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Bremen: Vergewaltigungsprozess - Aufruf zur Solidarisierung-

Am Sonntag den 17. Juli 2000 wurde gegen 5h morgens im Imbiß "Toros", der sich im Bremer "Viertel" (Ecke Sielwall) befindet, eine junge Frau auf brutale Art von drei Angestellten dieses Imbisses vergewaltigt als sie sich dort etwas zu essen kaufen wollte.
Die betroffene Frau brachte die Kraft auf, die Täter schon wenige Stunden nach der Vergewaltigung anzuzeigen. Daraufhin kamen zwei der Täter in U-Haft in die JAV Os-lebshausen. Der dritte konnte
untertauchen.
Die betroffene Frau stand daraufhin die medizinische Untersuchung, die ausführlichen polizeilichen Befragungen und die Vorverhandlung vor dem Ermittlungsrichter durch.
Dort mußte sie schon detailgetreu den Tathergang schildern und die Täter identifizieren. Außerdem mußte sie sich eine Anwältin suchen und nebenbei auch noch privat mit der ganzen Sache klarkommen, unter anderem auch mit der Tatsache, daß sie nach der Tat verständlicherweise nicht arbeiten konnte und dadurch auch noch finanzielle Pro-bleme hatte.
(siehe Anmerkung)

Im Augenblick läuft im Bremer Landgericht die Hauptverhandlung, bei der alles darauf hinausläuft, die betroffene Frau kategorisch psychisch fertig zu machen. Der Prozeß ist sexistisch und alles, was man sonst noch von der deutschen Justiz und ihrer sogenannten Gerechtigkeit erwarten kann.
Zu allem Überfluß versuchen die Verteidiger der beiden Angeklagten jetzt, die Tatsache zu nutzen, daß die betroffene Frau vor ein paar Jahren schon mal vergewaltigt wurde. Damals kam es nicht zu einer Verurteilung, weil Aussage gegen Aussage stand. Dies wird nun unter dem Vorwand, mensch müsse ihre Glaubwürdigkeit überprüfen, gegen sie
verwendet. Die Frau wurde ausführlich auch zu dieser Tat befragt und nun steht fest, daß der damals Beschuldigte als Zeuge geladen wird! Er wird voraussichtlich am Dienstag, den 20.02.?01 seine Aussage machen.
Des weiteren wurde bisher mindestens eine Zeugin, die zugunsten der geschädigten Frau aussagte, von einem der Anwälte der Angeklagten unterschwellig bedroht, indem er sie vereidigen ließ und ihr zuvor in einem Ton, der keinen Zweifel offen ließ sagte, daß sie für Meineid ein Jahr (Knast) bekommen würde.
Viele Bremer Frauen und einige Männer, die sich mit ihnen solidarisiert haben gehen so oft wie möglich zu den Verhandlungen, um der betroffenen
Frau mental beizustehen. Sie unterstützen sie bei den Verhandlungen lediglich durch Präsenz, da alles andere ihr wahrscheinlich negativ
angerechnet werden würde.
Es ist aber klar, daß selbst eine Verurteilung der Täter nichts daran ändern wird, daß die Frau durch die unmenschliche Behandlung, der sie durch die Justiz, mit ihren skru-pellosen, karrieregeilen Anwälten und unfähigen Richtern (übrigens größtenteils Männer) ausgesetzt ist noch
einmal "geistig vergewaltigt" worden ist / wird.
Es ist auch klar, daß dieser Prozeß kein Einzelfall ist. Dies ist sicherlich auch ein Hauptgrund, warum so viele Frauen, denen ähnliches
passiert ist, die Täter nicht anzeigen, denn sie wissen genau, was ihnen dann blüht: Infragestellungen der Glaubwürdigkeit und weitere
Demütigungen und Entwürdigungen, sowie unterschwellige Schuldzuweisungen nach dem Motto: Da waren Sie wohl ein bißchen unvorsichtig, so spät ohne Begleitschutz draußen. (Sperr dich selbst ein, dann kann dir nichts passieren!)

Dazu sagen wir NEIN!

Wir wollen uns nicht unser Leben lang selbst beschränken, uns einsperren, um uns zu schützen und ein Leben in Angst führen!
Wir wollen uns FREI bewegen können und selbst bestimmen, WANN wir WOHIN gehen!
Wir sprechen uns gegen den Sexismus der Vergewaltiger und des Gerichts und die Art und Weise aus, wie diese Frau (und andere) vor Gericht
psychisch tyrannisiert wird!


Daher die Bitte an alle Menschen, die dies lesen:

Bitte helft uns bei unserem Protest!
Informiert euch und andere, die ihr kennt über Verhandlungstermine etc. und kommt, um die betroffene Frau zu unterstützen!
Es wäre toll wenn am Tag der Urteilsverkündung so viele wie möglich da wären!

Die Verhandlung findet im Bremer Landgericht an der Domsheide statt. Vom Bahnhof gelangt man mit den Bussen 24 und 6E dorthin (aussteigen bei der
Haltestelle "Domsheide").

Die nächsten Termine sind: am 20.02. um 9.30 Uhr
& am 22.02. um 9.00 Uhr

Anmerkung:
Spendenkonto:
Verein zur Förderung zur Kommunikation unter Frauen e.V.
Sparkasse Bremen
BLZ: 290 501 01
Kontonr.: 16 81 873

Die weiteren Prozesstermine erfahrt ihr z.B. im AStA der Uni Bremen
Tel: 0421-218-2511

oder im Infoladen Bremen unter: 0421-75682 (auch AB)

 

16.02.2001
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