Braunschweig: Nazischmierereien
Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße in Braunschweig von Neonazis
beschmiert
In der Zeit zwischen Donnerstag abend, 18.1. und Samstag Morgen, 20.1.01
istdie Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße in Braunschweig
(www.braunschweig.de/d/kultur/sonstige/schill/ns_gedenkstaette.html) von
Neonazis beschmiert worden. Die von der Hamburger Künstlerin Sigrid Sigurdsson
konzipierte Gedenkstätte ist im November 1997 eröffnet worden und bisher noch nicht
beschädigt worden. Alles deutet darauf hin, dass die Täter planvoll vorgingen und
einen harten rechtsextremen Hintergrund haben.
Wahrscheinlich erfolgte die Tat in der Nacht von Freitag auf Samstag, da
es unwahrscheinlich ist, dass am Samstag kein Passant die Schmierereien
bemerkt und gemeldet hat. Auch fand am Samstag ein Aufmarsch von Neonazis in Bad
Harzburg statt, so dass es sich um eine gezielte Vorfeldaktion Braunschweiger Teilnehmer
gehandelt haben könnte.
Mit Farbe (pink) wurde ein Großteil der Tafeln an der Mauer derGedenkstätte überschmiert.
An der langen Mauer befinden sich in der Mitte große Tafeln mit der
Geschichte des Lagers;rechts davon Tafeln mit Berichten ehemaliger jüdischer Häftlinge. Linksund rechts davon
sind über 160 kleinere Tafeln in zwei Reihen angebracht, von denen
bisher ca. 60 mit Erinnerungen , Stellungnahmen usw. Braunschweiger Bürger bzw.
Institutionen versehen sind. Es sind Auszüge aus den Kassetten des von Sigrid Sigurdsson
initiierten Offenen Archives, das seit Mai 2000 im benachbarten ehemaligen "Invalidenhaus"untergebracht ist. Einige Tafeln wurden offenkundig gezielt verschont,
andere in der Eile übersehen, weitere nicht mehr übermalt,
da die Täter den Ort verlassen mussten.Die Auswertung von 60 Fotos führt
zu folgender Hypothese:
Zwei ausführende Täter (wahrscheinlich standen andere Schmiere) begannen
jeweils am linken und am rechten Ende der Tafeln. Während der Linke rasch und mit kräftigemPinselstrich arbeitete, fing der Rechte nicht am Ende seines Teils an,
sondern in der Mitte an und arbeitete von links nach rechts. Dabei las
ererst einmal die Tafeltexte und verschonte z.B. die Tafeln des
Städtischen Museums, auf denen
antisemitische Zitate dokumentiert sind. Auf den Text der Bundeswehr
scheint er besonders wütend gewesen zu sein, so dass er von seinem
Malstil (ein relativ dünner Strich) abwich und das Dokument
durchkreuzte. Da er aber offensichtlich nicht schnell genug arbeitete,
blieben die Tafeln mit den Häftlingsberichten verschont. Kurz bevor die
Täter abhauen mussten, hat einer von ihnen noch drei der sieben großen
Tafeln, auf denen
die Geschichte des Lagers dokumentiert ist, in Eile beschmiert.
Auf das Gebäude des Offenen Archives wurde das einzige Symbol
angebracht; es konnte bisher nicht eingeordnet werden und ist
möglicherweise ein Phantasieprodukt (siehe beiliegendes gif oder Skizze
im beiliegenden info.doc).
Auffällig ist, dass weder Hakenkreuze noch ähnliche Symbole verwendet
wurden.
Haben sich die Täter die Ideologie des inzwischen mit internationalem
Haftbefehl gesuchten
Christian Anderle zu eigen gemacht, der in der web-page "Arisk"
propagierte, bei der Schändung jüdischer Friedhöfe sollten keine
Hakenkreuze verwendet werden, denn dadurch würde ein "arisches
Heilssymbol entweiht"
(www.doew.at/publikationen/rechts/netz/thule.html) ???
Es waren ja fast ausschließlich jüdische Häftlinge, die direkt von
Ausschwitz in das Braunschweiger
Außenlager des KZ Neuengamme transportiert wurden. Den Tätern kam es
offenkundig nicht darauf an, ideologisch unerkannt zu bleiben, denn im
Stadtteil Weststadt beschmierten sie mit derselben Farbei eine
Arztpraxis mit Hakenkreuz, Keltenkreuz und SS-zeichen. An weiteren Gebäuden wurden dort Parolen wie "V.S.D. ist gegen Antifa", "Rache für Hess V.S.D"
"Doitschland" angebracht.
Die Abkürzung V.S.D. erinnert an den 1982 verbotenen VSBD
(Volkssozialistische Bewegung Deutschland).
Wir bitten um Mithilfe
http://www.braunschweig.de/d/kultur/sonstige/schill/ns_gedenkstaette.html
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