nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Lübeck: Erklärung von Rainer Dittrich und Mehmet Karsli

erklaerung von rainer dittrich und mehmet karsli (knast luebeck) zur
verschaerfung ihrer hs - kette zur unterstuetzung der kaempfenden
politischen gefangenen in der tuerkei

erklaerung


seit dem morgen des heutigen dienstag,19.12.2000, setzt die
faschistische regierung der tuerkei sein militaer und die
todesschwadrone der sondereinheiten seiner polizei gegen die sich
seit 2 monaten im hungerstreik und seit dem 19.11.2000 auch im
todesfasten befindenden gefangenen sowie gegen die protestierenden
angehoerigen und unterstuetzerInnen ein.

der legitimierte widerstand der gefangenen soll ein fuer allemal
gebrochen werden.

die informationslage in der brd und jene in den knaesten im
besonderen ist durch das verhalten der medienverantwortlichen hier
nur als katastrophal zu bezeichnen.
die versammelte medienwirtschaft hat sich im verlauf dieses kampfes
der gefangenen in den tuerkischen knaesten und an den orten der
internationalen solidaritaet als hoerige und willfaehrige
erfuellungsgehilfen der tuerkischen verantwortlichen fuer die
ursachen des seit nunmehr 2 monaten laufenden kampfes offenbart
und macht damit deutlich, dass sie ihre aufgaben im verbund der
imperialistsichen staaten bis zuletzt zu erfuellen gedenkt.

diese erneuten erfahrungen haben innerhalb der sich gegen einen
staatlichen terrorismus wie dem tuerkischen und deutschen aktuell
wendenden gruppen, organisationen und einzelper - sonen zu
konsequenzen zu fuehren.

ecevit als einer der verantwortlichen fuer das angelaufene massaker
stellt sich vor die kameras und mikrofone und erklaert, dass
?...die terroristen auch vor sich selbst geschuetzt werden mussten"
und unter anderem aus diesem grund der hungertsreik der gefangenen
gebrochen worden sei.

die worte dieses faschisten und zoeglings deutscher politik sehe und
hoere ich grade in kurznachrichten im tv.
doch ecevit irrt.
zwar hat die tuerkische regierung in einer offenen kriegerischen
handlung unter generalstabs-planung bislang 20 der fast 50 knaeste
angegriffen, aber den kampf der gefangenen nicht brechen koennen.
dies hier und jetzt zu behaupten ist eine durchsichtige luege.

im augenblick ist die information uebers radio, dass die gefangenen
des istanbuler knastes bis jetzt alle angriffe erfolgreich
zurueckschlagen konnten.
die hochgeruesteten militaers und todesschwadrone sind trotz einsatz
schwersten geraets wie panzer, bulldozer usw seit den fruehen
morgenstunden nicht in der lage, an die um ihre rechte kaempfenden
gefangenen heranzukommen.

auch die gefangenen, die nach haertestem widerstand aus den
angegriffenen knaesten verschleppt werden konnten setzen ihren
widerstand selbstverstaendlich fort und wehren sich gegen die
kommende zwangsernaehrung.

glaubt also den luegen der moerder und folterer nicht.
nicht jenen in tuerkischer verantwortung.
nicht jenen in deutscher verantwortung.
der deutsche staat und mit ihm die amtierende regierung der
sozialdemokratie und der buendnisgruenen stehen in direkter
verantwortung auch und gerade fuer das jetzt laufende massaker in der
tuerkei.

aus diesem land, unter federfuehrung der deutschen strategen der
vernichtung von politischen fundamentaloppositionellen durch das
mittel der haft, kamen die planungen, vorbereitungen zum bau der
knaeste des f - typs nach stammheimer muster und auch die
logistischen weiterentwicklungen waehrend des errichten dieser
folterkeller.

das immer mehr unter oeffentlichen druck geratene system der folter
nach bisherigen massgaben hatte modifiziert zu werden, um es
einem ?europaeischen standart" anzupassen.
vorbild und angestrebtes muster war und ist hier das system der so
genannten ?weissen folter" in der brd.
die integration der faschistischen tuerkei in die europaeische union
soll ueber diesen weg nicht laenger in frage gestellt werden koennen.

dass diese gemeinsame strategie insbesondere in der tuerkei und der
brd effizient in die tat umgesetzt wird, ist erkennbar an den
aeusserungen des jetzigen aussenminister fischer.
ebenso an dem engsten zusammenwirken der fachministerien des innern
und der justiz beider staaten.

die architekten dieser ?intergrationsfaehigen" folter sind in den
deutschen regierungen und ihren institutionen zu finden.
in seltener offenheit erklaerte einer der massgeblichen
verantwortlichen fuer das entwickeln und anwenden
systematischer ?weisser folter" in der brd, generalbundesanwalt
nehm, anlaesslich des in 1999 in der tuerkei stattfindenden so
genannten ?anti - terror - gipfels" auf die frage eines anwesenden
journalisten :
frage: ?wie werden sie gegen den terror vorgehen?"
folterstratege nehm : ?wir machen es nicht wie ihr. (er bezog sich
damit auf die extralegalen hinrichtungen und massaker in der
tuerkei). wir stecken die terroristen lebenslang ins gefaengnis.
wenn sie rauskommen, denken sie nicht einmal im traum daran, damit
weiterzumachen."

der 28.4.1978 ist aktueller denn je.
an diesem tag traf sich ein spaeterer kanzlerkandidat der brd mit dem
fuehrer der faschistischen ?grauen woelfe" , alparsan tuerkesch,
zu einem ?. . . freundschaftlichen gespraech".
die naehe deutscher verfassungsorgane zu faschisten in aller welt und
in der tuerkei im besonderen ist keine persoenliche schwaeche
einzelner politisch verantwortlicher. diese naehe ist konzept.

rotterdam und der dort von ?grauen woelfen" unter duldung der
dortigen polizei ermordete hungerstreikende ist direkt
zurueckzufuehren auf das von deutschland ausgehende klima der
politischen akzeptanz von folter und mord.
wie berechtigt diese erkenntnis ist, zeigt sich am jetzigen schweigen
der verantwortlichen in berlin.

die politische maxime deutscher regierungen, welche adenauer auf
einer wahlkundgebung anfang juni 1958 in duesseldorf vorgegeben
hatte, gilt ohne jeden abstrich bis auf den heutigen tag und in
zynischer selbstverstaendlichkeit fuer die amtierende regierung der
sozialdemokratie und der buendnisgruenen :

?sorgen wir dafuer, dass wir die mehrheit bekommen, damit wir machen
koennen, was wir wollen."

diesem menschenverachtenden willen der verantwortlichen in berlin und
ankara haben wir entgegenzutreten.
ihr dort draussen und wir gefangene in den knaesten.

in konsequenz der anhaltenden massaker in der tuerkei und des
zustimmenden schweigens der politisch verantwortlichen hier in der
brd verschaerfen wir gefangene im luebecker knast unseren
hungerstreik.

? ab dem 27.12.2000 wird die hungerstreikkette veraendert;
? die 5 tage streikphase bleiben bestehen, aber die ruhephasen
verkuerzen wir auf nur noch 3 tage statt der bisherigen 5 tage;
? das bedeutet, dass wir gemeinsam beide phasen in angriff nehmen=
.
also : vom 27.12.2000 bis einschliesslich 31.12.2000 hs - phase und
dann vom 1.1.2001 bis einschliesslich 3.1.2001 ruhe - phase.
und dann immer so weiter, bis von den kaempfenden genossInnen in der
tuerkei entscheidungen getroffen werden ueber den weiteren verlauf.

unsere forderung ergeht an alle gefangenen in der brd und den anderen
staaten, sich mit aktionen am existentiellen kampf der gefangenen in
der tuerkei zu beteiligen.
die waffe solidaritaet darf nicht laenger ein nur unscharfes mittel
im kampf hier und heute sein.

unsere gedanken sind bei den ermordeten genossInnen, bei den weiter
um ihre rechte kaempfenden gefangenen in der tuerkei, bei den
angehoerigen und bei den unterstuetzerInnen weltweit.
stellen wir fuer die dauer dieses kampfes eigene befindlichkeiten,
politische differenzen zwischen gruppen und organisationen und
einzelpersonen in den hintergrund und bilden eine einheit in dieser,
uns alle gemeinsam fordernden zeit.
ich bin zuversichtlich, dass wir dann vereint uns hinter einer linie
versammeln werden, welche den moerdern und folterern in
regierungsaemtern deutlich werden laesst :

ihr werdet nicht ueber uns siegen!

gerade die nachricht im radio, dass ?. . . mindestens 18
gefangene" ermordet worden sind und ?. . . mit weiteren toten"
zu rechnen ist.

rainer dittrich
mehmet karsli

luebeck, 19.12.2000, 18.00 uhr


 

25.12.2000
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Int. Solidarität]  [Schwerpunkt: Kampf gegen die F-Typ Gefängnisse in der Türkei]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht