Bad Kreuznach: Neonazi-Demo gescheitert
In der Bad Kreuznacher Innenstadt ist am letzten Samstag ein
Aufmarsch von Neonazis durch etwa 1000 Gegendemonstranten aus der
Bevölkerung verhindert worden. Die Demonstration, zu der die NPD
aufgerufen hatte, war sehr viel weniger besucht als erwartet.
Statt der angekündigten 200 fanden nur etwa 50 Rechte, unter ihnen
der bekannte Ludwigshafener Neonazi Christian Hehl, den Weg in die
rheinland-pfälzische Kleinstadt, wo nach einigem Hin und Her ein
Protestzug unter dem Motto "Keine Moschee in Bad Kreuznach"
genehmigt worden war. Die NPD, die nur schwache lokale Strukturen
besitzt, wollte mit dem Auftritt in der relativ ausländerreichen
Stadt offensichtlich provozieren. Dabei sollte der Zug durch die
Innenstadt schließlich in einer Kundgebung auf dem zentral gelegenen
Salinenplatz münden. Damit war es aber schnell vorbei.
"Ohne Bullen habt ihr keine Chance"
In der Innenstadt war nämlich gerade eine Demonstration gegen
Rechtsextremismus mit über 2000 Beteiligten zu Ende gegangen, von
dort war es nur ein Katzensprung zum Bahnhof, wo sich die Faschisten
im Schutze eines für hiesige Verhältnisse beispiellosen
Polizeiaufwandes versammelten.
Der Versuch der Rechten, den Demonstrationszug durch die Stadt
anzutreten, scheiterte am massiven Widerstand der
Gegendemonstranten, überwiegend Einheimische aus allen
Bevölkerungsgruppen. Etwa 50 Meter nach Verlassen des
Bahnhofsparkplatzes war Schluss, die Menschenmenge hatte nicht nur
die Demoroute gesperrt, sondern den gesamten Zug umzingelt und
skandierte Sprechchöre. Nach Minuten der Ratlosigkeit, während denen
unter Applaus Getränkedosen gegen die NPD-Demonstranten flogen,
musste die Polizei die "Nationaldemokraten" zurück zum
Bahnhofsgebäude führen.
"Ihr könnt nach Hause fahrn"
Während der anschließenden Kundgebung der NPD, die nun ersatzweise
vor dem Bahnhofsgebäude stattfinden musste, übertönten Pfiffe und
Buhrufe die Lautsprecher. Schließlich traten die Braunen unter
Polizeischutz entnervt den Heimweg an.
Am Rande der Veranstaltung sollen aufgebrachte Jugendliche mehrere
Neonazis verprügelt haben, sonst gab es bis auf auf kleinere
Rangeleien keine Vorfälle. Kritisiert wurde aber das nervöse
Verhalten einzelner Polizeibeamter, die bereits im Vorfeld
Gegendemonstranten mit Schikanen gegen sich aufgebracht hatten und
deren Provokationen die Situation auch hätten eskalieren können -
was wiederum auf die gesamte Polizei zurückgefallen wäre, die sich
ansonsten überwiegend korrekt verhielt.
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