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Halle: Presseerklaerung zum Neonazi-Laden "The Last Resort "

Pressemitteilung der Antifa Halle
zum Neonazi-Laden "The Last Resort " in Halle

Im Januar 2000 wurde in Halle der Neonazi-Laden "The Last Resort " eröffnet
- - getreu dem Konzept der "National befreiten Zonen", welches seit mehren
Jahren von der organisierten Neonazi-Szene propagiert und regional mit
Erfolg umgesetzt wird.
Dieses Konzept besagt, daß u.a. in Städten und Dörfern Ladengeschäfte,
Druckereien, Werbeagenturen, Gaststätten... von Neonazis eröffnet werden
sollen. Einerseits um die Neonazi-Szene zu finanzieren und andererseits,
gerade im Bezug auf Ladengeschäfte, um einen Anlauf- und Informationspunkt
für Kameraden und Interessierte zu schaffen, sowie die Szene mit
Propagandamaterial, Musik und Kleidung zu versorgen.
Wichtiger Bestandteil dieses Konzeptes ist die Vorgabe sich im näheren Wohn-
und Geschäftsumfeld als "akzeptierte Opposition" zu etablieren und in diesem
Raum faktisch die Macht auszuüben, also rechts. - und staatsfreie Räume zu
schaffen. In der Regel führt das dazu, daß Widerstand und Gegenaktivitäten
unmöglich werden, wie das Beispiel Wurzen zeigt.
Auch in Halle gab es mehrere Versuche dieses Konzept umzusetzten, so mit dem
Neonazi-Laden "RÜSTHAUS" in der Merseburger Straße, welcher von Konrad Rock
(Mitglied im FVB - Freiheitlicher Volks Block) betrieben wurde und
mittlerweile nicht mehr existiert. Und dem "Way of Life" am Boulevard,
dessen Angebot nach mehreren antifaschistischen Angriffen entschärft wurde.
Betreiber des Neueröffneten "The Last Resort " in Halle ist Sven Liebich.
Verantwortlich für Gewerbeanmeldung und Mietvertrag ist seine Schwester
Sandra Liebich, was sicherlich eine Folge der vermehrten staatlichen
Repression der letzten Jahre ist. Sven Liebich ist kein Neuling auf diesem
Gebiet , bis 1999 war er Betreiber des "Ultima Tonträger Vertriebes - UTV"
im Karpfenweg 19 in Halle. Der UTV war bis zu diesem Zeitpunkt einer der
größten Neonazi-Vertriebe in Deutschland.[1]
Er war mehrere Male Ziel polizeilicher Durchsuchungen, bei denen indizierte
Tonträger und umfangreiches Propagandamaterial sichergestellt wurden. [2]
Nach unseren Informationen wird es deshalb im Herbst diesen Jahres einen
Prozeß gegen Sven Liebich in Halle geben. Des weiteren eröffnete er im Jahre
1999 in Leipzig den Neonazi-Laden "MIDGARD" und war zusammen mit Sven
Schwarz für die Herstellung und Verbreitung des Fanzines "THE NEW DAWN" der
"Blood & Honour Sektion Sachsen-Anhalt" verantwortlich.[3]
Sven Liebich beschränkt sich nicht nur auf Kontakte zum Blood &
Honour-Netzwerk, sondern pflegt auch Beziehungen zur Terrororganisation
Combat 18 aus England.
Ein weiteres Indiz für die zunehmende Organisierung ist sein Kontakt zur
"Halle-Leobener Burschenschaft Germania". Am 22.4.00 fand in den Räumen der
HLB-Germania eine Veranstaltung statt, an der neben ihm Steffen Hupka (
Ex-NPD-Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt) und Mirko Appelt (Vorsitzender
Kameradschaft Klötze) sowie Mitglieder des "Selbstschutze Sachsen-Anhalt"
SS-SA - selbst gewählte Abkürzung) teilnahmen.
Ein weiteres Indiz für die Gefahr, die von diesem neuen Geschäft in Halle
ausgeht, ist die Herstellung und Verbreitung des "Nationalen Beobachters".
Diese Zeitschrift, welche auch im Internet verfügbar war (siehe MZ,
15.06.00, S.3 "Ein paar Rote um die Ecke bringen"), ist nach
Selbstdefinition das Sprachorgan des "Nationalen Widerstandes Halle". Die
Wohnung des Betreibers Thomas Richter wurde kurze Zeit später von der
Polizei durchsucht und diverse Utensilien beschlagnahmt. Der "Nationale
Beobachter" ist jetzt über einen amerikanischen Server verfügbar.[4]

Zusammenfassend halten wir fest, daß die rechtsextreme Szene in Halle und
Umgebung versucht, ihre Strukturen zu festigen und auszubauen.
Als Schnittstelle und Kulminationspunkt fungiert dabei der Neonazi-Laden
"The Last Resort". Über die Verbreitung von CD´s und Propagandamaterial wird
versucht auf die Jugendkultur in Halle aktiv einzuwirken. Dabei dient Musik
als Transportmittel für rassistische und antisemitische Ideologie.
Neonazi-Konzerte und rechte Liederabende bereichern die Erlebniswelt einer
gerade im Osten verstärkt vorhandenen rechtsorientierten Jugendkultur.
Diese Erkenntnisse sind nicht neu; antifaschistische Gruppen versuchen seit
Jahren auf diese Mechanismen hinzuweisen.

[1] White Noise - Rechtsrock, Skinhead Musik Blood & Honour: Unrast 2000.
[2] Verfassungsschutzbericht Sachsen-Anhalt 1998
[3] Verfassungsschutzbericht Sachsen-Anhalt 1999
[4] www.Nationaler-Beobachter.com

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im studentinnenrat der mlu halle
uniplatz 7
06099 halle-s
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 http://www.uni-halle.de/stura/referate/agantifa/index.htm

 

17.08.2000
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