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Polizeiterror in Genua

Einige PolizstInnen stürmten erst in den Garten des IMC; das Tor konnte nicht mehr rechtzeitig geschlossen werden. Als Leute die Türe schlossen und begannen, diese zu verbarrikadieren, zogen sie sich wieder zurück. Etwa gleichzeitig versuchten sie auch in die gegenüberliegende Schule einzudringen. Die PolizistInnen in forderster Front waren von der politischen Polizei DIGOS (Dipartimento Investigativo, Gruppo Opperativi Speziale), die in den letzten Tagen schon mehrmals aufgrund ihren Brutalität aufgefallen war. Sie stürmten Morgens Camps und wurden auch auf Demos
gesehen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige von ihnen auch als ProvokatuerInnen auf den Demonstrationen unterwegs waren. Sie treten in ziviler Bekleidung auf und sind oft
vermummt. Auch beim Einsatz in der Via Battisti trugen sie keine Uniformen, hatten aber Helme auf und Jacken mit der Aufschrift policia an. Zum Teil waren sie vermummt. Während sie die Strasse
bzw. die beiden Gebäude stürmten, schwangen sie ihre Schlagstöcke und schrieen lautstark.

Im Medienzentrum versuchten einige Leute, sich der anrückenden Polizei entgegenzustellen.
Währenddessen rüttelten die PolizistInnen am Tor der Schule gegenüber des Medienzentrums solange, bis es aufging. Nach einigen Minuten hatten es die 100 bis 150 Terrorpolizisten geschafft, die Schule gegenüber einzudringen, wo sie sofort mit ihren Prügelorgien begannen. Zum Teil legten sich die Leute freiwillig auf den Boden, andere mussten sich mit erhobenen Händen und Gesicht an die Wand stellen, wie Anwesende berichteten. Sie wurden auch von hinten bzw. am Boden liegend verprügelt. Ein Anwesender gab an, dass er nur noch Blut spritzen sah. Türen und Fenster wurden eingetreten, alle Sachen durchwühlt und am Boden zerstreut - alles verwüstet.

Einige Minuten später drang die Terrorpolizei auch in das Medienzentrum ein. Dort verhielt sie sich anders als im gegenüberliegenden Gebäude. Im dritten Stock, wo sich das Indymediacenter befindet, mussten sich die Leute auf den Gängen mit erhobenen Händen und dem Gesicht an die Wand stellen. Nach einigen Minuten wurden dann alle aufgefordert, sich in einen der Gänge zu begeben. Dann wurden alle Räume oberflächlich durchsucht und einige Taschenmesser, Gasmasken und Motorradhelme "gefunden", die später in einen Sack gepackt wurden. Nebenbei stahl die Polizei Datenträger wie Minidsiks, einige Handys, Fotoapparate und dergleichen. Die Polizei, die ins IMC vordrang, war von DIGOS.

Dass im Medienzentrum nicht mehr passierte, hat wohl damit zu tun, dass sich dort zahlreiche JournalistInnen aufhielten, das temporär eingerichtete Haus einen besonderen politiscchen Stellenwert hat und nach einiger Zeit DiplomatInnen kamen, die die Polizei zum Gehen aufforderten.

Als sie abgezogen waren, wurde den im IMC Anwesenden erst langsam klar, was gegenüber geschehen war bzw geschah.

Die Polizei blockierte den Eingang und wartete auf die Rettung. Etliche Leute mussten von der Rettung mit Bahren abtransportiert werden. Einige Leute konnten selbst zu den Krankenwagen
gehen. Alle, die nicht ärztlich versort wurden, wurden von der Polizei verhaftet und in Bussen abtransportiert. Von einem Verletzten erfuhren wird, dass er sich mit anderen an die Wand stellen
musste, die Hände in der Höhe - anschliessend wurden er und die neben ihm stehened von hinten verprügelt. Andere Leute, die sich auf den Boden legten, wurden am Boden liegend von der Polizei
misshandelt.

Mit mehreren Reihen verstellte die Polizei den Eingang zum Gebäude. Die Leute, die sich im Medienzentrum befanden und später ankommende DemonstrantInnen standen ihnen gegenüber.

Es kam immer wieder zu kleinen Rangeleien. Rechtsanwälte, die kamen, um die Situation zubegutachten wurden mit Gewalt am Betreten gehindert. Die Terroreinheiten der Polizei liessen keine
Person - ausser Angehörigen der Rettung, die die zahlreichen Schwerverletzten abholten - in das verwüstete Gebäude.

Für fast zwei Stunden hielt die Polizei den Eingang versperrt. Die zahlreichen eintreffenden Rettungswagen konnten die Verletzten nur notdürftig versorgen. Während der gesamten Aktion kreisten Hubschrauber über der Via Battisti. Es kam immer wieder zu kleinen Rangeleien. "Assassini" wurde den Terroreinheiten der Polizei lautstark entgegengeprüllt; die Polizei hat zumindest eine Person während der Übergriffe gegen die Proteste ermordet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einem weiteren Toten in Genua kommt bzw. gekommen ist. Der Angriff muss als faschistische Aktion angesehen werden.


Zeitgleich mit der Stürmung der Via Battisti wurden auch das bereits am Nachmittag mehrmals angegriffene Convergence-Centre und ein Campingplatz von der Polizei aufgesucht. Dabei kreisten immer Hubschrauber sehr niedrig über den Orten des Geschehens. Unseren bisherigen Informationen zufolge wurden die Plätze grob durchsucht. Über Verhaftungen und Prügel ist uns derzeit nichts bekannt.

 

22.07.2001
imc:austria    [Schwerpunkt: Genua G8 Treffen]  Zurück zur Übersicht

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