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France: Frankreich: Jean-Marc Rouillan wieder in Isolationshaft

Frankreich: Jean-Marc Rouillan wieder in Isolationshaft

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Seit 1987 befinden sich JOELLE AUBRON, NATHALIE MENIGON, JEAN-MARC
ROUILLAN und GEORGES CIPRIANI von der bewaffneten Stadtguerilla
"Action Directe" (von 1979 bis 1987 in Frankreich aktiv) wegen
"Verbrechen gegen den Staat" im Gefaengnis. Georges gesundheitlicher
Zustand ist dermassen schlecht, dass er selbst seine
Familienangehoerigen und FreundInnen nicht mehr erkennt und zu keiner
Kommunikation mehr faehig ist. Um die Gesundheit von Nathalie steht es
ebenfalls mehr als schlecht.

Auch wenn wir als AnarchistInnen die, zum Teils sehr autoritaeren und
elitaeren politischen Ansichten und Vorgehensweisen der Action Directe
nicht gut heissen wollen und können, so sind wir doch der Ansicht,
dass sie mehr als lange genug hinter Gittern waren und endlich
freigelassen gehoeren.

Anarchist Black Cross Innsbruck

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Jean-Marc Rouillan wieder in Isolationshaft Isohaft als staatliche
Reaktion auf Mobilisierung im Knast

Am 22. November um fuenf Uhr morgens wurde Jean-Marc Rouillan
ueberraschend und ohne offizielle Begruendung aus der Centrale von
Lannemezan (Pyrenaeen) nach Fresnes (bei Paris) in die
Isolationsabteilung verlegt. Von den 13 Jahren, die Jean-Marc
mittlerweile im Knast ist, sass er allein 7 davon in Isolation in
Fresnes.
Der zunehmende Widerstand in den franzoesischen Knaesten gegen die
immer laenger werdenden Haftstrafen, gegen die Perspektivlosigkeit der
zu lebenslaenglich verurteilten, gegen das Begrabensein hinter Gittern
passt offensichtlich nicht ins herrschende Konzept einer
wohlgeordneten Knastreform, wo dieser oder jener sogenannte Missstand
beseitigt werden soll. Die Ausweitung der Kaempfe der politischen
Gefangenen, wie die Hungerstreiks baskischer, bretonischer und
korsischer Gefangener und die wachsenden Bezuege der verschiedenen
Kaempfe untereinander lassen den franzoesischen Staat auf die
bewaehrten Mittel der Repression und Isolation zurueckgreifen.
Die Rueckverlegung in den Isolationstrakt von Fresnes ist eine
besondere Provokation. Jean-Marc ist fast fertig mit einem Buch, an
dem er seit laengerem gearbeitet hat. Ein Verleger ist gefunden und
das Buch soll im kommenden Jahr erscheinen. Er schreibt darin ueber
Knastalltag, seinen und den seiner Mitgefangenen. Ohne seine
Arbeitsmaterialien, ohne seinen Computer, an dem er die letzten
Kapitel fertig stellen muesste, findet er sich jetzt in Isolatonshaft
wieder
Auch wenn die Isolationsfolter nicht den Gefangenen aus Action Directe
vorbehalten war, so wurde sie jedoch von Anfang an in besonders
exzessiver Form und ueber Jahre gegen sie angewendet. Es waren die
Isolationsabteilungen von Fresnes in denen Georges Cipriani nach ueber
6 Jahren Total- und Teilisolation schwere psychische Stoerungen bekam,
unter denen er seitdem leidet.
Gegen das staatliche Projekt der Vernichtung durch Isolation, haben
die Gefangenen aus Action Directe mit allen ihnen zur Verfuegung
stehenden Mittel gekaempft, genauso wie gegen die anschliessende
Normalisierungspolitk, die sie stillschweigend hinter den Knastmauern
begraben wollte. Mit Hungerstreiks, Diskussionsbeitraegen, Texten und
Grussworten waren und sind sie Teil in der politischen
Auseinandersetzung, drinnen und draussen.
In Frankreich gruendete sich vor 2 Jahren das Kollektiv CNLPF, das
Oeffentlichkeitsarbeit zu den Gefangenen macht und die Freilassung von
Georges und Nathalie aufgrund ihrer Haftunfaehigkeit durchsetzen will.
Die Situation der Gefangenen aus Action Directe wurde damit auch in
verschiedenen Kreisen der Linken zum Thema.
Die erneute Verlegung in Isolation ist damit auch ein Schlag gegen all
die, die sich mit den Gefangenen aus Action Directe solidarisieren.
Die Isolation muss sofort aufgehoben werden!

Die derzeitige Adresse von Jean-Marc fuer Soli-Adressen:

Jean-Marc Rouillan, 893464g 1. Div. Q.I. 91 S, Allée des Thuyas, 94261
Fresnes, Frankreich

Internationalistisches Komitee

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Erklaerung von Joëlle Aubron und Nathalie Ménigon zur Verlegung von
Jean-Marc Rouillan in Isolationshaft und zur Verweigerung des
Knastessens

Am 22. November wurde unser Genosse Jean-Marc Rouillan und fuenf
andere seiner Mitgefangenen aus Lannemezan evakuiert. Seit mehreren
Monaten war es Gefangenen, politischen und sozialen, dieses
Sicherheitsgefaengnisses gelungen ein aktives Netz der Solidaritaet
aufzubauen.
Im Mai hatten 20 von ihnen eine Woche lang das Knastessen verweigert,
zur Unterstuetzung der 3 baskischen Militanten des Gefaengnisses, die
sich dem rotierenden Hungerstreik anschlossen, der von ihrem Kollektiv
seit November 1999 durchgefuehrt wird. Im Juni wussten sie gemeinsam
den Fall des Knastes Khiam im Suedlibanon zu feiern. Am 28. September
solidarisierten sie sich mit einer 3taegigen Verweigerung des
Knastessens mit dem Kampf von Eric Minetto; an diesem Datum hatte Eric
20 Jahre, Tag fuer Tag, abgesessen und begann einen Hungerstreik,
nachdem sein wohl begruendeter Antrag auf vorzeitige Haftentlassung
auf Bewaehrung zum 4. mal innerhalb von 5 Jahren abgelehnt wurde. Und
dies sind nur 3 besondere Momente eines Widerstands, der sich im Laufe
der Monate entwickelt hat, gegen die langsame Vernichtung der
Gefangenschaft ohne Ende.
In der Woche, die diesen disziplinarischen Verlegungen vorausging,
traten die mobilen Einsatzkraefte an 2 aufeinanderfolgenden Abenden in
Aktion, indem sie mit MG's und Schlagstoecken aufmarschierten.

Heute ist Jean-Marc wieder in der Isolationsabteilung (QI) von Fresnes
und die 5 anderen werden in verschiedenen Strafanstalten gelandet
sein, vermutlich ebenfalls in den Isolationsabteilungen. Auf Anfrage
zu dieser Massnahme, erlaubt sich die Chancellerie vom "schlechten
Einfluss auf seine Genossen" zusprechen. Nach den Kriterien der
Gefaengnisadministration, sind es in der Tat schlechte Einfluesse die
die Gefangenen dazu bringen sich ihrer Moeglichkeiten des Widerstands
bewusst zu werden. Also sondert man die boesen Raedelsfuehrer aus und
das Problem wird als verschwunden betrachtet.
Verschwunden die Knastrealitaet, wo alles was lebenswichtig ist,
selten ist, verhindert wird, in ein Objekt der Erpressung verwandelt
wird ? Verschwunden die Verzweiflung und das Leid, die Akte des
Widerstands der lebendig Eingemauerten? Verschwunden die wachsende
Zahl von Gefangenen die mehr als 20 Jahre sitzen? Verschwunden die
Strafen der Eliminierung, Lebenslaenglich, Anhaeufung von Strafen die
nicht zusammengezogen werden, Strafen ohne Moeglichkeit der
Strafmilderung? Verschwunden "das langsame Morden durch tausend
taegliche Tode"1, das diese Strafen bedeuten?
Auf jeden Fall glaubt die Gefaengnisadministration eine Loesung zu
haben: Ihre Kammern der weissen Folter. Jean-Marc hat dort bereits 7
Jahre verbracht. Er muss dort raus. Sofort.
Heute, am 4.12. beginnt Nathalie Ménigon mit einer Verweigerung des
Knastessens. Am 11. Dezember wird sie von Joëlle Aubron abgeloest.

Verschiedene Kaempfe und Situationen innerhalb der Knastmauern
erfordern ebenso unsere Solidaritaet.
Vom 27 November bis 3. Dezember hat sich Edurne Sanchez del Arco,
baskische Militante, inhaftiert in Bapaume ebenso mit einer
Verweigerung des Knastessens mit ihren in Fresnes inhaftierten
Genossen solidarisiert. Um gegen die Politik der Zerstreuung und gegen
Kommunikationsverbote unter ihnen zu protestieren, haben einige dort
gefordert, in den Bunker gebracht zu werden. Andere in La Santé,
Fleury, Villepinte, Lannemezan, Toul, ... handeln auf verschiedene
Weisen um gegen diese Politik der Isolation zu kaempfen.
Seit dem 30. September wechseln sich Militante der bretonischen
Befreiungsbewegung in einem Hungerstreik ab, fuer die Zusammenlegung
und andere Rechte, die mit ihrer Realitaet als politische Gefangene
verbunden sind.
Am 16. November haben die korsischen politischen Gefangenen, die in La
Santé inhaftiert sind einen unbefristeten Hungerstreik fuer ihre
Zusammenlegung und Rueckfuehrung nach Korsika begonnen.

Von einem Kollektiv der Militanten zum anderen, die Forderungen
ueberschneiden sich. Die Politik der Zerstreuung, die Isolation dieses
oder jenen Militanten von seinen Genossen, die Anwendung der weissen
Folter durch die Totalisolation um diesen oder jenen zu zerstoeren
sind alles Ausdruecke ein und derselben staatlichen Logik. Besiegelt
im Herzen der Repression, die Kriminalisierung oder Negierung der
politischen Natur der Konflikte. Gegen diese Logik fordern wir:
- die Schliessung der Isolationsabteilungen
- die politische Zusammenlegung
- das Ende der Politik der Zerstreuung und die Verlegung der
Kollektive der baskischen, bretonischen und korsischen Gefangenen in
die Naehe ihrer Herkunftslaender
- die Freilassung der haftunfaehigen Gefangenen

Joëlle Aubron, Nathalie Ménigon politische Gefangene aus Action
Directe
4.12. 2000

1. "Die Pflicht zum Widerstand" Januar 2000 Jean-Marc Rouillan
(Veroeffentlicht im AI 239)

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Text verbreitet von Anarchist Black Cross Innsbruck:

LOM
Postlagernd
6024 Innsbruck
Austria

e-mail:  abcibk@hushmail.com
 http://www.freespeech.org/entfesselt

 

21.12.2000
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