Freiberg/ Sachsen: Chronik rechtsradikaler Übergriffe - der letzten Zeit
Alltäglicher Straßenterror von rechts
Das Spiel ist bekannt! Angetrunkene (junge) Männer tummeln sich auf
Freibergs Straßen. Sie fühlen sich prächtig und stark. Im Kopf haben
sie die Vorstellung, mit ihnen würde auch Deutschland wachsen, obwohl
die meisten von ihnen keine Ahnung davon haben. Sie kennen weder die
ostfriesischen Inseln, noch wissen sie, dass der erste Artikel der
Verfassung, unter der sie leben, die Achtung der Menschenwürde
fordert. Das trifft auch auf nicht alkoholisierte BürgerInnen
Freibergs zu, die ebenfalls an dem Spiel teilnehmen. Viele von den 48
Tsd. FreibergerInnen spielen den stummen Gast. Unsere Jugendlichen
ziehen die Ereigniskarte und treffen auf Mitmenschen, die dieselbe
Straße benutzen, in dasselbe Gebäude gehen. Die Jungmänner fühlen
sich in ihrer Gruppe stark und wollen diese Stärke auch zeigen. Das
geht nur bei physisch schwächeren, einzelnen. Da sie bereits in der
Schule gelernt haben (Biologie - Lehrplan Sachsen!), dass es
verschiedene Rassen gibt, bietet die Erkenntnis, dass ihr Gegenüber
eine andere Hautfarbe hat - so etwas können unsere Jungs auch noch
nach etlichen Flaschen Freiberger Premiums erkennen - den passenden
Anlass. Sie pöbeln, rufen etwas vom "Scheiß Ausländer!" "Deutschland
den Deutschen bla-bla" und werden handgreiflich. Unsere stummen Gäste
nehmen sich die Gemeinschaftskarte. Sie schauen zu, wie eine
afrikanische Studentin im Bahnhofsgebäude, Freibergs Tor zur
internationalen Welt, beleidigt und geschlagen wird. Wie ihr
Exekutivorgan (Polizei) haben sie auf Nachfrage nichts Genaues nicht
mitbekommen. Nur eines wissen sie immer genau: das waren keine
rechtsextremen Jugendlichen, auch wenn einer auf dem
Bahnhofsvorgelände den Arm zum Hitlergruß hebt. Im konkreten Fall
habe ja ein anderer von denen dafür gesorgt, dass er das lassen
solle. Natürlich weiß die Polizei, ihr Sprecher Meißner macht auch
keinen Hehl daraus, dass seit geraumer Zeit eine Gruppe von 10-15
Jugendlichen aus ganz normalen Familien Ärger machen.
Rechtsorientiert, heißt das in unserem Spiel.
Chronik der Übergriffe
Ende November wird ein Rußlanddeutscher in der Frauensteiner Straße
zusammengeschlagen und verletzt. Zwischen Immigranten aus Rußland und
faschistoiden Jugendlichen hatte es bereits Wochen vorher heftige
Auseinandersetzungen an der Diskothek Absalom (Freie Presse) gegeben.
Am 5. Dezember greifen ca. 15 Jungnazis um 18.30 Uhr Jugendliche in
der Burgstraße an. Ein Jugendlicher erleidet einen Schock. Die
telefonisch benachrichtigte Polizei hat gerade keinen Streifenwagen
zur Verfügung. Mit von der Partie sind die als "rechtsorientierten"
bekannten Berger-Brüder.
Am 9. Dezember verprügeln nachts ca. 15 Jungnazis in der Nähe vom
Obermarkt andere Jugendliche. Einen Tag später bedrohen ca. 15 rechte
Jugendliche fünf linke Jugendliche nachts mit Ketten, Fahrradlenkern
und Waffen. Ein Jugendlicher wird durch einen Schuß aus einer
Gaspistole am Ohr verletzt. Dieses Mal müssen die Jungnazis sich
wegmachen, einige kriegen Prügel ab.
Am 15. Dezember wird ein 16jähriger Freiberger gegen 22.00 Uhr in der
Beuststraße von Unbekannten beschimpft und getreten und am Augenlid
verletzt ["Freie Presse" vom 22.12.00].
Am 17.Dezember gegen 23.00 Uhr haben zwei unbekannte Männer an der
Kreuzung von Frauensteiner und Schmiedestraße einen Mann an Rücken
und Bauch durch Schläge verletzt, so dass der Geschlagene ins
Krankenhaus eingeliefert werden mußte ["Freie Presse" vom 19.12.00]
Silvesterabend und Neujahrmorgen spitzte sich die Situation weiter
zu: Ca. 12 Jungnazis greifen ca. 10 junge Linke an. In der
Berthelsdorfer Str. (Nähe der Kneipe "Wartburg") werden drei linke
Jugendliche mit Stangen angegriffen, geschlagen und getreten. Einer
von ihnen muß verletzt ins Krankenhaus. Später wird am gleichen Ort
ein Punk krankenhausreif geschlagen. Hier soll nach
Augenzeugenberichten der Gymnasiast Robert Sperling maßgeblich
beteiligt gewesen sein. Die Jugendlichen Marcel Schauder und Stefan
Roll wurden auch erkannt.
Am 2. Januar gegen 18.00 Uhr: Am Bahnhof wird eine afrikanische
Studentin angepöbelt, geschlagen und getreten. Sie erzählt: Nach dem
Verlassen des Zuges will sie durch die Bahnhofshalle nach Hause
gehen. In der Halle befindet sich eine Gruppe von etwa 10 jungen
Männern (ca. 16 bis 20 Jahre alt), einige mit Glatze und
Schnürstiefeln mit weißen Senkeln, einige haben Bierflaschen in der
Hand. Sie sind aber nicht betrunken. Als sie die Frau sehen, beginnen
sie zu grölen und sie zu beschimpfen ("Scheiß Ausländer"). Sie will
die Halle in Richtung Bahnhofsvorplatz verlassen, aber einer der
Jungs verstellt ihr den Weg - sie sagt "Ich will hier raus". Darauf
hin wird sie im Eingangsbereich der Halle umstellt, weiter
beschimpft, geschubst und erhält einen Tritt in die Nierengegend.
Während der ganzen Zeit reagieren weder die Leute in der
Bahnhofshalle (zahlenmäßig den Angreifern überlegen), die das
Geschehen sehen können, noch die Verkäufer des Buchladens, der
Imbiss-Bar und des Reisezentrums der DB, die alle Beschimpfungen
hören können. Zwei bis drei Menschen verlassen die Halle durch den
Haupteingang, die Jung-Nazis machen ihnen Platz, keiner von ihnen
hilft der angegriffenen Frau, die schließlich einem der so
passierenden hinterher rennt und den Bahnhof verlassen kann.. Sie
bittet einen Passanten, ihr ein Taxi vom Taxistand herüber zu den
Fahrradständern zu schicken, er antwortet, er habe es eilig. Was
machen die "Freunde und Helfer " in der Not? Als die Frau an ihrer
Wohnung ankommt, meldet sich die Polizei über ihr Handy. Ein Freund
hatte die Polizei alarmiert. Wenige Minuten nach dem Handy-Anruf sind
zwei männliche Beamte vor Ort, nehmen ihre Aussage zu Protokoll,
kontrollieren ihre Papiere und stellen die unverschämte Frage: "Was
machen Sie eigentlich hier?"
Am selben Tag kommt es wenig später gegen 18.30 Uhr zu einer
gefährlichen Körperverletzung auf der Bahnhofstraße, zwei Freiberger
(14 u. 16 J.) waren von einer Gruppe "rechtsorientierter"
Jugendlicher niedergeschlagen worden. Beide wurden stationär im
Krankenhaus aufgenommen ["Freie Presse" vom 4.01.01]
Am 18. Januar wird gegen 21.00 ein 16-jähriger (Iraner) auf der
Tschaikowskistraße von mehreren Jugendlichen beleidigt ("Scheiß
Ausländer"), geschlagen und getreten. ["Freie Presse" vom 20.01.01]
In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar haben Jugendliche in einem
Geschäft an der Körnerstraße einen Schaden von 11.000 DM angerichtet.
Der pakistanische Pächter (35) war zunächst kurz vor 1 Uhr beim
Verlassen seines Geschäftes von einem 16-Jährigen angepöbelt worden,
der sich dort mit vier weiteren Jugendlichen aufhielt. Die
Jugendlichen haben nach Polizeiinformationen Parolen mit
verfassungswidrigem Inhalt gerufen.. Nachdem der Geschädigte
fortgefahren war, drangen zumindest drei der Jugendlichen gewaltsam
in das Geschäft ein und beschädigten das Inventar ["Freie Presse" vom
05.02.01]
Das Spiel ist noch nicht aus!
Der braune Dreck muß für immer von der Straße, aus den Köpfen -
einfach von überall - verschwinden!!!
In unserem Spiel wäre jetzt Schluß. Aber wir müssen noch einmal
anfangen. Wir wollen Ergebnisse sehen. Deshalb gibt es ein
Go - In im Rathaus am 8. Februar 16.00 Uhr
Die gewählten Stadtvertreter müssen ein Vorbild sein, dafür wurden
sie gewählt (oder nicht?). Wir erwarten nicht nur Antworten auf
unsere bereits schriftlich eingereichten Anfragen, sondern deutliche
Zeichen (keine Wunder!):
Ein freundliches Zeichen für unsere ausländischen MitbürgerInnen wäre
die Umstellung der Gutscheinregelung auf Bargeldausgabe, damit sich
alle das zum Lebensunterhalt kaufen können, was sie wollen. Sie
gehören zu uns - und das wollen wir ihnen auch zeigen!
Ein großes internationales Fest auf dem Obermarkt in
Selbstverantwortung von BürgerInnen organisiert und von der Stadt
Freiberg subventioniert! Vielleicht am 8. Mai!
Von unserem obersten Stadtrepräsentanten, dem Oberbürgermeister
Konrad Heinze (CDU), erwarten wir, dass er seine in den
"Burschenschaftlichen Blättern" 3/2000 gemachten Äußerungen
zurücknimmt. Wir wollen keine öffentliche Förderung
deutschnationalen-völkischen Gedankenguts und keine Huldigung von
Männerbünden wie der "rechtsorientierten" Freiberger Burschenschaft Glückauf!
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