Cottbus: Rechtsextremer Brandanschlag
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Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt
Parzellenstraße 79
03046 Cottbus
Fon: 0172 - 75 85 772
Fax: 0721 - 151 221 837
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Cottbus, 30. August 2000
Rechtsextremer Brandanschlag auf alternatives Jugendzentrum
Gemeinsame Pressemitteilung von
Verein für ein multikulturelles Europa e.V.
Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt
Antifaschistisches Schulnetz Cottbus
Arbeitsgruppe Flucht und Migration
Infoladen "Wildost"
Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär
In der Nacht vom 29. zum 30. August wurde in Cottbus das
Jugendzentrum, das vom Verein für ein multikulturelles Europa e.V.
betrieben wird, von etwa 10 offenbar Rechtsextremen angegriffen. Sie
warfen zwei Brandsätze in Richtung des Gebäudes. Die Angreifer riefen
"Sieg Heil", zeigten den Hitlergruß und zogen sich dann zurück.
Daraufhin konnte das entstandene Feuer von den im Haus Anwesenden
gelöscht werden. Die Polizei nahm nach ihrem Eintreffen eine Anzeige
wegen des Brandanschlags, wegen Verwendens verfassungsfeindlicher
Symbole und Bedrohung auf.
Zur Zeit des Überfalls befanden sich mehrere Menschen im
Jugendzentrum.
In diesem Haus gibt es ein alternatives Wohnprojekt, der Verein und
mehrere Initiativen nutzen Büros und Beratungsräume. Die Mitglieder
und FreundInnen des Vereins für ein multikulturelles Europa e.V.
arbeiten in Cottbus seit fast 6 Jahren ehrenamtlich gegen Rassismus
und Rechtsextremismus, der Verein ist Träger eines
Jugendbegegnungszentrums und engagiert sich im Bereich der
politischen Bildung. Im Umfeld des Vereins und durch seine
Unterstützung entstanden in den letzten Jahren mehrere
antifaschistische und antirassistische Initiativen, so z.B. die
Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt, die Menschen berät, die
von Nazis angegriffen wurden, oder die Arbeitsgruppe Flucht und
Migration, die Asylsuchende und MigrantInnen unterstützt.
Das Jugendzentrum wurde in der Zeit seines Bestehens und an seinen
verschiedenen Standorten immer wieder von Rechtsextremen angegriffen,
einen Brandanschlag verübten sie zuvor schon im April 1998. Kaputte
Fensterscheiben gehören für die NutzerInnen ebenso zum Alltag wie
Pöbeleien rechtsextremer Hooligans, die nach Fußballspielen am Haus
vorbeiziehen, "Sieg Heil" brüllen und beispielsweise drohen, die
NutzerInnen des Jugendzentrums zu "erschiessen".
Sozialminister Alwin Ziel (SPD) forderte unlängst mehr Streetworker
für "rechte Jugendliche". Projekte, die sich solchen
"Problemjugendlichen" widmen, werden - angesichts der aktuellen
"Debatte" durchaus öffentlichkeitswirksam - finanziell unterstützt.
Die Opfer rassistischer und rechtsextremer Angriffe interessieren
dabei nicht. Sie jedoch müssen zu Wort kommen. Es geht darum, zu
hören, was MigrantInnen oder nicht-rechte Jugendliche über ihre
Situation, die Ausgrenzung, die alltägliche Bedrohung und die
Ignoranz der Mehrheit zu sagen haben. Solange es nicht gelingt,
rechtsextreme Angriffe zu verhindern, ist es notwendig, daß die
betroffenen Gruppen zumindest soweit unterstützt werden, daß sie sich
wirksam selbst schützen können.
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