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Berlin: Gynäkologie-Kongress stören!

Berlin: Gynäkologie-Kongress stören!

Vom 23. bis zum 25. März findet in Berlin ein Kinder- und Jugendgynäkologie-Kongress statt. Sein Hauptziel ist es, den normativen
Zugriff der Sexualmedizin auszuweiten und ihre Eingriffe vor einer Fachöffentlichkeit zu legitimieren. Beispielhaft dafür ist die Diskussion um die beste Form der "Therapie" an intersexuellen Kindern. Ohne dass eine
medizinische Notwendigkeit vorläge, exekutieren ÄrztInnen an ihnen die gesellschaftlichen Vorstellungen von "Normalität" und "Abweichung". Die Pathologisierung von Intersexen (Zwittern/Hermaphroditen), ist dabei nur insofern "notwendig", als es darum geht, das patriarchale System der zwei Geschlechter zu sichern. Wir sollen uns immer im klaren sein, wen wir vor uns haben: Mann oder Frau. Dabei wird verschleiert, dass die angebliche
Existenz von nur zwei Geschlechtern, genauso übrigens wie der Krankheitsbegriff eine soziale Konstruktion darstellt.

Die Folgen der Krankerklärung von Hermaphroditen sind katastrophal. Massive chirurgische und hormonelle Eingriffe sollen aus ihnen, je nach
chirurgischer Machbarkeit, Mann oder Frau werden lassen. Häufig führen die Operationen und der jahrelange Psychokrieg jedoch zu nichts anderem als einer lebenslangen Traumatisierung: das Gefühl, über Jahre hinweg vergewaltigt, gefoltert, verstümmelt und zum Objekt entwürdigender Fotografie gemacht worden zu sein. Die ohnehin äußerst fragwürdigen
Therapieziele Fortpflanzungsfähigkeit, Geschlechterrollen-Konformität und
soziale Unauffälligkeit werden dabei nur selten erreicht. Heute ist bekannt, dass bei Hermaphroditen die Entwicklung einer sog.
Geschlechtsidentität nicht prognostizierbar ist. Trotz dieses Wissens, oder vielmehr: seines Fehlens, werden die medizinischen Experimente an Zwittern fortgesetzt, denn es handelt sich um ein einträgliches Geschäft. Weltweit
werden an der Vernichtung Intersexueller Milliarden umgesetzt.

Die Medizin befindet sich mit dieser barbarischen Praxis nicht nur am extremen Endpunkt einer Linie der lebenslangen geschlechtskonformen
Zurichtung von Individuen im bürgerlichen Alltag, sondern auch in der Tradition von medizinischer Körpernormierung und Menschenzucht. Was dem
normalisierenden Blick nicht standhält, wird als "Störung", "Krankheit" oder "Fehlbildung" diagnostiziert und muss sodann umständlich beseitigt –
kurz "therapiert" – werden. Wir werden klar die rassistische und
sexualhygienische Traditionslinie der heutigen Medizin benennen, die von
Zwangssterilisationen und Hodentransplantationen bis zu Elektroschocktherapien und chirurgischen Eingriffe im Gehirn reicht und
vielleicht schon bald ihre Nachfolge in der Pränataldiagnostik zum Zweck
der "Lichtung" des auf seine optimale Verwertbarkeit getrimmten
"Menschenparks" findet.

Die ÄrztInnen, die in unseren Augen klar als TäterInnen zu benennen sind,lassen sich ob Ihres offenkundigen Zynismus nur an vier Stellen angreifen: Geld, Recht, wissenschaftlichem Ruf oder physischer Integrität. Wenn wir
sie also schon mit Argumenten nicht erreichen können, wollen wir wenigstens
verhindern, dass sie an diesem Wochenende ungestört über die beste Form der
Genitalverstümmelung und körperlichen Zurichtung diskutieren.

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Kundgebung: Samstag, 24. 3. 01, 12 Uhr
Charité Berlin, Louisenstr. 5 (Robert-Koch-Platz)
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Weitere Infos unter:  http://aggpg.de

Letztes großes Vorbereitungstreffen am 22. 3., 20 Uhr im Büro für antimilitaristische Maßnahmen, Görlitzer Str. 63.

Flugblatt ausdrucken und weiterverbreiten:
 http://sexualpolitik.de/gynkongress.pdf

Pressekonferenz am 24. 3. um 15 Uhr am Ort der Kundgebung

PS: Bitte Vermessungswerkzeuge (DNA-Test für die MedizinerInnen?) und
Lärmgeräte (Trillerpfeifen, Tröten) mitnehmen!

 

16.03.2001
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Feminismus]  Zurück zur Übersicht

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