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FrankfurtMain: Hauptsache abschieben!

Aktionsbündnis Rhein-Main gegen Abschiebungen

Tel.Fax. 06172/72431, e-mail:
 Ak.Asyl.Friedrichsdorf@gmx.de


Pressemeldung: 27.4.2001

Frankfurter Flughafen:
Skandalöse Zurückschiebung von 25 Männern, Frauen und Kindern nach Kolumbien
/ Berichte über unmenschliche Behandlung durch BGS-Beamte.

Wie wir erst jetzt erfahren haben, sind 25 Kolumbianerinnen und
Kolumbianern am 12. April auf dem Frankfurter Flughafen wieder zurück nach
Bogota
geschoben worden. Darüber hat sowohl das kolumbianische Fernsehen als auch
eine
große renomierte kolumbianische Zeitung berichtet. Die Zurückgeschobenen
berichten, dass sie , aus Kolumbien kommend, nach Spanien und Italien
wollten und in
Frankfurt zwischengelandet sind. Mehrere Tage wurden sie vom
Bundesgrenzschutz festgehalten und dann wieder nach Kolumbien
zurückgeschoben. Laut El
Tiempo (14. April 01) (Anlage), trugen alle Papiere bei sich, sie verfügten
über
Einladungsbriefe der Körperschaften und Familien, die sie an ihren Zielorten
in Italien und Spanien aufgenommen hätten .

José Vincente Perez, der Sprecher der Gruppe der Zurückgeschobenen,
berichtete vom Aufenthalt beim BGS wie folgt: "Wir konnten uns während 5
bzw. 8 Tagen
nicht baden, bekamen keine Nahrung und mussten auf dem Boden schlafen". Auch
vier Minderjährige und ein Kleinkind von 8 Monaten seien darunter gewesen.
"Ohne irgendeinen Grund - da man noch kein Transitvisum benötigte - klagte
uns
die deutsche Polizei des Drogenhandels an und bezeichnete uns als Lügner,"
sagte Herr Perez weiter. Bei einem achtjährigen Kind hätte man sogar eine
Analuntersuchung vorgenommen. "Die deutsche Polizei fügte unaufhörlich
hinzu,
dass wir uns als Kolumbianer darüber klar werden sollten, dass wir in
Deutschland nicht willkommen seien, weil wir aus einem Land mit armen Leuten
kämen,
die kein Geld für eine Flugreise hätten."

Die 25 Kolumbianer beschwerten sich über die Aggressivität, mit der man ihre
Erklärungen entgegennahm und die bedrohlichen Schreiereien. Ausserdem
prangerten sie an, dass man ihnen durchschnittlich 50 Dollar pro Stunde für
die
Nutzung eines Übersetzers abverlangte. Viele der Verhöre, denen man sie
aussetzte, dauerten zwischen vier und fünf Stunden, der Tarif stieg je
nachdem,
wieviel Geld die Person bei sich trug. Anderen gab man die beschlagnahmten
Dollars
nicht zurück.

Wie El Tiempo weiter berichtet, war dies nicht der erste Fall. Im Oktober
letzten Jahres, so die Zeitung, wollten 30 Kolumbianer in Frankfurt
umsteigen,
um nach Madrid weiter zu fliegen. Dies wurde von den deutschen Behörden
vereitelt. Ohne jede Rechtfertigung seien sie zurück geschoben worden.

Diese Vorgehensweise wirft viele Fragen auf: Warum werden diese Menschen an
der Weiterreise gehindert ? Warum wurden sie so lange festgehalten ? Ist
es
richtig, dass sie auf dem Boden schlafen mussten und keine Verpflegung
erhielten ? Warum ? Wieso wurden sie angeschrien und ihre Ersparnisse
beschlagnahmt ? Wieviel Geld mussten sie bezahlen und wofür ? Ist es
richtig, dass ein
achtjähriges Kind analuntersucht wurde? Ist dies gängige Praxis ? Und die
berechtigte Frage ist zu stellen, ob hier vom BGS nicht nach rassistischen
Kriterien vorgegangen wurde. Oder würden die Beamten des BGS ebenso mit
US-Amerikanern oder Japanern verfahren, die sich gerade auf der Durchreise
befinden ?

All dies sind Fragen, die schnellstens der Aufklärung bedürfen. Nicht das
erste Mal erfahren wir von Schikanen bis hin zu Misshandlungen durch
BGS-Beamte
auf dem Frankfurter Flughafen . Erinnert sei hier an die Iranische Familie
Kh., die im September letzen Jahres von Misshandlungen berichtet hat (Anlage
FR 2.9.2000).Verwiesen sei hier auch auf die Auflistung einiger Fälle von
Claus Metz vom IPPNW (Presseinformation vom 1.Juni 1999). Erinnert sei nicht
zuletzt auch an Kola Bankole und Aamir Ageeb, die bei der Abschiebung durch
Bundesgrenzschutzbeamten sogar zu Tode gebracht wurden.

 

29.04.2001
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