Poland: Infos zur Situation
Uebersetzung der 11. Ausgabe von 'Warhead' der FA Bialystok
NEUES BESETZTES HAUS
Im November wurde ein altes Gebaeude in Bialystok von anarchistischen
Gruppen besetzt und nach der Kneipe, die mal in dem Haus gewesen war, 'Old
Rock'n Roll' genannt. Trotz Generve durch die Polizei gelang es, vier
Partys mit unterschiedlichen kulturellen Events zu organisieren, u.a. eine
Fotoausstellung über Prag und den 1. Mai in London und Videos. Eine der
Veranstaltungen war ein Konzert des oekologischen/anarchistischen Saengers
Janusz Reichel. Ausserdem treffen sich lokale anarchistische Gruppen im Haus.
Es hat verschiedentlich Aerger mit der Polizei gegeben, das letzte Mal
resultierte darin, dass der Eingang des Hauses verbarrikadiert wurde und
die Polizei die aeussere Tuer zerstoert hat. Zum Glueck hatten sie nicht
das Recht, legal das Haus zu betreten und konnten auch die zweite Tuer
nicht zerstoeren. Aufgrund dieses Vorfalls gab es eine Anzeige gegen die
Polizei. Die Situation wird allerdings immer schlimmer. Sie bedrohen die
BesetzerInnen mit Geldstrafen und drohen damit, dass Haus frueher oder
spaeter zu raeumen. Bisher ist es aber besetzt und wird auch nicht
widerstandslos aufgegeben.
REPRESSION NACH DEM GRENZCAMP IN USTRZYKI
Mehr als 10 TeilnehmerInnen am Grenzcamp haben Briefe bekommen, in denen
sie informiert wurden, dass gegen sie Verfahren eroeffnet wurden. Allen
wird die Stoerung der oeffentlichen Ordnung und aehnliches vorgeworfen.
Diese Anzeigen sind eindeutig der Versuch, TeilnehmerInnen am Grenzcamp im
Sommer 2000 in Ustrzyki (Polen) zu bestrafen. Waehrend des Camps gab es
eine Menge antirassistischer und gegen die Grenze gerichteter Aktionen, die
der oertlichen Polizei und dem Grenzschutz schlaflose Naechte bereitet haben.
S26 GEFANGENER KAMIL OLEJNIK FREI
Kamil Olejnik, 18-jaehriger Demonstrant aus Polen wurde nach zwei Monaten
Haft aus dem Prager Gefaengnis entlassen. Ihm war Koerperverletzung eines
Polizisten waehrend der S 26-Proteste vorgeworfen worden. Nach seiner
Entlassung verbrachte er zwei weitere Tage in einem polnischen Gefaengnis
und wurde dann vor Gericht von allen Vorwuerfen freigesprochen. Die
tschechischen Behoerden hatten ihn vorher zu einem Jahr Haft verurteilt. Er
wurde, genau wie viele Andere, die waehrend der S 26-Krawalle verhaftet
wurden, in Polizeihaft gefoltert. Er verdankt seine Entlassung vielen
Solidaritaetsaktionen durch hauptsaechlich polnische AnarchistInnen, u.a.
die Besetzung des tschechischen Konsulats, Demos vor der tschechischen
Botschaft und VIEL Druck auf das Aussenministerium. Ausserdem hat
natuerlich auch sein Vater viel beigetragen, der aktiv an den Bemuehungen
beteiligt war, seinen Sohn zu befreien. Schliesslich haben auch die
Unterstuetzungsaktionen auslaendischer GenossInnen geholfen. Vielen Dank!
Ausserdem sind wir froh, dass der letzte S 26-Gefangene, ein Daene, auch
freigelassen wurde.
TREFFEN DER ANARCHISTISCHEN FOEDERATION (FA) IN TORUN
Das letzte Treffen der polnischen FA fand Ende Oktober in Torun statt. Es
gab keine Revolution, obwohl einige AktivistInnen von KURWA
(anarcho-feministische Gruppe) versuchten, ein paar feministische
Statements in den Statuten der FA unterzubringen. Es gab viel Diskussion,
aber es wurde nicht so viel entschieden. Das naechste FA-Treffen wird im
Januar in Poznan stattfinden.
FEMINISTISCHE AKTIONEN VON KURWA IN DEN STRASSEN VON WARSCHAU
Im Dezember 2000 organisierte KURWA verschiedene Strassentheateraktionen in
Warschau. Die Idee war, gegen die Einmischung von Kirche und Staat in das
Leben von Frauen und gegen Gewalt gegen Frauen zu protestieren. Es gab viel
Publikum und einigen hat es gut gefallen.
KRANKENSCHWESTERNSTREIK
Der Streik der polnischen Krankenschwestern begann Anfang Dezember. Zuerst
sollte er nur eine Warnung an die Behoerden sein, um bessere
Arbeitsbedingungen und hoehere Loehne zu fordern. Aufgrund der Passivitaet
der Regierung wurden die Krankenschwestern radikaler. In verschiedenen
Staedten und Orten in Polen arbeiten die Krankenschwestern nicht. In
einigen Staedten haben sie Gebaeude der Institutionen besetzt, die fuer das
Geld der Gesundheitsdienste verantwortlich sind (genaue Uebersetzung
unmoeglich [das betrifft die Uebersetzung vom Polnischen in's Englische]).
Die Krankenschwestern haben ausserdem einige Strassen an der Grenze und die
Zentren von ein paar grossen Staedten blockiert. Kurz nach Weihnachten
beendeten die Krankenschwestern eine mehr als zweiwoechige Besetzung des
Hauptgebaeudes des Gesundheitsministeriums. In einigen Staedten haben sich
AnarchistInnen an den Aktionen der Krankenschwestern beteiligt, z.B. der
Blockade der wichtigsten Strasse in Warschau (zwei AnarchistInnen haben
jetzt ein Anzeige wegen Verletzung eines Polizisten), Demonstrationen vor
Gebaeuden des Gesundheitsdienstes und anderen Unterstuetzungsaktionen. Die
Anarchistische Foederation hat ausserdem ein Flugblatt herausgegeben, dass
die Streiks unterstuetzt und die Krankenschwestern und AerztInnen dazu
auffordert, die Kontrolle ueber ihre eigenen Arbeitsplaetze zu uebernehmen.
Die Streiks werden von Tag zu Tag intensiver und die Zusammenarbeit
zwischen Krankenschwestern und Anarchistinnen waechst. Die Streiks der
Krankenschwestern wurden in einigen Staedten auch von Bergarbeitern und
anderen Arbeitern von Solidaritaet 80 unterstuetzt.
GEHEIMDIENST UNTERSUCHT PRAG-BETEILGUNG
Der polnische Geheimdienst (UOP) untersucht die Beteiligung von polnischen
AnarchistInnen an S26. Bisher sind schon ein paar Leute zu dem Thema vom
UOP verhoert worden. Die BeamtInnen bedrohen AktivistInnen mit Verfahren
und wollen soviele Informationen sammeln, wie sie koennen. Es ist
natuerlich eine grossartige Gelegenheit fuer sie, denn sie koennen einigen
juengeren und unerfahreneren AktivistInnen mit ihren falschen Drohungen
Aussagen entlocken. Dabei wissen wir, dass sie uns nichts anhaben koennen.
KUCHENATTACKEN
In den letzten zwei Monaten hat es mehrere Kuchenanschlaege durch
anarchistische und Oekologie-AktivistInnen gegen Politiker gegeben. Der
Minister fuer Umweltschutz, Tokarczuk, wurde waehrend einer Rede bei einer
Pressekonferenz von einem Kuchen getroffen. Ihm wurde von
Oekologie-AktivistInnen erklaert, dass der Grund hierfuer seine Arbeit fuer
den 'Umweltschutz' war, die fuer ein paar ziemlich unoekologische
Entscheidungen verantwortlich ist. Das naechste Ziel war Balcerowicz,
Ex-Premierminister, Urheber unseres beruechtigten Wirtschaftswunders im
Weltbank-Stil (was bedeutet, dass das Wunder in den Statistiken stattfindet
und es in der Realitaet nur Elend gibt). Eine Person wurde wegen dieser
Aktion festgenommen und hat ein Verfahren bekommen. Unser letztes Ziel war
der Vizepraesident des Stadtrats und Vorsitzender der Ortsgruppe der AWS
(regierende rechte Partei) in Bialystok. Hierbei wurden zehn Personen
festgenommen und der 'Angreifer' wird wahrscheinlich eine Geldstrafe
kriegen. Bei allen Aktionen gab es Unterstuertzung durch Unbeteiligte.
Sogar die Medien waren, dies Mal, fast auf unserer Seite.
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