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Marseille: Anstehender Prozeß gegen Antifaschisten


Anstehender Prozeß gegen Antifaschisten in Marseille

Am Freitag, den 15. Oktober 1999 wurden die beiden militanten Antifaschisten
YVES (40) und WILLIAM (38) aus Marseille verhaftet und eingesperrt, wegen
einiger Attentate aus den letzten Jahren. Sie waren Mitglieder der antifaschistischen
Gruppe FTP ("Francs Tireurs Partisans", zu Deutsch: "die wirklichen Partisanschützen"),
die seit 1991 den autonomen Kampf gegen FN ("Front National") und Anhängsel
geführt haben. Sie haben in der Zeitspanne von 1991 - 1998 insgesamt 10
Spreng- und Brandanschläge auf FN-Büros und weitere Symbole der neo-faschistischen
Bewegung getätigt.
Wobei aber noch zu erwähnen bleibt, daß laut eigenen Aussagen der Polizei
die Bomben nicht mit der Absicht gebaut wurden um Menschen zu töten. Yves
hat sich offiziell als Einzeltäter zu den Anschlägen bekannt. Was dann wohl
auch dazu geführt hat, daß William im März 2000 gegen eine Kaution auf freien
Fuß gesetzt wurde. Yves befindet sich mittlerweile seit über einem Jahr
in Untersuchungshaft.
Die FTP haben sich stets zu einem radikalen Antifaschismus bekannt, und
damit deutlich eine antikapitalistische und internationalistische Sichtweise
vertreten. Den moralischen und politisch institutionalisierten Antifaschismus
a la SOS-Rassismus stets ablehnend, beabsichtigen sie auch nicht irgendwelche
Lehrstunden zu geben oder aus ihrem Kampf ein Beispiel zum Nachahmen zu
bereiten. Sie betrachten es vielmehr als eine Form des Kampfes unter vielen,
weder effizienter noch legitimer als andere. Sie schrieben ihn vielmehr
als unlösbar eingebunden in einem spezifischen, geographischen Kontext,
nämlich der Region von Provence Alpes Côte D'Azur (PACA). Diese nimmt allerdings
eine sehr einzigartige Position in Frankreich ein. Lange Zeit Bastion der
Linken, vom Zentrum bis zur extremen Seite, hat die politische Abweichung
vor zirka 30 Jahren begonnen. Und zwar mit einigen politisch-mafiosischen
Affären; über die, nicht einmal verdeckte, Übereinkunft zwischen Polizei
und faschistischen Kräften; bis hin zu 4 FN dominierten Gemeinden. Trauriger
Höhepunkt war wohl die Ermordung von Ibrahim Ali durch FN-Aktivisten im
Jahre 1995.
Heute ist radikaler Antifaschismus notwendiger denn je zuvor, nicht weil
die dringende Gefahr bestehen würde, daß FN und Konsorten an die Macht kämen.
Sondern daß ihre Ideen und Ansichten von den Regierungsparteien umgesetzt
werden, weil diese Angst haben Stimmen an FN und Konsorten zu verlieren.
Stattdessen verstecken sie sich hinter dem scheinheiligen Deckmantel des
"staatlichen Antifaschismus" um so mit erhobenem Finger auf den FN zeigen
zu können. In Wahrheit setzen sie aber mittlerweile unverholen die politischen
Forderungen der Faschisten in die Tat um.
Der Prozeß gegen Yves und William wurde jetzt auf den 19. und 20. Dezember
2000 festgesetzt. In einem Schreiben an ABC Innsbruck gibt Yves an, daß
er selber mit einer Verurteilung rechnet, und zwar mit einer Haftstrafe
von 4 bis 5 Jahren. Wobei er mittlerweile seit 1 Jahr in Untersuchungshaft
sitzt, so daß er eventuell in 1 Jahr vorzeitig entlassen werden könnte.
Die Solidaritätsmobilisationen laufen bereits auf Volltouren. Die GenossInnen
planen eine bundesweite Demo in Marseille, mit einer anschließenden Pressekonferenz
und einem Soli-Konzert am Abend.
Yves Anwalt hat einen weiteren sehr bekannten Anwalt, den ehemaligen Präsidenten
der Liga für Menschenrechte, zu Rate gezogen. Dieser Anwalt wird ihn auch
im Prozeß zur Seite stehen, was natürlich die Medienpräsenz erhöhen wird.
Nötige Geldspenden können nachwievor an ABC Innsbruck geschickt werden,
wir werden das Geld dann weiterleiten.

Für weitere Infos:
 http://www.samizdat.net/solidarite/html/kit.html
 http://altern.org/solidariteftp
Oder einfach bei ABC Innsbruck.

Kontakt zu Yves
Yves Peirat, Ecrou 116 055 X
Bat A 3e Sud Cellule 30-41
M.A. des Baumettes 213 Chemin de Morgion
13009 Marseille
France


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Text verfaßt und verbreitet von Anarchist Black Cross Innsbruck:


 

10.11.2000
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