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Wuppertal: Keinen Fussbreit den Faschisten

Kein Fußbreit den Faschisten!
Kundgebung gegen die Schändung der Gedenkstätte Kemna in
Wuppertal

8.Juli 2000 12.00 Uhr Schwebebahn Döppersberg u.a. mit
Redebeiträgen von WiderstandskämpferInnen
anschl. antifaschistischer Stadtrundgang zu Wuppertaler Nazi-
Funktionären
9.Juli 2000 11.00 Uhr Mahnmal Kemna Gedenkstunde und
Veranstaltung zu Nazi-Terror und Widerstand in Wuppertal

In der Nacht auf den 4. Juli 2000 haben unbekannte Neonazis die
Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Kemna mit
Hakenkreuzen beschmiert und mit Naziparolen beschriftet. Kränze,
u.a. von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes vor
kurzem niedergelegt, wurden in einen nahegelegene
n Bach geworfen.

In derselben Nacht wurden in Düsseldorf zwei AusländerInnen von
sieben Skinheads angegriffen. Einer von ihnen wurde schwer
verletzt und auf die S-Bahn-Gleise geworfen. Einige der TäterInnen,
sind Mitglieder einer rechtsradikalen Band.Das sind nur zwei
Beispiele, aus unserer Region und von diese W
oche. Übergriffe von Neonazis auf AusländerInnen, Linke,
Homosexuelle und andere Menschen, die nicht in ihr Weltbild
passen, sind inzwischen weitgehend zur Normalität geworden. Oft
gibt es dabei sogar Tote, wie zuletzt in Eberswalde, wo ein
Antifaschist von Nazis zusammengeschlagen und vor ein fa
hrendes Auto geworfen wurde, und in Dessau, wo ein
Mozambikaner von Nazis zu Tode geprügelt wurde.

Wir glauben nicht, daß diese "Aktivitäten" von Neonazis gehäuft
auftretende "Einzelfälle" sind. Es ist auch kein Zufall, daß es -
auch in Wuppertal - Stadtteile gibt, in denen an jedem
Laternenpfahl NPD-Aufkleber hängen. In unserer Gegend gibt es in
Schwelm gefestigte NPD-Strukturen um den Gesch
ichtsstudent Thorsten Crämer und seinen Parteifreund Axel
Hellmann, die auch auf die Wuppertaler Nazi-Szene großen Einfluß
ausüben. Und auch in Wuppertal gibt es Stadtteile, wo
AusländerInnen oder linksaussehende Menschen sich nachts
besser nicht alleine aufhalten.
Zwischen Übergriffen, Aufmärschen, Schmierereien an
Gedenkstätten, Aktionen gegen die Wehrmachtsausstellung und
der Präsenz von Rechtsradikalen und ihren Parolen im Straßenbild
gibt es einen Zusammenhang: Ganz offensichtlich gibt es wieder
mehr Nazis, die zudem auch noch in der Lage sind, sich im
mer effektiver zu organisieren.

Gegen diese schleichende Normalisierung und Alltäglichkeit des
Nazi-Terrors wollen wir auf die Straße gehen.

Gerade die Schändung der Gedenkstätte in Kemna darf nicht
unbeantwortet bleiben. Wir begreifen diese Naziaktion als Angriff
auf das Vermächtnis der WiderstandskämpferInnen.
Die Kemna ist nicht irgendeine der zahllosen Terrorstätten der
Nazis in Deutschland. Die Kemna wurde im Juli 1933 als eines der
ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich installiert. In der
Kemna wurden Hunderte von AntifaschistInnen aus den
umliegenden Städten inhaftiert.Nach dem Reichstagsbrand
brachen alle Dämme. Ganze Stadtteile wurden durchkämmt,
immer neue Razzien der Polizei und ihrer neuen Hilfstruppen
ließen die Bewohner der "roten" Stadtteile kaum zur Ruhe
kommen. Die Opfer wurden nicht in aller Stille abtransportiert,
sondern vielfach in langen Zügen zusammengestellt, blutüberströmt
und mit Spott-Tafeln um den Hals unter den Augen der
Öffentlichkeit durch die Zentren der Städte bis zu den
Gefängnissen und "wilden" Konzentrationslagern getrieben, wo
viele gefoltert und ermordet wurden. Ihre Leichen warfen die Mörder
auf Straßen und öffentliche Plätze, denn sie wollten und brauchten
ihre Taten nicht zu verheimlichen. Die Kemna steht für diese
Phase des Nazi-Terrors in Wuppertal. Über 30 AntifaschistInnen,
jüdische SozialdemokratInnen, KommunistInnen und
SozialdemokratInnen wurden in dieser Zeit in Wuppertal ermordet.
Die Kemna war noch kein Vernichtungslager, in der Kemna wurde
"nur" gequält, gefoltert, geprügelt, gehungert, Häftlinge wurden in
die kalte Wupper gejagt, es wurde gedemütigt und mißhandelt.
Manche der Häftlinge wurden Krüppel ihr Leben lang. Einige
überlebten die Mißhandlungen und Verletzungen nicht wie der
kommunistische Stadtverordnete Otto Böhne.

Wir rufen die antifaschistische Öffentlichkeit in Wuppertal und
anderswo auf, diese Naziaktion, nicht unkommentiert stehen zu
lassen. Zeigen wir der Öffentlichkeit, daß die Erinnerung an den
Kampf gegen die Nazibarbarei lebendig ist und zeigen wir auf dem
antifaschistischen Stadtrundgang einigen
Nazifunktionären sehr persönlich, daß ihre Aktionen nicht
unbeantwortet bleiben werden.


Kein Vergeben! Kein Vergessen!
Autonome AntifaschistInnen aus Wuppertal 5.7.2000

Kontakt über Infoladen Wuppertal, Brunnenstr.41 Tel./Fax
0202/311790 e-Mail  infoladenwuppertal@gmx.de

 

06.07.2000
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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