Das Unmögliche schaffen!
Seit fast vier Jahren arbeitet in Istanbul ein außergewöhnliches Menschenrechtsprojekt speziell für Frauen. Vier Anwältinnen, darunter Eren Keskin, Vorsitzende des türkischen Menschenrechtsvereins IHD Istanbul und die deutsche Juristin Jutta Hermanns, bieten Rechtliche Hilfe für Frauen, die von staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigt oder auf andere Weise sexuell mißhandelt wurden. So lautet der etwas sperrige Name des Projekts, das seit Anfang dieses Jahres auch in Deutschland aktiv ist.
In dem soeben erschienenen Jahresbericht stellen die Autorinnen fest, dass in der Türkei "jegliche Art von Gewalt alle Lebensbereiche durchdrungen hat und selbst von den Betroffenen auf eine gewisse Art als 'legitim' angesehen wird". Um die Gewalt bekämpfen zu können sei es erforderlich, die "Struktur des staatlichen Systems zu analysieren, das der Gesellschaft diese Gewalt" aufzwinge. Ein Aufbegehren der Betroffenen dürfe nicht länger unmöglich sein. "Wir wollen ein bisschen das Unmögliche schaffen" heißt es in dem Bericht.
Durch die Arbeit des Anwältinnenbüros hat sich bei vielen Frauen ein Bewusstsein über das Unrecht systematischer sexueller Folter entwickelt, 132 Frauen haben sich bislang dort gemeldet. Im November 2000 eröffnete die Staatsanwaltschaft Beyoglu/Istanbul ein Verfahren gegen 16 Frauen, die im Juni des vergangenen Jahres eine Konferenz Gegen sexuelle Mißhandlung und Vergewaltigung organisiert beziehungsweise daran teilgenommen hatten. Prozess-Beginn ist am Mittwoch, dem 21. März 2001.
Aktuelle Berichterstattung
In den kommenden Tagen werden an dieser Stelle vielfältige Materialen für die Berichterstattung in nichtkommerziellen Medien bereitgestellt, für den Prozess-Tag selbst ist ein Interview mit einer Korrespondentin in Istanbul vorgesehen (Audio-Format mp3). Bitte schaut täglich an dieser Stelle vorbei. http://www.mediensyndikat.de/prozess/
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