nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

überall: Wir Frauen sind gleich berechtigt für die Revolution!

8. März 2001 – Internationaler Kampftag der werktätigen Frauen

Frauen lasst euch nichts gefallen!
Wir sind gleich berechtigt für die Revolution

Wir feiern den 8. März – und selbst die Bourgeosie erinnert sich daran, dass Frauen und Mädchen tagtäglich mit Benachteiligungen zu kämpfen haben: sie bekommen weniger bezahlt, leben mit ihren Kindern oft an der Armutsgrenze, sind körperlicher und seelischer Gewalt am Arbeitsplatz, in der Familie und auf der Strasse ausgesetzt. Dann werden Reden geschwungen, Alibiveranstaltungen abgehalten und der Vorsatz verlautbart, dass sich demnächst alles ändern wird. Es stimmt schon, alles ändert sich, aber nicht zu unserem Gunsten, nicht zum Vorteil der werktätigen Frauen und Mädchen, wie das jüngste Sparpaket der "Volksvertreter" zeigt. Der "Honig", der uns um‘s Maul geschmiert wird, ist bitter wie Galle und es ist Zeit, dass wir die Stacheln ausfahren und Klartext reden. Denn: Die "Segnungen", die das kapitalistische System für werktätige Frauen, – egal, ob in Österreich, der Türkei/Nordkurdistan, in Südkorea oder Nicaragua – bereithält, zeigen deutlich! , wie notwendig der Kampf der werktätigen Frauen für die vollständige Befreiung von patriarchaler und ökonomischer Unterdrückung ist.

Billig! Billig! Billa-ig! Vom Ausverkauf der weiblichen Arbeitskraft im Kapitalismus und den Folgen

Seit ca. 150 Jahren, mit dem Beginn der Industrialisierung, verkaufen Frauen ihre Arbeitskraft für Lohn. Widerstand regte sich nicht nur von seiten der männlichen Arbeitskollegen, die sich durch die Kolleginnen einer unerwarteten Konkurrenz ausgesetzt sahen, sondern auch von seiten kleinbürgerlicher Arbeiterführer und Anarchisten, die ein Verbot der Fabrikarbeit für Frauen forderten (Lassalle); die Kapitalisten lachten sich allerdings ins Fäustchen: so billige, geschickte, unter extremsten Bedingungen arbeitende Lohnsklavinnen waren Gold wert (im wahrsten Sinne des Wortes!) … Aber die Arbeiterinnen wehrten sich bereits im 19. Jahrhundert: 1869 streikten die Seidenzwirnerinnen von Lyon und setzten die Verminderung der Arbeitszeit von 12 auf 10 Stunden täglich durch. In Wien führten Meidlinger Textilarbeiter/innen 1892 einen erfolgreichen Streik durch; diese Kampfaktionen von Frauen im 19. Jahrhundert stellten jedoch Ausnahmen dar.

Seitdem hat sich einiges verändert: Frauen organisieren sich weltweit, setzen in ökonomischen und politischen Streiks ihre Forderungen nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen durch (auch wenn in den Medien selten davon berichtet wird), erlangen das Wahlrecht, nehmen teil am öffentlichen Leben … doch der Schein trügt. Wenn wir die ökonomische Situation der Frauen zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Gradmesser für den Fortschritt in der menschlichen Entwicklung nehmen, schaut’s schlecht aus: In Österreich z. B. sind zwei Drittel aller Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz Mädchen, Frauen arbeiten meist in Niedriglohnbranchen, mit sozial schlecht abgesicherten Werkverträgen oder als "freie Dienstnehmerinnen"; 27 Prozent der Frauen werden in Teilzeitjobs mit "flexibler" Zeiteinteilung (Abend- und Samstagarbeit), die nicht existenzsichernd sind, abgedrängt. Auch der Preis der weiblichen Ware Arbeitskraft ist für den Kapitalisten wesentliche attrakti! ver als jener des männlichen Lohnsklaven: Frauen verdienen heute in Österreich im Durchschnitt 44% (!!!) weniger als Männer. Niedriger Löhne bedeuten aber geringere Arbeitslosenunterstützung, weniger Krankengeld, und eine Pension zum Verhungern (die mittlere Alterspension einer Österreicherin beträgt ca. 7.900,- ATS) und … ökonomische Abhängikeit vom Mann. Verstärkt wird diese Abhängigkeit durch fehlende Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung bei Migrantinnen und die Gefahr der Arbeitslosigkeit: von "Freisetzungen" sind in ökonomischen Krisen v. a. Frauen betroffen.

Was die HERRschenden noch von uns wollen …

Die ökonomische Situation, die absolut nichts mit den Bedürfnissen und Wünschen der werktätigen Frauen zu tun hat, findet ihre diskriminierende Fortsetzung im Privat- und "Familien"leben. Für die kapitalistische Ausbeutung der Lohnarbeit ist das Zusammenleben der Arbeiter/innen in Einzelfamilien von unschätzbarem Vorteil. Warum? Weil die Reproduktion der Arbeitskräfte dort am billigsten und für das herrschende System am "konfliktfreisten" vor sich geht. Nicht die Gesellschaft, sondern Mann und Frau als Einzelpersonen sind verantwortlich für die Organisierung des Lebens außerhalb des Betriebes, für ihr Fortkommen und das ihrer Kinder. Die Hauptlast liegt dabei auf den Schultern der Frauen: Haushalts-, Beziehungs- und Erziehungsarbeit werden von den bürgerlichen Politikern in unterschiedlichen Ausmaß als "Frauensache" gefördert und befürwortet. SPÖ-Mankerl, die jahrzehntelang realpolitisch die Möglichkeiten hatten, die Diskriminierung der werktäti! gen Frauen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, jammern jetzt scheinheilig über die "Frauen"-politk der mutterkreuzideologiebehafteten Regierungsparteien: Meister Haupt "denkt" laut über ein Abtreibungsverbot nach, damit die Österreicherinnen wieder mehr Kinder bekommen und sie nicht von den "Ausländerinnen" bei der Geburtenrate überholt werden. Das imperialistische System braucht also Kinder, neuen Nachschub für die Ausbeutung, wobei es in Wirklichkeit egal ist, wo der Nachschub herkommt. Die Herrschenden sind aber nicht einmal bereit, genügend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung zu stellen: In Österreich fehlen zur Zeit 140.000, womit sich der kapitalistische Teufelskreis für die Frauen wieder schließt: Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, außerhalb der Stadt ein schlechtes öffentliches Verkehrsnetz, mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten und vor der Karenz 44% weniger Lohn als der Mann, was bleibt da noch übrig als den Haushalt zu schupfen und die Kinder zu versorgen?!

Zudem ist die kleinbürgerliche Familie der ideale Ort, um die tatsächlichen gesellschaftlichen Probleme der kapitalistischen Gesellschaft zu vertuschen: Armut, Arbeitslosigkeit, Probleme mit der Kindererziehung usw. werden als private Unzulänglichkeiten begriffen, die daraus folgenden Konflikte werden mit körperlicher und psychischer Gewalt zwischen Mann und Frau ausgetragen, wobei die Frauen und Kinder die Leidtragenden sind. Ausbruchsversuche aus diesem "Familienidyll", z. B. durch Scheidung, scheitern – wie könnte es anders sein – oft an ökonomischer Abhängigkeit und mangelnder gesellschaftlicher Unterstützung.

So geht‘s nicht weiter!

All das zeigt: Der Kapitalismus hat den Ausnahmezustand über die werktätigen Frauen verhängt, auch wenn einzelne Frauen in den imperialistischen Zentren und den abhängigen Ländern in unterschiedlichem Ausmaß davon betroffen sind. Die Illusion, sich in diesem System ein Leben lang durchwurschteln zu können, indem Frauen den ihnen – offen oder versteckt – zugewiesenen Rollen als Mama und/oder billige Lohnsklavin am besten gerecht werden, ist weit verbreitet. Die Realität stellt jedoch andere Aufgaben: Wir müssen dafür sorgen, dass den kapitalistische Zuckergeschossen sozialistischer Kugelhagel entgegengesetzt wird, der genau diejenigen trifft, die uns am liebsten ausgebeutet, unterdrückt und duckmäuserisch sehen; und das bedeutet Kampf: sei es in den Betrieben der Kampf um Lohnerhöhung oder bessere Arbeitsbedingungen, sei es gegen sexuelle, rassistische und ökonomisch diskriminierende Angriffe in der Familie, auf der Straße und durch den Staat. Da! s wird jedoch auf die Dauer nicht reichen, da jede dem herrschenden System mühsam abgerungene Verbesserung auf Wunsch des Kapitals und seiner Büttel wieder rückgängig gemacht werden kann (siehe jüngstes Sparpaket in Österreich, das sich wieder besonders gegen Frauen richtet).

Wir Kommunist/innen wollen mehr: Wir kämpfen für den Sturz des kapitalistischen Ausbeutersystems und infolgedessen für die Umgestaltung der gesamten Produktions- und Lebensverhältnisse, für den Sozialismus: die Produktion ist vollständig auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet, die im alten Gesellschaftssystem unterdrückt und ausgebeutet waren; Frauen und Männer nehmen gleichberechtigt an der Produktion teil und die ökonomische Abhängigkeit der Frau vom Mann ist aufgehoben; die Familie ist nicht länger Ordnungsfaktor der Ausbeutergesellschaft und Hausarbeit und Kindererziehung sind öffentliche Aufgaben der Gesellschaft. Wir können nicht behaupten, dass in der neuen Gesellschaftsordnung mit einem Schlag alles eitel Wonne für die Frauen sein wird und alle ideologischen Vorurteile, die sich in die Köpfe der Menschen über Jahrhunderte, Jahrtausende hineingefressen haben – mit allen katastrofalen Folgen v. a. für die Frauen – von Heute auf Morg! en verschwinden. Aber wir Kommunist/innen wissen, dass der Versuch, unsere ganzen Kräfte auf den Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung zu konzentrieren, auf jeden Fall lohnt, da dadurch die Voraussetzungen für die vollständige Emanzipation der Frau von ökonomischer und patriarchalischer Unterdrückung geschaffen sind.

  • Bolsevik Partizan Anhänger/innen Wien
  • Initiative Marxist/innen-Leninist/innen
  • Kommunistische Aktion


Get Your Private, Free E-mail from MSN Hotmail at http://www.hotmail.com.

 

08.03.2001
"Kommunistische Aktion"   [Aktuelles zum Thema: Feminismus]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht