Marburg: Presseerklärung zum Burschentag am Wochenende
Vorbereitungskreis gegen den Burschentag
c/o Infoladen
Metzgergasse 1b
35037 Marburg
8.4.2001
Presseerklärung
An diesem Wochenende fand in der Stadthalle in Marburg ein außerordentlicher
Burschentag der rechtsradikalen "Deutschen Burschenschaft" (DB) statt. Die
DB ist der rechteste aller Korporationsdachverbände und stellt eine wichtige
Scharnierfunktion zwischen extremer Rechter und konservativen Kreisen dar,
ihre Mitglieder rekrutieren sich aus rechten CDU-Kreisen bis hinein ins Spektrum
der NPD und der "Freien Kameradschaften". Dadurch und durch die Tatsache,
dass Burschenschafter aufgrund des Lebensbund- und Seilschaftsprinzips gehäuft
gesellschaftlich relevante Positionen besetzen, wird der Verbreitung
rechtsradikalen Gedankenguts weiterer Vorschub geleistet und der rassistische und
sexistische Normalzustand in Deutschland noch verschärft.
Den Einfluss der Burschenschaften belegt sehr deutlich auch die Tatsache,
dass der Marburger OB Möller (CDU) auf dem Burschentag vor 300-400
Burschenschaftern, unter ihnen zahlreiche Mitglieder der NPD und der Republikaner, ein
offizielles Grußwort sprach und gegenüber der Presse das Absingen des
Deutschlandliedes in allen drei Strophen verteidigte.
Gegen den Burschentag protestierten am Samstag Morgen ca. 450-500 Menschen
friedlich vor der Stadthalle. Danach gab es noch eine Spontandemonstration in
die Oberstadt zum Haus der Normannia-Leibzig, Mitgliedsburschenschaft in der
DB, und wieder zurück zur Stadthalle.
Die massiv präsente Polizei war sichtlich überfordert und reagierte mit
völlig unangemessener Härte auf den friedlichen Protest, es wurden dabei Hunde
auf Menschen gehetzt und Schlagstöcke eingesetzt. Insgesamt wurden ca. 25
Protestierende verletzt, davon sieben durch Hundebisse. Des weiteren wurden drei
Personen in Gewahrsam genommen und erst am späten Nachmittag wieder
freigelassen. Fünfzig weitere wurden ohne Begründung oder vorhergehende Ankündigung vor
der Stadthalle eingekesselt und erst nach 1 ½ Stunden wieder freigelassen.
Von allen wurden die Personalien festgestellt und Videoaufnahmen angefertigt.
Trotzdem sehen wir als VeranstalterInnen die breiten und vielfältigen
Protestaktionen als vollen Erfolg an und streben an, die Aktionen gegen das
Korporationsunwesen in der Stadt weiter zu verstärken.
Vorbereitungskreis gegen den Burschentag
- Pressestelle -
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