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Dessau: Nazidemo am 4. November in Dessau

Der Naziaufmarsch

Nun ist es also soweit.
Am 4. November wird wohl erstmals ein angemeldeter Aufmarsch von Nazis in
Dessau
stattfinden.
Da die Anmelder des Aufmarsches keine Dessauer sind, sondern der Köthener
Nazi-Struktur um die Freie Kameradschaft Köthen zuzurechnen sind, sollte
dabei
keineswegs beruhigen. Es ist vielmehr ein Zeichen für die Vernetzung der
regionalen Strukturen der extremen Rechten, die sich in den letzten Jahren

vollzogen hat.

In den letzten 2 Jahren hat sich in Köthen eine für die Region wichtige
Nazi-Szene organisiert. Diese ist nach dem bekannten Schema der Freien
Kameradschaften organisiert, wobei in der Freien Kameradschaft Köthen
einzelne
NPD-Mitglieder zu finden sind. Von Oktober ´99 bis September ´00 hatten 2
der
Köthener Nazis, Sebastian Dankowski und Steffen Bösener, Räume angemietet,
in
denen neben Parties auch Konzerte im kleinen Stil und
Kameradschaftstreffen
stattfanden. Das Klientel setzte sich aus Nazis der gesamten Region
Magdeburg/Halle/Dessau und z. B. auch aus Dresden zusammen.
Seit einigen Monaten versuchen die Köthener Nazis, sich als
"Bürgerinitiative
gegen Drogen" bürgernah zu geben. So fand am 20. Mai ´00 im Neubaugebiet
Rüsternbreite eine Demonstration "gegen organisierte Kriminalität und
Drogen"
statt, auf der Steffen Hupka und Christian Worch vor ca. 300
TeilnehmerInnen
vorwiegend aus Sachsen-Anhalt als Redner auftraten. Außerdem fanden in
diesem
Jahr mehrere spontane Kleinaufmärsche und Flugblattaktionen statt. Die
letzte
führte am 2. Oktober während einer Lichterkette zu einiger Diskussion in
Köthen.
Für den 30. September und 28. Oktober waren Infosände der NPDbzw. Der "BI
gegen
Drogen" angemeldet und verboten worden. Für den 7. Oktober dann war ein
Straßenfest auf dem Markt und eine abendliche Saalveranstaltung im Raum
Köthen
zum Thema "10 Jahre NPD in Mitteldeutschland" angekündigt, was ebenfalls
verboten wurde.

Es ging medial um die Welt: Im Juni wurde der Mosambikaner Alberto Adriano
im
Dessauer Stadtpark von 3 Neonazis brutal ermordet. Keine vier Monate
später,
just zum Zeitpunkt einer angemeldeten Nazidemo, erlebt das rassistische
Kesseltreiben gegen in Dessau lebende Afrikaner einen neuen Höhepunkt.
Eben
dieser Stadtpark soll nach dem Willen von Kommunalpolitikern und der
hiesigen
Polizei ab November videoüberwacht werden. Das gemeinsame Feindbild ist
klar:
Die "dealenden Schwarzafrikaner". Bei der öffentlichen Präsentation der
Überwachungsmaßnahme sagte der örtliche Kreisoberpfarrer Joachim
Diestelkamp
gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung (MZ): "Wo man mit der Lampe
reinleuchtet,
da sieht man Ratten.". Wer mit den "Ratten" gemeint war, dürfte klar sein:
die
per sé kriminellen Ausländer. Es ist nahezu skandalös, dass ein
Kirchenvertreter
angesichts einer antisemitischen Gewaltwelle in der Bundesrepublik solches

eindeutiges Nazivokabular in den Mund nimmt.
Naziüberfall in Dessau-Nord
Für den 4. November hat die erwähnte "BI gegen Drogen" aus Köthen,
namentlich
Sebastian Dankowski und Andreas Reiche, für Dessau einen Aufmarsch "Schluß
mit
Drogen und organisierter Kriminalität" angemeldet. Dieser soll laut
Anmeldung
11.00 Uhr am Hauptbahnhof beginnen und zum Schloßplatz gehen, wo eine
Kundgebung
abgehalten werden soll, bevor es bis 15.00 Uhr zum Hbf. zurückgeht. Die
Stadt
hat angekündigt, alle juristischen Mittel gegen den Naziaufmarsch
auszuschöpfen,
allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, wie deutsche Gerichte mit
eventuellen
Klagen gegen Verbote von Nazi-Aufmärschen umgehen.

Das Bündnis gegen Rechtsextremismus Dessau hat eine Gegendemonstration
unter dem
Motto "Dessau - bunt statt braun!" und ein anschließendes
"Multikulturelles
Fest" im Stadtpark angemeldet. Im BgR sind Gewerkschaften, PDS,
B´90/Grüne, SPD,
Kirchen, Vertreter der Stadt verschiedene Vereine und Einzelpersonen sowie
die
Antifa organisiert. Weitere Unterstützung haben u.a. PDS und
Antifaschisten aus
Köthen angekündigt. Wir mobilisieren als Antifa unter dem Motto "Rassismus
tötet
- Naziaufmarsch mit allen Mitteln verhindern!" für einen eigenen Block zu
dieser
Bündnisdemonstration und für das "Multikulturelle Fest". Mitaufrufer sind
diverse Antifa-Gruppen der Region.

Nazi-Überfälle in Dessau-Nord

In der Nacht zum 29. Oktober gab es zum wiederholten Mal Schwerverletzte
nach 2
Überfällen einer Gruppe von bekannten Nazis im Dessauer Stadtteil Nord,
der eher
als alternativ geprägt gilt. Namentlich hervorzuheben sind hier John-Marc
Krause
und Ronny Besch. Krause machte als Mitglied der Dessauer Naziband
"Madcorps" von
sich reden. Beide sind schon des öfteren als Nazischläger in Erscheinung
getreten, Besch u. A. bei einem Überfall von 8 Nazis auf einen Punk - 10
Tage
nach dem Tod von Alberto Adriano vom 14 Juni diesen Jahres. Außerdem war
noch
ein Mann und eine Frau an den Überfällen vom Sonntag Morgen beteiligt.
Gegen 02 00 Uhr wurden 2 alternative Männer von den 4 Nazis
zusammengeschlagen.
Eine Stunde später griffen die 3 Nazi-Skinheads 3 Antifaschisten und eine
Antifaschistin gezielt an. Dabei wurde eins der Opfer von einem Kampfhund
attackiert, die Frau zur Seite geschubst und auf die 3 Männer
eingeschlagen und
-getreten. Hierbei erlitten sie alle 3 schwere Verletzungen, wobei 2 von
ihnen
weiter in stationärer Behandlung sind.
Am Sonntag wurden 3 der Nazischläger festgenommen, bei einem fand eine
Hausdurchsuchung statt.

Antifa Dessau

Kontakt/Infos: 0178/ 388 37 35
e-mail: querkopf@t-online.de

 

01.11.2000
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