Berlin: antifaschistische Kommunikationsguerilla
"Bürgeraktion" vorgetäuscht
Bezirksamt distanziert sich von gefälschtem Aufruf
Mit einem gefälschten Schreiben an die Einwohner des Bezirks Lichtenberg-Hohenschönhausen wollen
Gegner der rechtsextremen Szene
eine "Bürgeraktion" in Gang setzen. In dem Flugblatt mit dem Briefkopf des Bezirksamtes
heißt es, "Sehr geehrte Hohenschönhausener und Hohenschönhausenerinnnen, wie
Ihnen vielleicht in der letzten Zeit aufgefallen sein wird, sind in unserem Bezirk Lichtenberg-Hohenschönhausen die rechtsextremen Straftaten, die durch Jugendliche begangen werden, gestiegen. Aus diesem Grund hat das Bezirksamt die
Bürgeraktion ,Rechte Gewalttäter stoppen' ins Leben gerufen." Das Bezirksamt hat sich
von dem Schreiben umgehend distanziert.
In dem Flugblatt sind Namen, Geburtsdaten sowie Anschriften von acht 15- bis 18-jähriger Hohenschönhausenern aufgelistet, die als Straftäter bezeichnet werden. Die Empfänger der Wurfsendung werden aufgefordert, die
Genannten zur Rede zu stellen.
Sieben der acht Personen hatte die Polizei am 17. März bei einem Krawall in Alt-Friedrichsfelde nahe dem Lokal "Prozente house" festgestellt.
Drei von ihnen wurden festgenommen, wie weitere 32 Rechte sowie 38 Linke.
Angehörige der rechten Szene hatten in dem Lokal vor dem Krawall einen Vortrag über
das Leben des SS-Kriegsberichterstatter Kurt Eggers gehört. Junge Linke attackierten
dann das "Prozente house", woraufhin Rechte mit Billardstöcken und Barhockern bewaffnet auf die Straße stürmten.
Die Sicherheitsbehörden bezeichneten das gefälschte Schreiben als "bedenklich". Es sei nicht auszuschließen, dass militante Linke nun
Aktionen gegen die namentlich bekannt gemachten Rechten planten.
|