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Diyarbakir: Türkei/Aktion: Freilassung eines inhaftierten Gewerkschafters

BETRIFFT: Der schwerkranke kurdische Gewerkschafter Kadri Gökdere muss
sofort aus dem Gefängnis in der Türkei entlassen werden


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Lehrer Kadri Gökdere war bis zu seiner Verhaftung Vorstand der
Demokratischen Plattform, einem Zusammenschluss von Gewerkschaften und
dem Menschenrechtsverein in Diyarbakir, und Vorstand der
Bildungsgewerkschaft Egitim-Sen Diyarbakir.

Am 20. August 1996 wurde Kadri Gökdere verhaftet. Das
Staatssicherheitsgericht Diyarbakir verurteilte ihn aufgrund seiner
gewerkschaftlichen Tätigkeit
zu 18 Jahren und neun Monaten Haft nach dem Antiterrorgesetz.
Strafverschärfend wirkte die Aussage eines Kronzeuge, er hätte
Verbindungen zur PKK unterhalten.
Der Revisionsantrag gegen das auch für türkische Verhältnisse extrem
hohe
Urteil wurde abgelehnt. Damit wurden alle Rechtsmittel in der Türkei
ausgeschöpft.
Gegen das Urteil wurde Klage vor dem europäischen
Menschenrechtsgerichtshof erhoben.

Die Frau von Kadri Gökdere berichtete: "Im August 1996 kam die Polizei
zu uns. Kadri war nicht zu Hause. 24 Polizisten warteten fünf Tage in
unserer
Wohnung auf ihn. Sie haben meinen 16 jährigen Sohn gefoltert. Nachts
haben sie
das Fernsehen laut gestellt, damit die Nachbarn nicht hören, wie mein
Sohn
schreit. Auch meine Tochter wurde misshandelt. Sie haben gesagt, er habe
für die
PKK gearbeitet, aber das ist eine Lüge. Meine Tochter studiert. Sie
bekommt
keine staatliche Unterstützung. Man hat mir gesagt, dein Mann hat für
die PKK
gearbeitet. Geh doch zu denen, die sollen deine Tochter unterstützen."

Kadri Gökdere ist schwer krank. Er leidet unter einer Leberzirrhose. Im
Juni 1998 wurde ihm die Gallenblase entfernt. Die Operation brachte
zunächst
Besserung, aber eine dauerhafte gesundheitliche Verbesserung wurde nicht
erreicht. Kadri Gökdere leidet ständig unter körperlicher
Kraftlosigkeit,
Müdigkeit, Fieber, Muskelschwund, Nasenbluten, Ödemen u.a. Symptomen,
die mit Leberzirrhose einhergehen. Im Juni 2000 wurde er aufgrund der
akuten
Verschlechterung seines Gesundheitszustandes in das Städtische
Krankenhaus von Van gebracht. Es wurde jedoch lediglich eine
Blutuntersuchung gemacht
und ihm einige Medikamente gegeben. Seiner dringenden Bitte mit einem
Arzt zu
sprechen, wurde nicht nachgekommen, sondern er wurde sofort wieder ins
Gefängnis
zurückgebracht.

Kadri Gökdere beschreibt seine weiteren Haftbedingungen so: "Ich wurde
ins Gefängnis Van gebracht. Die Zelle war voll Spinnweben, schlecht
gelüftet, feucht
und das Toilettenwasser lief herein. Es gab weder Bad noch
Kochgelegenheit. Es
war in jeder Hinsicht eine krankheitsproduzierende Zelle. Nicht einmal
Bettzeug
gab es in dieser Zelle. Ich wurde wirklich zum Sterben zurückgelassen.
In den 16 Tagen, in denen ich dort war, wurde ich überhaupt nicht
medizinisch
behandelt."
Am 29.6. 2000 wurde Kadri Gökdere ins Gefängnis nach Mus zurückgebracht.
Die schwere Krankheit von Kadri Gökdere wird weiterhin von den
Gefängnisbehörden
ignoriert. Er erhält nicht die für leberkranke notwendige fett- und
salzarme
Diät. Es muss befürchtet werden, dass sich die Krankheit weiter
verschlimmert.

Der Kollege Kadri Gökdere hat seit Jahren Kontakte zur GEW. Kurz vor
seiner Verhaftung war er auf Einladung der GEW in der Bundesrepublik.
Die GEW
wie ihre Schwestergewerkschaft Egitim-Sen in der Türkei haben sich auch
seit
seiner Verhaftung für ihren Kollegen Gökdere eingesetzt.

Schreiben Sie bitte an die folgenden Adressen und setzen sich bitte für
die Freilassung von Kadri Gökdere ein:

Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer; fax: 0090 312 427 13 30
Ministerpräsident Bülent Ecevit; fax: 0090 312 417 04 76
Justizminister Hikmet Sami Türk; fax: 0090 312 417 39 54 oder 0090 312
418 5667
Menschenrechtsminister Mehmet Ali Irtemcelik; fax: 0090 324 170 576
Ausnahmezustandsgouverneur Gökhan Aydemir; fax: 00 90412 224 3572
Auswärtiges Amt; fax: 01888 17 3402; email:
 poststelle@auswaertiges-amt.de


Sabine Skubsch
Arbeitskreis Kurdistan GEW Kreis Karlsruhe


 

01.11.2000
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