Passau: Brandanschlag auf Asylbewerberheim
In der Nacht von Montag (16.10.) auf Dienstag (17.10.) verübten bislang
Unbekannte einen Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in
Grainet/Landkreis Freyung-Grafenau.
Wir fordern hiermit die Polizei auf, Aussagen wie sie Polizeisprecher
Frei am Dienstag in der PNP von sich gab zu unterlassen. Polizeisprecher
Josef Frei behauptete: "In der Vergangenheit sind in der Region keine
Rechtsextremisten durch Gewalttaten aufgefallen. Eine rechte Szene ist
der Passauer Polizeidirektion nicht bekannt." Solche Aussagen sollen das Bild
von der "heilen" Welt (in dem Fall die Region Bayerischer Wald)
aufrechterhalten in der es angeblich keine organisierten Faschisten gibt;
die gibt es ja nur in Ostdeutschland.
Wir möchten den jetzigen Anschlag von Grainet in einen Zusammenhang
stellen und nennen deshalb noch einmal ein paar Ereignisse aus der jüngeren
Vergangenheit:
Mai 1994
1. Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Hauzenberg. Alle Bewohner
kommen mit dem Schrecken davon.
30. April 1995
2. Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Hauzenberg. Wiederum
verläuft es für die Bewohner glimpflich. Die Feuerwehr kann den Brand
schnell löschen.
Im Zuge der Ermittlungen kann ein 18-jähriger aus Hauzenberg
festgenommen werden. Er ist Mitglied des örtlichen Böhse-Onkelz-Fanclub
(Böhse Onkelz: eine Band aus Frankfurt, die Anfang der Achtziger Jahre
mit dem Lied "Türken raus" bekannt wurde). Er wird zu eineinhalb Jahren
Jugendarrest verurteilt.
20. Oktober 1998
Böhse-Onkelz-Konzert, organisiert vom Concertbüro Werner Forster in der
Passauer Nibelungenhalle.
25. Oktober 1998
Der Böhse-Onkelz-Fanclub hat sich mittlerweile in "Nationaler Block
Hauzenberg" umbenannt. Namens-Vorbild ist der Nationale Block, eine
niederbayerische Neonazi-Organisation, die 1994 vom Innenminister
verboten wurde. An diesem Abend versuchen Mitglieder des "NBH" in
Hauzenberg einen Mann niederzustechen der sich über Nazi-Gegröle in einer
Hauzenberger Gaststätte beschwert hat. Er kann mit Stichverletzungen an
den Händen flüchten.
November 1998
Der NPD-Kreisverband Passau kündigt an sich um die "orientierungslosen
Jugendlichen aus Hauzenberg zu kümmern".
24. November 1998
Hauzenberger Nazis zwingen einen 13-jährigen ein selbstgemaltes Bild
aufzuessen.
Das Bild wurde im Rahmen eines Malwettbewerbes einer Hauzenberger Schule
gemalt und zeigte Negativdarstellungen des Hakenkreuzes.
29. April 1999
In Hauzenberg wird ein Asylbewerber von mehreren Nazis
zusammengeschlagen.
30. April 1999
Hauzenberger Nazis schlagen auf der Passauer Maidult einem Russen so
schwer mit einem Maßkrug auf den Kopf daß das Opfer ein Schädel-Hirn-Trauma
erleidet und auf einem Auge erblindet. Außerdem greifen die Faschos in
der Nähe der Dult drei Kurden an und rauben ihnen Mobiltelefon und Rucksack.
16. Oktober 2000
Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Grainet.
Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig und ist auch nur auf die
nähere Umgebung von Grainet beschränkt. Genannt wurden nicht Orte wie
Regen, Zwiesel, Viechtach, Straubing, Deggendorf, Plattling, Vilshofen in
denen der rechte Mob sich zunehmend organisiert und Ausländer und
Andersdenkende verfolgt. Genannt wurden auch nicht die alljährlich
stattfindenden Großveranstaltungen von NPD und DVU in der Passauer
Nibelungenhalle zu deren Besucher sicher auch einige Jugendliche aus
dem Bayerischen Wald zählen.
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