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Berlin: Presseerklärung der ARI ZAG REDAKTION

Ende der rassistischen Gesellschaft ?

Berlin, 15.8.00 Pressemitteilung von: ANTIRASSISTISCHE
INITIATIVE E.V. - ANTIRASSISTISCHES TELEFON ZAG
REDAKTION

Seit dem Bombenanschlag in Düsseldorf sind Politiker und
Medien einhellig empört: Der Rechtsextremismus müsse
eingedämmt werden, Deutschlands Bild im Ausland soll nicht
länger leiden und Investoren,Touristen und internationale
Wissenschaftler abschrecken. Die, die jahrelang die Rede von der
"durchrassten Gesellschaft", den "Sozialschmarotzer" und
"Scheinasylanten" im Munde führten, haben plötzlich kein
Verständnis mehr mit ihren "überfremdeten undausgebeuteten"
Deutschen, nein, sie verlangen Zivilcourage von ihrem Wählervolk
zur Ehrenrettung der Republik.

Woher kommt die plötzliche Empörung, fragt man sich
angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der Rassismus heute
zur Grundeinstellung breiter Bevölkerungsteile gehört. Rostock,
Solingen, Hoyerswerda, Mölln usw.usw...damals war man auch
schockiert, aber doch immer sehr verständnisvoll: "die Deutschen"
seien überfordert mit so vielen "Fremden" und mit der großen
Arbeitslosigkeit.

Das Problem waren bisher "die Ausländer" und nicht der
Rassismus in Deutschland. Diese moralischen Verdrehungen
gingen so weit, daß beim Anschlag auf das Flüchtlingsheim in
Lübeck jahrelang mit absurdesten Konstruktionen ein Flüchtling
angeklagt wurde, anstatt die naheliegende Spur von verdächtigten
Rechten zu verfolgen. Die Opfer wurden zu Tätern erklärt.

Und nun wird Zivilcourage von einer Bevölkerung gefordert,
deren Bereitschaft zur rassistischen Ausgrenzung jahrelang
gehegt, gepflegt, ermuntert und bestätigt wurde.

Es geht nicht um Ausländerfeindlichkeit, sondern um
Rassismus. Rassismus ist alltägliche Gegenwart - Rassismus ist
Normalität. Rassismus heißt zwischen Menschen verschiedener
Hautfarben, Haarfarben und oft auch verschiedenen Glaubens zu
unterscheiden und stufenweise zu differenzieren - zu
hierarchisieren. Rassismus passiert durch Gesetze und durch den
Alltag. Alltäglicher und gesetzlicher Rassismus unterstützen
einander und sind oft kaum zu unterscheiden.

Zum Beispiel:
- Sichtbar ist der Rassismus auf sogenannten gefährlichen
Plätzen, auf denen die Polizei gezielt "Schwarze" kontrolliert und
jagt und jeder Passant und jede Passantin in ihrem Bild "schwarz
ist gleich kriminell und gehört festgenommen" bestätigt wird.

- Die Unterscheidung und Herabsetzung von Menschen wird
deutlich, wenn Flüchtlinge hinter Stacheldrahtzäunen zu Hunderten
kaserniert werden -mit dem Verbot, die Ortschaft zu verlassen
(Residenzpflicht).

Wer mit dem "braunen" Sumpf Schluß machen will, der muß
ihn in der Mitte der Gesellschaft und nicht an ihren rechten
Rändern suchen !

Zur Bekämpfung von Rassismus fordern wir:
Gleiche Rechte und gleiche Behandlung für alle hier lebenden
Menschen!

Antirassistische Initiative e.V.
Yorckstr.59
10965 Berlin
Telefon: 030 - 785 72 81 -
Fax: 030 - 786 99 84 -
 ari@ipn.de


 

20.08.2000
Antirassistische Initiative e.V.   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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