zur festigung rechter strukturen und zur politisierung von jugendlichen.
problematisch ist darüber hinaus die lage der goethestr. im stadtkern.
ehemals galt dieses viertel, als von linken und alternativen jugendlichen
geprägt. mensch hat sich dort wohlgefühlt. seitdem der rechte treffpunkt
existiert, haben sich die neonazistischen gewaltexzesse auf die city
verlagert und treten dort vermehrt auf. die unverhohlene rechte militanz,
die kontinuierliche präsenz der faschisten im stadtbild, macht es notwendig,
endlich zu handeln.
die stadtoberen schwerins sind diesbezüglich unfähig bzw. unwillig. ihr
antifaschistisches engagement beschränkt sich darauf, eine allgemein
schwammige „gegen nazis“ haltung zu postulieren, die sich noch
im selben atemzug mit konsequentem antifaschismus entsolidarisiert. während
sich neonazis in der vergangenheit nahezu ungestört austoben konnten,
konzentrierte sich der repressionsapparat auf das schreckgespenst autonome
antifa. so wurden zwei genossen wegen eines angriffes auf einen nazi zu
einem halben jahr knast auf zwei jahre bewährung und geldstrafe verurteilt,
obwohl sie ihr vermeintliches opfer nicht einmal angefasst haben. ihr
vergehen bestand darin, sich jahrelang gegen faschismus engagiert zu haben
und zur betreffenden zeit am tatort gewesen zu sein. der repressionsapparat
zwang die beiden antifas zudem zur abgabe einer dna- probe. sie soll zur
„verbrechensprävention“ gespeichert werden. die betroffenen
gehören zu den ersten menschen aus der bundesweiten antifaszene, die sich
mit derartigen verfolgungsmitteln konfrontiert sahen.
die passivität bzw. die vorsichtige zurückhaltung gegenüber
rechtsextremismus wird auch im zusammenhang mit der goethestr. deutlich. so
konnte sich die stadt lediglich dazu durchringen, den besitzer des hauses
goethestrasse nummer 23 brieflich davon in kenntnis zu setzen, dass er seine
mieteinnahmen von militanten neonazis bezieht. telefonisch teilte der
vermieter der stadt mit, dass sich für ihn aus diesem wissen keine
konsequenzen ergeben.
für OB kwaschik sind damit schon nahezu alle massnahmen gegen den rechten
treffpunkt ausgeschöpft, zu deren ergreifung er durch die
stadtvertreterversammlung angehalten wurde. eine schliessung des objekts
durch die stadt erscheint bezüglich solches nichtverhaltens illusorisch.
nach vorschlag des staatsschutzes wird aber eine umwandlung des rechten
zentrums mittels eines sozialarbeiters oder einer sozialarbeiterin in
erwägung gezogen. diese massnahme krankt allerdings gewaltig. zu oft schon
sind die herrschenden dem irrglauben erlegen, rechtsextremismus mittels
akzeptierender jugendarbeit eindämmen zu können. denn ob nun mit
streetworker oder ohne, neonazistischen aktivitäten wird mit der duldung
rechter treffpunkte immer vorschub geleistet.
so auch in teldau bei boizenburg. dort haben sich freie nationalisten ein
schulungsheim eingerichtet, das die nachfolge von hetendorf nr. 13 antreten
soll. der hamburger neonazi- führer thomas wulff und der lüneburger michael
grewe kauften das anwesen für 300.000 mark. ein grund für zahlreiche
neonazis nach mecklenburg umzusiedeln. die vorwiegend aus dem hamburger
einzugsgebiet kommenden faschisten organisieren sich im nationalen und
sozialen aktionsbündnis norddeutschlands. boizenburg kristallisiert sich
mehr und mehr als zentrum dieses zusammenschlusses heraus. so verlegten der
fsn- zentralversand (ein mailorder für nazi- devotionalien), das braune
kreuz (eine erste- hilfe- gruppe) und eine reihe von rechtsextremen
zeitungen ihre kontaktadressen nach teldau.
auf der demonstration am 13.mai wollen wir zeigen, dass es menschen gibt,
die die stetige rechtsentwicklung nicht nur anprangern, sondern zum kotzen
satt haben. wir wollen zeigen, dass der repressionsapparat uns nicht klein
kriegt. wir wollen nazizentren weder in schwerin noch bei boizenburg,
sondern auf dem mond.
dieser tag zwingt uns nicht, unsere inhalte über die reaktion auf
naziaufmärsche zu transportieren, sondern wir können selbst als radikale
linke akzente setzen. alle formen von diskriminierung und unterdrückung,
herrschaft und macht gilt es aufzudecken und anzugreifen, weil nur deren
beseitigung allen menschen ein lebenswertes leben ermöglicht.
gemeinsam im kampf gegen faschismus, patriarchat, rassismus, staat und
kapital!
für eine herrschaftsfreie gesellschaft!
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