Wuppertal: Antifaschistische Demonstration
Antifaschistische Demonstration
anlässlich der Verwüstung des Mahnmals zum KZ Kemna und des Naziüberfalls
auf die Gedenkveranstaltung am 09.07.00
Am 09.07.00 hielten AntifaschistInnen eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal
zum KZ Kemna in Wuppertal ab. Ca.15 Personen, darunter ehem.
WiderstandskämpferInnen, Menschen aus dem VVN-Spektrum und anderen antifaschistischen
Initiativen, kamen um 11 Uhr dort zusammen, um anlässlich der erneuten Schändung
des Mahnmahls der Opfer des Nationalsozialismus und speziell der im KZ
Kemna Gefolterten und Ermordeten zu gedenken.
Das Mahnmal wurde in der Nacht von Montag, den 03.07.00, auf Dienstag,
den 04.07.00 von Neonazis mit Hakenkreuzen, SS-Runen, sowie dem Spruch "Wir
kommen wieder" besprüht. Ferner warfen sie Kränze, die kurz zuvor von der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes dort niedergelegt wurden in einen
nahegelegenen Bach. Das Mahnmal wurde vor einigen Monaten bereits verwüstet
Unbekannte Täter sägten damals einen Finger der zum Mahnmal gehörenden
Bronzehand ab.
Kurz vor der Auflösung der Veranstaltung um 12 Uhr griffen ca. 10-15
vermummte Neonazis mit Steinen, Knüppeln und Reizgas die AntifaschistInnen aus
einem angrenzenden Waldstück heraus an und gingen mit äußerster Brutalität
gegen die TeilnehmerInnen, darunter auch einKind und ältere Menschen von über
80 Jahren vor. Dabeiwurden zwei Personen Verletzt. Die Polizei griff trotz
immenser Präsenz erst ein als die Angreifer flüchteten. Stattdessen wartete
die Polizei in sicherer Entfernung ab und kam erst nach Minuten hinzu, obwohl
sie von Anbeginn des Überfalls durch Hilferufe und Sichtkontakt alarmiert
war.
Trotz widerer Umstände gelang es den AntifaschistInnen, mitunter durch den
beherzten Einsatz eines ehem. Widerstandskämpfers, der sich mit Hilfe
seines Regenschirms zur Wehr setzte, einen der Nazis dingfest zu machen und der
Polizei zu übergeben. Weitere Täter, der Polizei aufgrund ihrer Vorstrafen
offenbar schon wohlbekannt, konnten im Nachhinein im Waldstück gefasst werden.
Weiterhin wurden Autos sichergestellt. Außerdem wurden weitere Waffen wie
Schlagringe und Todschläger gefunden.
Dennoch konnte ein grossteil der Nazis unerkannt fliehen, nicht zuletzt
durch das zurückhaltende Verhalten der Polizeibeamten vor Ort verschuldet. Ihr
Verhalten zeigt, dass die Polizei wohl eher dort eingesetzt war, um die
anwesenden AntifaschistInnen zu observieren. Ein Schutz der Veranstaltung vor
Naziübergriffen war offenbar nicht vorgesehen. Doch das Verhalten der Polizei
überrascht nicht sonderbar, dokumentiert es vielmehr die Kontinuität, in
der Nazis auf Aufmärschen und Veranstaltungen geschützt und teilweise in ihren
Aktivitäten sogar unterstützt werden, während AntifaschistInnen permanent
von Repression bedroht sind.
Die Verwüstung des Mahnmals ist ganz klar als ein Angriff auf das
Vermächtnis des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und seine Rolle im
Gedenken an die Verbrechen und Greueltaten des Faschismus zu sehen. Sie reiht sich
ein in die Propaganda der Ausschwitzlüge und des Schlussstrichs.
So ist es auch kein Zufall, dass die Neonazis eine Veranstaltung
angriffen, auf der neben einigen jüngeren AntifaschistInnen eben auch ZeitzeugInnen
und ehemalige WiderstandskämpferInnen anwesend waren, die sich schon damals
aktiv gegen den Naziterror eingesetzt haben.
Ferner ist der Überfall vom 09.07.00 aber auch als ein Angriff auf
bestehende Antifastrukturen und als ein Akt der Einschüchterung zu verstehen. Er
reiht sich nahtlos in den systematischen Versuch der Nazis ein die Straße für
sich zu gewinnen. Es finden immer häufiger Naziaufmärsche statt, auf denen
mit stetig steigender Teilnehmerzahl Präsenz demonstriert wird. Ganze
Stadtteile werden von Propagandamaterial und Plakaten überhäuft und die Menschen,
die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passen, wie vermeintlich
Nichtdeutsche, Linke ,Schwule und Lesben, oder Menschen, die sich aktiv für eine
herrschaftsfreie und solidarische Welt einsetzen, werden angegriffen,
vertrieben und immer häufiger sogar ermordet.
Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, dass wir die widerwärtigen
Aktivitäten der Nazis und die Geschehnisse der letzten Woche nicht unbeantwortet
lassen, auf der Straße lautstarke Präsenz zeigen und ihnen durch vielfältige
Aktionen etwas entgegensetzen
Kein Vergeben , kein Vergessen!
Kein Fussbreit den Faschisten!
Mittwoch 12. Juli 2000
17:30 Uhr
Kerstenplatz
Wuppertal/Elberfeld
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