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Berlin: Gedenkkranz entwendet

Die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär hat
gestern in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand mit einer
Kranzniederlegung die Deserteure der Wehrmacht und Kriegsdienstverweigerer
geehrt. Der Kranz mit der Aufschrift "Den Deserteuren und
Kriegsdienstverweigerern - Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste
und Militär" ist heute bereits nicht mehr im Ehrenhof der Gedenkstätte
Deutscher Widerstand. Nach Aussagen von Mitarbeitern der Gedenkstätte
lag er noch heute Morgen an dem Platz, wo er gestern niedergelegt
wurde.

Das heimliche Entfernen des Kranzes zeigt, auf welchen Widerstand
die Ehrung von Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern der Wehrmacht
noch heute stößt. So nannte gestern ein Major der Feldjäger, der
für die Sicherheit zuständig war, den Wehrmachtsdeserteur Ludwig
Baumann einen "Straftäter". Ludwig Baumann, Vorsitzender der
Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz und selbst
Wehrmachtsdeserteur, hatte die Ansprache gehalten. Auch wurde der
Kampagne durch die Bundeswehr verweigert, Informationsmaterial und
Presseerklärungen zu verteilen. Sie fielen der militärischen Zensur
zum Opfer. Der Bundeswehr wurde für den 20. Juli das Hausrecht
übertragen und sie setzte ihr Demokratieverständnis durch.

Die Wehrmachtsdeserteure müssen bis heute um ihre vollständige
Rehabilitierung kämpfen. Nach Aufhebung der NS-Unrechtsurteile
durch den Bundestag 1998 verbleiben Deserteure der Wehrmacht als
einzige Gruppe von Überlebenden, die sich entwürdigenden
Einzelfallprüfungen unterziehen müssen.

Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär
Kopenhagener Str. 71 - 10437 Berlin - Tel: 030/4401300 - Fax: 030/44013029
e-mail:  info@Kampagne.de WWW:  http://www.Kampagne.de/

Presseinfo Nr.: 35/00
Datum: 21.07.2000
Redaktion: Ralf Siemens

 

22.07.2000
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