Düsseldorf: Neonazis griffen Kundgebung gegen rechts an
Düsseldorf, den 17.09.00
Am gestrigen Samstag fand mit einer peinlich geringen Anzahl an
TeilnehmerInnen die "Großkundgebung" des Düsseldorfer Appells unter dem Motto "Mut
gegen Rechts" statt. Trotz sechswöchiger Vorbereitung lag die Beteiligung weit
hinter der an der antifaschistischen Demonstration am 5.8.2000. Ein Beleg
mehr für die Schwäche des bürgerlich-demokratischen "Antifaschismus", für das
Desinteresse, das die Parteien und Gewerkschaften dem Thema Rassismus und
Neonazismus gegenüber aufbringen.
Stattdessen interessierten sich mehrere Gruppen Neonazis für die
Veranstaltung. Während sich Mitglieder der REPs und des
"Jugendoppositionsstammtisches" von Torsten Lemmer und Jan Zobel auf das "unauffällige" Beobachten
der
Veranstaltung konzentrierten, griff die "Kameradschaft Düsseldorf" unter der
Führung von Jörg Wagner, Udo Birr und Marco Schirmer TeilnehmerInnen der
Kundgebung an. Jörg Wagner sprühte hierbei mit Reizgas und verletzte mehrere
Personen. Antifaschistinnen und Antifaschisten stoppten die Neonazis daraufhin
und verhinderten weitere Angriffe. Die erst jetzt eingreifende Polizei
zeigte sich überrascht und völlig planlos: Sie behandelte die Situation wie eine
gewöhnliche Altstadtschlägerei und sorgte durch ihr Eingreifen gegen
AntifaschistInnen sogar dafür, daß mehrere Neonazis, darunter auch der Betreiber
des "Nationalen Infotelefons", Marco Schirmer, entkommen konnten. Nur zwei der
Täter (Wagner, Birr) wurden festgenommen. Udo Birr wurde sogar erst nach
Hinweisen von Kundgebungsteilnehmern, die ihn aufgrund eines in der
"Stattzeitung TERZ" veröffentlichten Fotos wiedererkannt hatten, in einer
Altstadtkneipe gestellt.
Laut Aussagen der Polizei sei mit keinerlei "Störungen" der Veranstaltung
zu rechnen gewesen. Dabei war spätestens um 14.30 Uhr klar, daß Neonazis der
"Kameradschaft Düsseldorf" einen "Besuch" der Veranstaltung planten. Sie
trafen sich in der Wohnung von Marco Schirmer (Maybachstr. 12), berieten sich
und fuhren von dort aus gemeinsam zur Veranstaltung des Düsseldorfer
Appells. Offensichtlich hatte aber der Polizeiliche Staatsschutz an diesem Tag
wieder einmal seine Augen nur auf AntifaschistInnen gerichtet, so daß er einmal
mehr völlig uninformiert über die geplante Aktion der Neonazis war.
Unter den fünf vorübergehend festgenommenen Personen befanden sich drei
TeilnehmerInnen der Kundgebung. Einer von ihnen wird ernsthaft beschuldigt,
einen antifaschistischen Aufkleber verklebt und hierdurch Sachbeschädigung
verübt zu haben. Alle drei erlitten bei den brutalen Festnahmen Verletzungen.
Anna Names, Sprecherin des ANTIFA-KOK: "Wir fordern die sofortige
Einstellung der Ermittlungsverfahren gegen die drei festgenommen Teilnehmer der
Kundgebung. Die Festgenommenen können bei eventuellen Gegenklagen gegen die
Polizei mit unserer vollen Unterstützung rechnen."
Mit freundlichen Grüßen
Anna Names
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