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Bremen: Sielwallhaus bleibt! - Aktionswoche

Sielwallhaus bleibt!

Soll der Sielwallhaus-Sumpf trockengelegt werden?
Seit vielen Jahren ist das Sielwallhaus, gerade aufgrund der politischen
Arbeit, die hier gemacht wird, konservativen sowie
rechtssozialdemokratischen PolitikerInnen und auch manchen
BehördenvertreterInnen ein Dorn im Auge. In der ersten Hälfte der
neunziger Jahre gab es eine Reihe von Hausdurchsuchungen in der
„Chaos-Zentrale“ (Focus 14/1995) und wiederholte Versuche der
Kriminalisierung einzelner hier arbeitender Gruppen beziehungsweise der
gesamten Institution - zu Verurteilungen kam es indes in keinem Fall.
Mitte der neunziger Jahre erfolgte ein Angriff durch - im wahrsten Sinne
des Wortes - die Hintertür: VertreterInnen verschiedener Behörden
verschafften sich in einer konzertierten Aktion ungebetenen und
unangemeldeten Zugang zum Haus, um es bis in seine letzten Winkel zu
inspizieren. Es folgte ein umfangreicher Auflagenkatalog zum Umbau und
zur weiteren Nutzung des Hauses, scheinbar mit dem Ziel, das
Sielwallhaus zu schließen. Doch schließlich gab es einen Zuschuß aus der
Sozial- und Jugendbehörde, mit dem die vor allem feuerpolizeilichen
Umbaumaßnahmen durchgeführt werden konnten.
Aktuell wird wieder von mehreren Stellen versucht, das Sielwallhaus
plattzumachen. So will die Jugend- und Sozialbehörde die laufenden
Zuschüsse von jährlich lediglich 21.000 Mark, mit denen die zahlreichen
Aktivitäten im Sielwallhaus finanziert werden, streichen. Gleichzeitig,
dies wurde erst Mitte Mai bekannt, will die Stadt die Miete für das ihr
gehörende und von der „Bremischen“ verwaltete Gebäude in den kommenden
Jahren um über 700 (siebenhundert) Prozent erhöhen. Derzeit zahlt die
Jugendinitiative Sielwallhaus eine vergleichsweise günstige Miete von
420 Mark monatlich, in einigen Jahren sollen es 3.000 Mark pro Monat
sein. Die bisherige geringe Mietzahlung ist durchaus üblich für der
Stadt gehörende, von „freien Trägern“ im Jugendbereich oder
vergleichbaren Institutionen genutzte Gebäude. Zwar hat der Senat im
vergangenen Jahr beschlossen, künftig für alle im Besitz der Stadt
befindliche Immobilien (auch Behörden, Schulen etc.) Miete zu kassieren,
doch ist dies ein eher langfristiges Vorhaben. Nicht einsichtig ist es
daher, warum man sich jetzt lediglich das Sielwallhaus vorknöpft, um die
horrenden Mietforderungen durchzusetzen. Denn die nicht
nicht-kommerzielle Jugendinitiative verfügt außer den Zuschüssen über
keine anderen Einnahmen, ist also überhaupt nicht in der Lage, die
geforderte Miete aufzubringen.

Sielwallhaus ist anders
Nichts gegen die anderen öffentlichen und „freien“ Träger
beziehungsweise Einrichtungen im Jugendbereich - aber das Sielwallhaus
ist anders. SozialpädagogInnen, ErzieherInnen und sonstige hauptamtliche
FürsorgerInnen? Wir brauchen sie nicht! Das Sielwallhaus bietet uns
Raum, uns selbständig zusammen zu finden, zu diskutieren, voneinander zu
lernen, vielleicht uns längerfristig zusammenzutun oder „nur“
rumzuhängen, zu klönen, zu essen, zu trinken, Filme zu gucken und
anderes mehr. Das Sielwallhaus ist nicht-kommerziell, „sub“ (-kulturell
und -versiv) und autonom. Rassistische, sexistische und homophobe
Sprüche werden hier nicht geduldet.

Sielwallhaus ist unsers
Das Sielwallhaus ist chaotisch - und gewinnt gerade dadurch einen
gewissen „Charme“: Fast 20 Jahre haben dem selbstverwalteten
Jugendzentrum, 1983 als „freies Jugendhaus“ gegründet, und seinen
NutzerInnen eher genutzt als geschadet. Nach wie vor sind wir strikt
selbstorganisiert: Programme, Entscheidungen und Beschlüsse werden
eigenverantwortlich in den jeweiligen Gruppen erarbeitet, die sich
wiederum im Hausrat zusammenfinden.
Verschiedene Gruppen setzen sich inhaltlich mit gesellschaftlichen
Verhältnissen und Strukturen sowie der herrschender Politik auseinander:
den alten und neuen Nazis, dem Rassismus - aktuell zum Beispiel in Form
der vom Senat beschlossenen Massenabschiebungen der als
„Scheinasylanten“ verunglimpften mehr als 500 kurdischen LibanesInnen -,
dem Patriachat und anderem mehr. Darüber hinaus gibt es Gruppen, die
auch praktisch zu diesen oder anderen Themen arbeiten: zum Beispiel in
der Siebdruckwerkstatt oder im Fotolabor. Auch stellen wir Räume des
Sielwallhauses anderen Gruppierungen für ihre Treffen zur Verfügung.
Einen großen Teil der Aktivitäten bilden nahezu tägliche kulturelle und
soziale Treffpunkte, natürlich nicht-kommerziell: das Antifa-Café
(dienstags), das Punkcafé (mittwochs), die schwul-lesbischen Kneipe
„Suspekt“ oder das AHA-Café der AIDS-Hilfe (beide abwechselnd
donnerstags), die Volx-Küche (freitags) oder das Sonntags-Frühstück.

Sielwallhaus bleibt
Wir werden die Kürzungs- und Mieterhöhungspläne nicht widerstandslos
hinnehmen. Deswegen wenden wir uns mit einer Aktionswoche Anfang Juni an
die Öffentlichkeit. Denn jetzt, in den kommenden Wochen und Monaten,
werden in den Behörden und Gremien die Entscheidungen über die
Rotstiftpolitik bis ins Jahr 2007 wie über die Mieterhöhung gefällt - in
den kommenden Jahren werden nur noch heute gefällte Entscheidungen
vollzogen.
Wir möchten Euch bitten, unseren Widerstand gegen die Behördenpläne
solidarisch zu unterstützen.
Sielwallhaus bleibt: so oder so!

V.i.S.d.P.: Jugendinitiative Sielwallhaus e.V.
Sielwallhaus
Sielwall 38
28203 Bremen

Regelmäßige Veranstaltungen im Sielwallhaus
dienstags: Antifa-Café, ab 17-20 Uhr.
mittwochs: Punk-Café, 21-1 Uhr.
donnerstags: Suspekt (Kneipe der gleichnamigen schwul-lesbischen
Initiative), jeden 1., 3., 5. Donnerstag im Monat, ab 20 Uhr, oder
Café Ahá (Kneipe der AIDS-Hilfe), jeden 2. Und 4. Donnerstag im Monat,
ab 21 Uhr.
freitags: Volx-Küche (vegetarisches/veganes Essen), 19 Uhr.
BARacuda, nach der Volx-Küche.
sonntags: Sonntags-Frückstück, 12-14 Uhr.


Aktionswoche vom 5.-10. Juni 2001
Dienstag, 5. Juni: Antifa-Café vor dem Sielwallhaus, ab 16 Uhr.
Mittwoch, 6. Juni: Punk-Café lädt ein (auf den Marktplatz, Ziegenmarkt
oder Ökomarkt, bitte auf Ankündigungen achten), 15-20 Uhr.
gleichzeitig: Café mit Shakes im Sielwallhaus, ab 16 Uhr.
danach: Punk-Café im Sielwallhaus, 21-1 Uhr.
Donnerstag, 7. Juni: Blutdruck on the road: Die Gruppe aus der offenen
Siebdruckwerkstatt des Sielwallhauses macht Siebdruck auf dem
Ziegenmarkt, ab 16 Uhr.
gleichzeitig: Café im Sielwallhaus, ab 16 Uhr.
danach: Volx-Küche auf dem Ziegemarkt, ab 18 Uhr.
danach: Suspekt (schwul-lesbische Kneipe) im Sielwallhaus, ab 20 Uhr.
gleichzeitig: Sofa Clubbing - radioshow: Beats und Informationen zur
Situation des Sielwallhauses. Offener Kanal, 92,5mhz, 101,85mhz über
Kabel, 21-22 Uhr.
Freitag, 8. Juni: Volx-Küche im und vor dem Sielwallhaus, ab 19 Uhr.
danach: BARacuda im Sielwallhaus.
Samstag, 9. Juni: Live-Musik umsonst & draußen (auf der
Sielwallhaus-Terrasse), 20-22 Uhr.
Sonntag, 10. Juni: Sonntags-Frühstück und Flohmarkt, diesmal an der
Weser (Höhe Sielwall), ab 12 Uhr.
Dienstag, 12. Juni: Sielwallhaus bleibt! Info- und Perspektivtreffen.
Wie ist die Aktionswoche gelaufen und wie geht es weiter? Im
Sielwallhaus, 1. Etage, 19 Uhr.

Während der Aktionswoche wird es an verschiedenen Tagen einen
Büchertisch vom Infoladen Bremen geben. Es sind noch Änderungen und
zusätzliche Veranstaltungen möglich - achtet auf Ankündigungen.

 

27.05.2001
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