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Hamburg: YOUTH MOVE FOR MUMIA

YOUTH MOVE FOR MUMIA
initiiert von "Schüler aktiv für Mumia Abu-Jamal"
Samstag, 16.12.00, 17.00 S-Bahnhof Sternschanze

Hier noch aktuelle Informationen über Mumia Abu-Jamal:
Mumia Abu-Jamal wurde schon als Jugendlicher in den 70er Jahren politisch
aktiv in der Black Panther Party (BPP), arbeitete später als Radio-Journalist
und wurde ein führender Kritiker der Polizeibrutalität gegen Minderheiten in
Philadelphia. Für seine journalistische Arbeit bekam er mehrere
Auszeichnungen, wurde Vorsitzender des Verbandes schwarzer Journalisten in
Philadelphia und auf den Straßen bekannt als die "Stimme der Stimmlosen"
("Voice of the voiceless" ). Dagegen war er beim FBI und der örtlichen
Polizei verhaßt und wurde von ihnen verfolgt und überwacht, was eine
800-seitige FBI-Akte belegt.
Am 9. Dez. 1981 kam Mumia Abu-Jamal seinem Bruder zu Hilfe, der auf der
Straße von einem weißen Polizisten zusammengeschlagen wurde. Mumia und der
Polizist wurden angeschossen und blieben auf der Straße liegen. Während Mumia
trotz schwerster Verletzungen und brutalster Mißhandlungen durch die Polizei
überlebte, starb der Polizist.
Wichtige Zeugen, die gesehen hatten wie mehrere Männer von Tatort flüchteten,
wurden von der Polizei unter Druck gesetzt und aus der Stadt vertrieben.
Mumia Abu-Jamal wurde wegen Mordes an dem Polizisten angeklagt.
Im Juni 1982 begann der Prozeß gegen Mumia Abu-Jamal unter dem Vorsitz des
Richters A.F. Sabo - wegen seines Rekordes an Todesurteilen auch "Henker von
Philadelphia" genannt und Mitglied des rassistischen Polizeiordens FOP
(Fraternal Order of Police).
In diesem Prozeß wurden Mumia Abu-Jamal so gut wie alle Grundrechte geraubt:
die Geschworenenjury wurde nachweislich rassistisch manipuliert, Mumia wurde
das Recht auf Verteidigung seiner Wahl und das Recht auf Selbstverteidigung
verweigert ! Mumia bekam zwangsweise einen unwilligen und unfähigen
Pflichtverteidiger zugeordnet, der sogar mit Staatsanwalt und Richter ein
gemeinsames Vorgehen gegen Mumia besprach ! Mumia wurde über weite Teile
seines eigenen Prozeßes aus dem Gerichtssaal verwiesen ! Zeugen wurden von
der Polizei unter Strafandrohung dazu gebracht ihre ursprünglichen Aussagen
zum Nachteil Mumias zu ändern, andere Zeugen erst gar nicht vorgeladen !
Entlastende Beweise wurden nicht untersucht oder unterschlagen ( so
"verschwanden" z.B. Teile der tödlichen Kugel aus dem Polizeitresor) !
Finanzielle Mittel für eigene Recherchen und Untersuchungen wurden vom
Gericht verweigert ! Als "Beweise" des Staatsanwaltschafts, der die
Todesstrafe forderte, mußten Mumias politische Vergangenheit und
revolutionäre Ansichten herhalten um ihn als "potentiellen Polizistenmörder"
zu präsentieren ! ... ( Diese und andere Tatsachen wurden auch von amnesty
international recherchiert und in einer im Februar 2000 herausgebrachten
Broschüre veröffentlicht: "A life in the balance". The case of Mumia
Abu-Jamal / dt.: Ein Leben in der Schwebe. Der Fall Mumia Abu-Jamal. )
Mumia Abu-Jamal wurde des Polizistenmordes für schuldig gesprochen und zum
Tode verurteilt.

Auch 18 Jahre Todeszelle, Isolation und andere Schikanen und Mißhandlungen
konnten Mumia Abu-Jamal in seinem Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit nicht
brechen. Seine aus dem Todestrakt heraus verfassten Reden und Schriften
belegen dies und machten ihn und seinen Fall auch international bekannt.
Gemeinsam mit seinem Anwaltsteam, das in jahrelangen und aufwendigen
Untersuchungen in einer 300-seitigen Akte eindeutig belegt, daß Mumia Opfer
einer politisch motivierten rassistischen Strafverfolgung wurde, kämpft er um
einen neuen Prozeß. Eine wachsende und breite internationale Bewegung in den
USA und weltweit unterstützt diesen Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit und
konnte bisher zwei geplante Hinrichtungen, 1995 und 1999, verhindern und die
Regierenden in den USA dazu zwingen diese Hinrichtungstermine auszusetzen.
Doch trotz erdrückender Beweise über Mumias Unschuld und gegen die Stimmen
hunderttausender Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen
Bereichen auf der ganzen Welt, einschließlich solcher Institutionen wie das
Europäische Parlament und amnesty international, hat bisher jedes US-Gericht
einen neuen Prozeß abgelehnt. Es gibt die Möglichkeit die Hinrichtung von
Mumia zu verhindern und einen neuen Prozeß mit allen entlastenden Beweisen zu
erzwingen. Doch dies verlangt nach einer Bewegung, wie wir sie seit
Jahrzehnten nicht gesehen haben.
Was ist TAG X ?
Der Bundesrichter (William Yohn Jr.) hat schon zu Beginn des Jahres 2000
angekündigt eine Anhörung anzuberaumen, in der Mumias Verteidigung und die
Staatsanwaltschaft mündlich noch einmal ihre Argumente vorbringen werden.
Diese Anhörung hat bis heute nicht stattgefunden und die Bekanntgabe des
genauen Termins wird frühestens 7 Tage zuvor veröffentlicht. Der Tag an dem
diese erste öffentliche Anhörung vor dem Bundesgericht stattfinden wird,
bezeichnet die internationale Mumia-Bewegung als TAG X! Da dem Richter für
seine Entscheidungsfindung keine Fristen gesetzt sind, ist es nach wie vor
nicht klar wann dieser Tag kommen wird. Eine Bekanntgabe des Termins kann
theoretisch jeden Tag erfolgen und es muss weiterhin damit gerechnet werden,
daß dies noch dieses Jahr der Fall sein kann.
Dieser TAG X hat aus mehreren Gründen eine grosse Bedeutung!
Juristisch gesehen ist eine Vorhersage darüber, was an diesem Tag geschehen
wird äußerst schwierig. Der Bundesrichter kann theoretisch zum Beispiel bei
dieser Anhörung entscheiden ob es eine weitere Beweisanhörung geben soll, die
deshalb sehr wichtig wäre weil darin die zahlreichen Beweise für Mumias
Unschuld erstmals zu Protokoll genommen werden könnten.
Werden Mumias Beweise in dieser gerichtlichen Instanz nicht angehört, können
sie in die dann noch verbleibenden Berufungsinstanzen nicht mehr eingebracht
werden!
OB und WANN sich der Richter jedoch zu weiteren Schritten entscheidet bleibt
einzig ihm selbst überlassen. Es ist also offen ob am TAG X Entscheidungen
getroffen werden, und wieviel Zeit zwischen diesem Tag und einer weiteren
oder einer entgültigen Entscheidung über die Anordnung oder Ablehnung eines
neuen Verfahrens liegen wird. Mumias Anwälte erhoffen sich von diesem Tag
jedoch zumindest einen erkennbaren Hinweis darauf wie "dieser Richter denkt
und was er vorhat (...)."
Ein weiterer Grund für die Bedeutung von TAG X liegt in der Öffentlichkeit,
die sich an diesem Tag auf Mumia und seinen Fall konzentrieren wird.
TAG X wird Mumias erster öffentlicher Auftritt seit 1997 sein. Dieser
Gerichtstermin wird sowohl von Vertretern internationaler Presse als auch von
juristischen Beobachtern aus aller Welt begleitet und kommentiert.
An diesem Tag muss deutlich werden welche Öffentlichkeit Mumias Fall hat, für
wieviele Menschen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen er
eine Bedeutung hat und wieviele Menschen ihre Augen auf die Entscheidungen in
diesem Fall richten.
Die gesamte Bewegung für Mumia Abu-Jamal wird an diesem Tag in weltweiten
Aktionen und direkt vor dem Gerichtsgebäude in Philadelphia, massiv ihre
Forderung nach einem neuen, fairen Verfahren und nach Freiheit für Mumia zu
Ausdruck bringen.
Die Vergangenheit hat gezeigt, daß wir die Entscheidung über das Leben von
Mumia nicht einem Gericht überlassen dürfen. Nur wenn alle Menschen weltweit,
für die Gerechtigkeit eine Bedeutung hat und die für Mumia kämpfen
unmissverständlich deutlich machen, daß sie ein solches rassistisches und
politisch motiviertes Urteil nicht hinnehmen werden, können wir Mumias Leben
retten und seine Freiheit erreichen.

 

12.12.2000
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